Darum gehts
- Gewalt im Gazastreifen fordert weitere Todesopfer, humanitäre Lage verschärft sich
- Uno warnen vor drohender Hungersnot und dramatischen Versorgungsengpässen
- Über 60'100 Tote und 146'200 Verletzte seit Kriegsbeginn vor neun Monaten
Im Gazastreifen hat die Gewalt erneut zahlreiche Todesopfer gefordert. Nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden innerhalb von 24 Stunden 104 Menschen bei israelischen Angriffen getötet, 399 weitere erlitten Verletzungen. Das Ministerium unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als neun Monaten sind nach palästinensischen Angaben über 60’100 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 146’200 Personen wurden verletzt. Die humanitäre Lage verschärft sich von Tag zu Tag.
Trotz zeitweise angekündigter Kampfpausen beklagen die Vereinten Nationen weiterhin zivile Opfer und dramatische Versorgungsengpässe. Das Uno-Nothilfebüro (OCHA) berichtet, dass Menschen auf der Suche nach Hilfe ums Leben kommen. Zudem sterben Kinder und Erwachsene an Hunger und Mangelernährung. «Eltern kämpfen weiterhin darum, ihre hungernden Kinder zu retten», sagte Uno-Sprecher Farhan Haq in New York.
Lage bleibt verheerend
Nach Einschätzung der Uno steht der Gazastreifen unmittelbar vor einer Hungersnot. Berichte lokaler Behörden, wonach bereits mehr als 100 Menschen verhungert sind, werden von den Vereinten Nationen als glaubwürdig eingestuft. Israel kontrolliert alle Zugänge zum Gazastreifen und hat das Gebiet vollständig abgeriegelt.
Hilfslieferungen erreichen die notleidende Bevölkerung nur schleppend. Besonders am Grenzübergang Kerem Schalom gebe es laut Uno massive Verzögerungen. Für jede Fahrt seien zahlreiche Genehmigungen der israelischen Behörden nötig. Erst wenn sichere Routen festgelegt, Bewegungen freigegeben und Luftangriffe ausgesetzt würden, könnten die Tore geöffnet werden.
Israel: Weitere Lebensmittel abgeworfen
Nach israelischen Angaben sind den vierten Tag in Folge Hilfsgüter aus der Luft über dem Gazastreifen abgeworfen worden. Die Lieferungen umfassten 32 Paletten mit Lebensmitteln, die in den vergangenen Stunden an Fallschirmen von jordanischen, emiratischen und ägyptischen Flugzeugen abgeworfen wurden, wie die israelische Armee mitteilte.
Die drei Länder koordinieren demnach ihre Abwürfe mit den israelischen Behörden. Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen will auch Deutschland mit dem Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft beginnen. Zwei Transportflugzeuge der Bundeswehr seien dafür bereits entsandt worden. Auch andere Länder kündigten an, solche Abwürfe von Hilfsgütern zu starten.
Das Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief unterdessen weitere Länder auf, sich an den Abwürfen zu beteiligen. Hilfsorganisationen halten diese Methode wegen der relativ geringen Mengen jedoch für ineffektiv und auch teuer - etwa im Vergleich zu Lastwagentransporten.