Eine erste Fahrt im noch getarnten ID. Polo
VWs elektrischer Hoffnungsträger

VW besinnt sich bei der Elektromobilität auf alte Stärken. So kommt der ID. Polo wie in den guten alten Tagen als Fronttriebler mit quer eingebautem Motor und lässt sich zudem bei vielen Ideen vom legendären VW Golf inspirieren.
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Die Erwartungen an den neuen VW ID. Polo sind hoch. Der Stromer soll bei VW die E-Mobilität attraktiv machen – und das für relativ wenig Geld.
Foto: zVg

Darum gehts

  • VW ID. Polo: Prüfstein für bezahlbare Elektromobilität und Konzernstrategie
  • Frontantrieb, Golf-DNA und Baukasten-Prinzip für vertrautes Fahrgefühl
  • Zwei Batterieoptionen: 37 kWh mit 300 km, 52 kWh mit 450 km Reichweite
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Wolfgang GomollFreier Mitarbeiter Auto & Mobilität

«Dieser Schuss muss sitzen. Sonst ist im Konzern Achterbahn.» Der Satz eines VW-Insiders bringt die Lage in Wolfsburg auf den Punkt. Der ID. Polo ist für Volkswagen weit mehr als nur ein weiteres Elektromodell. Er ist ein Prüfstein für den niedersächsischen Vielmarken-Konzern – und für die Frage, ob VW bezahlbare Elektromobilität glaubwürdig beherrscht.

Denn auf dem ID. Polo basiert eine ganze Familie: Der VW ID. Cross, der Cupra Raval und der Skoda Epiq greifen auf dieselbe Technik zurück. Gleichzeitig geht es um nichts weniger als die Verteidigung des eigenen Reviers. Die wachsende Konkurrenz aus Asien drückt die Preise – VW darf den Preiskrieg nicht verlieren. Doch ein VW muss sich auch weiterhin wie ein VW anfühlen. Genau dieser Zielkonflikt ist die grosse Herausforderung.

Zurück zu alten Stärken

Um ihn zu lösen, besinnt sich VW auf Bewährtes: Baukasten-Prinzip plus Gleichteilstrategie. Kurz gesagt: Golf-DNA statt Experimentierfreude. «Wir haben alles in die Plattform reingepackt», sagt Florian Umbach, Leiter Fahrdynamik. Und tatsächlich zeigt sich schnell: Der ID. Polo ist kein geschrumpfter ID.3 – sondern bewusst anders gedacht.

Zwar basiert auch der ID. Polo auf der MEB+-Plattform, doch anders als bei bisherigen MEB-Fahrzeugen sitzt der Elektromotor vorne. Die neu entwickelte E-Maschine wird quer eingebaut, kompakt und platzsparend. Auch die Leistungselektronik schrumpft deutlich und wandert seitlich an den Motor. Vorteil: geringere Kosten, kürzere Hochvolt-Kabel, besseres Raumangebot – und am Ende ein Fahrzeug, das sich vertraut anfühlt. Genau das war das Ziel.

Technik, wo sie wichtig ist

An entscheidenden Stellen gönnt sich VW dennoch höherklassige Technik. Der elektrische Servomotor der Lenkung sitzt direkt am Lenkgetriebe. Das Ergebnis: präzisere Rückmeldung, weniger Spiel, ein natürlicheres Lenkgefühl. Oder anders gesagt: weniger Elektroauto, mehr VW.

Auch beim Antrieb, dem Siliziumkarbid-Pulsrichter, setzt man auf Effizienz und Eigenentwicklung. Gleichzeitig soll dieser viel an Reichweite sparen. «Der Motor ist sehr effizient», sagt Thomas Budde, verantwortlich für die E-Maschinen. Und man glaubt es ihm. Das Frontantriebskonzept zahlt sich auch beim Raumangebot aus. Mit 4,05 Metern Länge bietet der ID. Polo einen Kofferraum von 435 bis 1243 Litern – deutlich mehr als der Polo mit Verbrennungsmotor. Das ist Golf-Logik im Kleinwagenformat.

Zwei Batterien stehen zur Wahl: eine 37-kWh-Batterie mit rund 300 Kilometern Reichweite und eine 52-kWh-Batterie mit bis zu 450 Kilometern Reichweite. Geladen wird am Schnelllader in 23 bis 27 Minuten von 10 auf 80 Prozent. Vier Leistungsstufen sind geplant, vom Einstieg mit 116 PS bis zur späteren GTI-Version mit 226 PS.

Vielversprechender Fahreindruck

Wir sind mit der noch getarnten 211-PS-Version in Spanien rund um Barcelona unterwegs – und schnell wird klar: Die Techniker haben Wort gehalten. Der ID. Polo fährt komfortabel, souverän und unaufgeregt. Nicht so spitz wie der Cupra Raval, dafür deutlich entspannter. Die Lenkung fühlt sich verbindlich an, das Fahrwerk bügelt Unebenheiten angenehm weg. In engen Kurven schiebt der Vorderwagen leicht – auch den Eco-Reifen geschuldet, die Reichweite bringen, aber Grip kosten. Beim Bremsen überzeugt der ID. Polo mit einer modernen One-Box-Bremsanlage, die präzise und standfest arbeitet.

Fazit: Der VW ID. Polo ist kein lauter Gamechanger, sondern ein strategisch kluges Elektroauto. Er will nicht provozieren, sondern überzeugen – mit Vertrautheit, Effizienz und solidem Fahrgefühl. Genau das könnte sein grösster Trumpf sein. Denn wenn bezahlbare Elektromobilität (noch kommuniziert VW allerdings keine Preise) funktionieren soll, dann so.

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