Darum gehts
- E-Mails enthüllen brisante Behauptungen über Trumps Wissen über Epsteins Sex-Geschäft
- US-Parlament plant Abstimmung über Veröffentlichung der Epstein-Akten
- Wie immer die Abstimmung ausgeht: Die Akten belasten Trump schwer
Der tote Jeffrey Epstein (†66) wird für Donald Trump (79) immer mehr zur Gefahr. In seinen am Mittwoch veröffentlichten E-Mails behauptet der 2019 im Gefängnis verstorbene Sexualstraftäter brisante Dinge: dass Trump von seinem schmutzigen Geschäft mit Mädchen gewusst und er dem Kreml belastende Informationen über seinen früheren Freund angeboten habe.
Nach dem Ende des Shutdowns kann sich das US-Parlament wieder mit dem heissen Thema der Epstein-Akten beschäftigen. Nicht nur die Demokraten, auch mehr und mehr Republikaner fordern schonungslose Aufklärung über dessen üble Sex-Geschäfte mit teils minderjährigen Frauen und über die involvierten Personen. Diese Woche ist im Repräsentantenhaus eine Abstimmung mit dem Ziel geplant, sämtliche verfügbaren Akten offenzulegen. Egal, wie die Abstimmung ausgeht, für Trump wird es jetzt ungemütlich.
Die Abstimmung kann drei mögliche Konsequenzen haben:
Szenario 1: Freigabe aller Akten
Die Unterlagen bringen ans Tageslicht, was Trump wirklich über Epsteins Sex-Geschäfte mit jungen und jüngsten Frauen weiss, ob er sogar selbst in irgendeiner Weise daran beteiligt war. Falls es Hinweise auf die Involvierung des jetzigen Präsidenten gäbe, käme es unweigerlich zu juristischen Konsequenzen. Die Unterstützung aus den eigenen Reihen würde schwinden, die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Impeachment-Verfahrens gegen Trump zunehmen.
Szenario 2: Teil-Freigabe der Akten
Um Opferdaten zu schützen, könnte es zu einer begrenzten Offenlegung von ausgewähltem Material mit geschwärzten Namen kommen. Viele Fragen blieben dann unbeantwortet. Trump-kritische Amerikaner werden damit nicht zufrieden sein, aber den Druck auf ihn dürfte ein solches Ergebnis verringern.
Szenario 3: Weitere Blockade
Hält Trumps Regierung die Akten weiterhin unter Verschluss, wird dies Gerüchte und Verschwörungstheorie noch mehr befeuern. Er riskiert eine ernsthafte Vertrauenskrise – auch an der eigenen Basis. Und dies dürfte sich auf die Zwischenwahlen im Herbst 2026 auswirken. Bleibt es bei einer Blockade, braucht Trump zusätzliche Erfolgsthemen, um vom Thema ablenken zu können.
Epstein-Akten spalten die Republikaner
Die Demokraten veröffentlichen Epsteins E-Mails gleichzeitig mit dem Ende des längsten Shutdowns in der Geschichte der USA, der die Verwaltung weitgehend lahmlegte. Jetzt hat das Parlament wieder Spielraum, sich Trumps Achillesferse anzunehmen.
Philipp Adorf, Republikaner-Experte an der Universität Bonn, zu Blick: «Die Epstein-Affäre gehört zu den wenigen Bereichen, in denen selbst das MAGA-Lager kaum bereit ist, einen wahrgenommenen Verrat an den eigenen moralischen Ansprüchen zu tolerieren.» Immer mehr Abgeordnete aus dem Lager des Präsidenten kooperierten nun mit der Opposition. Trump hatte seinen Anhängern im Wahlkampf immer versprochen, die Epstein-Affäre vollständig aufzuklären.
Brisanter Inhalt der Mails
In einem der Mails schreibt Epstein 2019 an den Publizisten Michael Wolff (72): «… natürlich wusste Trump von den Mädchen, als er Ghislaine sagte, sie solle aufhören.» Ghislaine Maxwell (63) war Epsteins Vertraute, die ihm unter anderem Nachschub an jungen Mädchen beschaffte. Sie sitzt deshalb eine 20-jährige Gefängnisstrafe ab. Sie hat den Präsidenten stets entlastet. Auch die veröffentlichten Mails sagen nichts darüber, ob Trump wirklich von Epsteins Geschäft wusste.
Ein anderes Mail zeigt, dass Epstein dem Kreml 2018 brisante Informationen über Trump angeboten hatte. Offenbar hegte der schwerreiche Straftäter Rachegelüste gegenüber seinem früheren Freund, mit dem er sich später zerstritten hatte.
Welche Informationen flossen, ist nicht bekannt. Adorf geht allerdings davon aus, dass sich wenig oder gar kein belastendes Material in den Händen der Russen befindet. Denn nachdem sich Trump gegenüber Wladimir Putin (73) zuerst auffallend freundschaftlich verhielt, hat er nun einen härteren Kurs gegen den Kreml-Herrscher eingeschlagen. «Dieses Risiko würde ein Präsident wohl kaum eingehen, der sich erpressbar fühlt», meint Adorf.
Spaltung ist für Trump gefährlich
Der reflexartige Vorwurf, die Epstein-Akten seien Teil eines demokratischen Komplotts, hat nach den neuen Veröffentlichungen an Schlagkraft verloren. Adorf fände es daher klüger, wenn Trump nicht als Blockierer auftreten, sondern unter klaren Vorgaben zum Schutz der Opfer zumindest eine kontrollierte Form der Transparenz zulassen würde.
«Trump muss unbedingt den Eindruck einer Vertuschung vermeiden», meint Republikaner-Experte aus Bonn. Denn dies würde die Zweifel in den eigenen Reihen verstärken und einen Keil ins MAGA-Lager treiben. Adorf: «Genau dies würde das Thema für Trump zu einer echten Gefahr werden lassen.»