Von Migranten und Windrädern: Trumps Uno-Rede im Faktencheck
Trump teilt mächtig aus – aber was davon stimmt?

Fast eine Stunde lang sprach US-Präsident Donald Trump an der 80. Uno-Generaldebatte. Migranten, Klimawandel und anwesende Länder – nichts und niemand kam bei ihm gut weg. Doch was steckt hinter den knallharten Behauptungen Trumps? Blick macht den Fakten-Check.
Publiziert: 11:01 Uhr
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Aktualisiert: 11:39 Uhr
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Bei seiner Uno-Rede hat Donald Trump über eine Vielzahl an Themen wie Klimawandel, Migration und Konfliktlösung gesprochen.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Trump kritisiert in Uno-Rede Migranten, Grüne Energie und die Schweiz
  • Trump behauptet, sieben Kriege beendet zu haben, was kritisch gesehen wird
  • Bei seinen Aussagen zum Klimawandel widerspricht er sich selbst
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sandra MarschnerRedaktorin News-Desk

Mit dem harten Rundumschlag in seiner Uno-Rede hat US-Präsident Donald Trump (79) wieder einmal mehr bewiesen: Er nimmt kein Blatt vor den Mund – und lässt sich dabei von nichts und niemandem aufhalten. Auch nicht von Grundlagen für seine Behauptungen. 

Dabei brachte er eine erstaunliche Themenvielfalt unter: Migranten, Grüne Energie und die Schweiz – gegen alles teilte er aus. Zusammenhänge wurden dabei nicht immer klar – so betont «Politico» etwa: «Trump redete masslos wirr und verbreitete eine erstaunliche Anzahl von Unwahrheiten.»

Blick macht den Fakten-Check und erklärt, was hinter den zentralen Aussagen des US-Präsidenten steckt. 

«Ich habe sieben Kriege beendet»

Donald Trump lobte seine Stellung als Konfliktlöser. Ganze sieben Kriege will er beendet haben. Diese zählte er auch auf: Kambodscha und Thailand, Kosovo und Serbien, Kongo und Ruanda, Pakistan und Indien, Israel und Iran, Ägypten und Äthiopien sowie Armenien und Aserbaidschan.

Wie CNN schreibt, sei diese Behauptung kritisch zu sehen. Während Trumps Amtszeit schwelte zwar ein Konflikt zwischen Ägypten und Äthiopien, von einem konkreten Krieg könne jedoch nicht die Rede sein. Das gilt auch für Kosovo und Serbien. 

In vielerlei Hinsicht seien die Beziehungen einiger der genannten Länder immer noch fragil, betont «The Guardian». Denn teilweise erfolgten die Konfliktlösungen durch drastische Entscheidungen, wie etwa die Bombardierungen auf iranische Atomanlagen oder über vorläufige Abkommen. 

Inflation und Wirtschaft

Unter seiner Führung sei die Inflation in den USA besiegt worden, erklärte Donald Trump in seiner Rede. Energiekosten, Lebensmittel- und Gaspreise seien in seiner kurzen Amtszeit gesunken. 

Wie CNN schreibt, fehle für die Behauptung, die Inflation besiegt zu haben, eine Grundlage. Tatsächlich habe sich die Inflation, gemessen am Verbraucherpreisindex, seit Mai verschlechtert. Im April habe sie gar ein Vierjahrestief erreicht. Auch der Wert im August bei etwa 2,9 Prozent sei nicht weit entfernt gewesen von der 3-Prozent-Rate im Januar – dem letzten Teilmonat der Biden-Regierung. 

In Bezug auf gesunkene Lebensmittelpreise und Energiekosten verschwimmen Trumps Aussagen ebenfalls. Zwar seien laut CNN die Preise einzelner Lebensmittelartikel gefallen, im Durchschnitt sei der Preis jedoch während Trumps Präsidentschaft gestiegen. Und während der Strom in den USA grundsätzlich günstiger als in Europa oder China sei, seien die Strompreise für US-Verbraucher dennoch sprunghaft gestiegen. 

Einwanderung in Europa

Donald Trump kritisierte die europäische Haltung zur Einwanderung. «Ihre Länder gehen zur Hölle wegen illegaler Migration», erklärte er und nannte neben Deutschland und Österreich auch die Schweiz. «In der schönen Schweiz sind 72 Prozent der Menschen in Gefängnissen nicht aus der Schweiz», unterlegte er seine Behauptung. 

Mit seiner Aussage zu Schweizer Gefängnissen hat Trump tatsächlich recht: Laut Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) vom Januar 2025 haben 72,5 Prozent der Gefangenen hierzulande keinen Schweizer Pass.

Doch daraus ein Pauschalurteil über die europäische Migrationspolitik zu bilden, ist schwierig. Dafür sei Einwanderung ein zu komplexes Thema, betont «The Guardian». Zudem habe sich Trump ausschliesslich auf Spott über den europäischen Weg beschränkt, anstatt eine Lösung für grenzüberschreitende Probleme nach dem amerikanischen Beispiel zu bieten, verdeutlicht «Politico».

So spricht Trump über die Schweiz
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«Eure Länder gehen zur Hölle»:So spricht Trump über die Schweiz

Umwelt und Grüne Energie

Den Klimawandel erklärt Trump zum «grössten Schwindel, der jemals auf der Welt verübt wurde. Alle diese Vorhersagen der Vereinten Nationen und vieler anderer, oft aus schlechten Gründen, waren falsch». Grüne Energie nannte er weiter einen «Betrug». Fakt ist jedoch, dass ein umfassender wissenschaftlicher Konsens darüber besteht, dass der Klimawandel eine belegbare Tatsache ist.

«Politico» verdeutlicht zudem, dass sich der US-Präsident während seiner Behauptungen selbst widersprach. Während er behauptete, dass der CO2-Fussabdruck keine Rolle spiele, beklagte er zugleich die Luftverschmutzung in einigen Regionen. 

Ein Dorn im Auge war Trump in seiner Rede vor allem Windkraft. Er behauptete, dass China der führende Hersteller von Windrädern sei, aber selbst «nur sehr wenige Windparks» besitze. Wie CNN betont, eine irreführende Aussage, denn China sei weltweit führend in der Erzeugung von Windkraft und verfüge über Windparks an Land und auf See. 

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