Darum gehts
- USA verstärkt Hilfe für Gaza, Israel greift Hisbollah-Ziele im Libanon an
- US-Sondergesandter Witkoff reist in den Gazastreifen zur Inspektion von Hilfsgüterverteilung
- 200 Lastwagen mit Hilfsgütern passieren täglich die Grenzübergänge nach Gaza
Die humanitäre und sicherheitspolitische Lage im Nahen Osten bleibt äusserst angespannt. Während sich die USA stärker in die Hilfsbemühungen für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen einschalten, eskaliert die Gewalt an einer anderen Front: Israel fliegt erneut Angriffe auf Ziele der Hisbollah im Libanon.
Nach Angaben des Weissen Hauses wird der US-Sondergesandte Steve Witkoff (68) gemeinsam mit dem amerikanischen Botschafter in Israel, Mike Huckabee (69), am Freitag in den Gazastreifen reisen. Ziel des Besuchs sei es, die Verteilungsstellen für Hilfsgüter zu inspizieren und «aus erster Hand mehr über die dramatische Lage vor Ort zu erfahren», wie Sprecherin Karoline Leavitt (27) erklärte. Witkoff hatte bereits am Donnerstag Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Jerusalem getroffen. Gesprächsthemen waren laut Medienberichten die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen, die von der Hamas festgehaltenen israelischen Geiseln sowie die Rolle Irans.
Lage in Gaza weiterhin prekär
Seit Sonntag dürfen erstmals seit Monaten wieder in grösserem Umfang Hilfslieferungen in den Gazastreifen gelangen. Nach israelischen Angaben passieren derzeit durchschnittlich 200 Lastwagen pro Tag die Grenzübergänge. Zusätzlich werden erneut Hilfsgüter aus der Luft abgeworfen: Jordanische, emiratische und ägyptische Flugzeuge warfen in den vergangenen Stunden 43 Paletten mit Lebensmitteln an Fallschirmen über dem Küstenstreifen ab. Diese Abwürfe erfolgen in Abstimmung mit Israel. Weitere Länder, darunter auch Deutschland, wollen sich in den kommenden Tagen an der Aktion beteiligen.
Hilfsorganisationen begrüssen die Wiederaufnahme der Versorgung, kritisieren jedoch den Abwurf aus der Luft als ineffizient und riskant. «Die Mengen sind im Vergleich zu Lastwagenlieferungen minimal, zudem besteht die Gefahr, dass Paletten in dicht besiedelten Gebieten Menschen verletzen», heisst es von Helfern.
Israel greift Ziele im Libanon an
Parallel zu den humanitären Bemühungen spitzt sich die militärische Situation im Norden Israels zu. Die israelische Luftwaffe griff nach eigenen Angaben mehrere Ziele der Hisbollah im Libanon an. Dabei wurden Fabriken zur Herstellung von Sprengstoff sowie eine unterirdische Anlage für Waffenproduktion und -lagerung zerstört. Laut Verteidigungsminister Israel Katz war auch die grösste Produktionsstätte der Miliz für Präzisionsraketen unter den Zielen. Libanesische Sicherheitskreise berichteten von mindestens zehn Luftangriffen in Bergregionen im Osten und im Süden des Landes. In der Bekaa-Ebene waren auf Videoaufnahmen aufsteigende Rauchwolken zu sehen. Über Opfer oder Schäden gibt es bislang keine offiziellen Angaben.
Israel begründet die Angriffe damit, die militärische Infrastruktur der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz schwächen zu wollen. Obwohl Ende November 2024 eine Waffenruhe vereinbart wurde, kommt es seither regelmässig zu Gefechten. Die Angriffe und Gegenangriffe fordern immer wieder Todesopfer – und verstärken die Sorge, dass der Konflikt erneut ausser Kontrolle geraten könnte.