Rundumschlag an der Uno-Vollversammlung – auch die Schweiz kritisierte er
Was Donald Trump nur zwischen den Zeilen sagte

Dass Donald Trump viel Eigenlob und scharfe Kritik an den andern äussern würde, hatte man erwartet. Doch seine Rede vor der Uno-Vollversammlung enthielt versteckte Botschaften. Blick hat sie entschlüsselt.
Publiziert: 20:33 Uhr
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Aktualisiert: vor 35 Minuten
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Donald Trumps Rede am Dienstag vor der Uno-Vollversammlung dauerte 55 Minuten.
Foto: AP

Darum gehts

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Guido FelderAusland-Redaktor

Zum 80. Geburtstag wollte sich die Uno eigentlich selber feiern. Doch der Organisation, die die Welt zusammenhalten sollte, ist nicht zum Feiern zumute. Die Welt ist in Aufruhr, wie schon lange nicht mehr.

Da wirkte Donald Trumps (79) Rede am Dienstag an der Vollversammlung in New York wie Salz auf eine offene Wunde. Er kritisierte die Uno auf allen Ebenen, sogar wegen des defekten Teleprompters und einer stockenden Rolltreppe. 55 Minuten lang sprach er zu aktuellen Themen, wobei seine wahren Botschaften zwischen den Zeilen zu hören waren.

Die einst ländervereinenden Vereinten Nationen verlieren an Bedeutung. Unter Donald Trump haben sich die USA aus mehreren Uno-Organisationen zurückgezogen, darunter der Weltgesundheitsorganisation WHO, dem Menschenrechtsrat und dem Klimaschutzabkommen.

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Im Publikum sass First Lady Melania Trump, die auf einer defekten Rolltreppe zum Glück nicht gestürzt war.
Foto: keystone-sda.ch

Ein Spaltpilz ist unter anderem die Nahost-Politik. Kurz vor der Versammlung haben mehrere Länder angekündigt, Palästina als Land anzuerkennen. Damit haben mit China, Russland, Frankreich und Grossbritannien vier der fünf Veto-Mächte im Uno-Sicherheitsrat Palästina anerkannt. Nur die USA wehren sich wegen der engen Freundschaft zu Israel dagegen.

Mit Spannung wurde die Rede von Donald Trump erwartet, der die zugeteilte Redezeit um das fast Vierfache überschritt. Wir erklären, zu welchen Themen er sprach und was er damit wirklich meinte. 

Migration

Ausländer vergewaltigen Frauen, schmuggeln Drogen und rufen in London nach der Scharia: Trump will nicht nur die illegale Einwanderung im eigenen Land stoppen, sondern fordert alle Länder auf, «das gescheiterte Experiment der offenen Grenzen zu beenden».

Er sprach dabei auch über die Schweiz. «In der Schweiz, der wundervollen Schweiz, sitzen 72 Prozent Ausländer in den Gefängnissen», sagte er zu den versammelten Staatsvertretern. Und er ermahnte sie: «Passt auf euer Erbe auf. Eure Länder gehen zur Hölle.»

Blick meint: Die illegale Immigration ist Trumps Top-Thema. Da dürfte er die Schraube noch weiter anziehen: «Wenn du kommst, stecken wir dich ins Gefängnis, schaffen dich zurück oder sogar noch weiter …» Was er mit «noch weiter» meinte, liess er offen. Man kann es aber erahnen, wenn man auf sein Vorgehen gegen Schmuggler schaut: Drogenboote lässt er per Kampfjet in die Luft sprengen – ohne Rücksicht auf möglicherweise unschuldige Menschen an Bord. 

Ukraine

Trump muss es erneut eingestehen: Er hat sich in Wladimir Putin (72) getäuscht und gemeint, dass es dank der Freundschaft einfacher wäre, Frieden zu stiften. Nun macht er Russland lächerlich: «Der Krieg sollte wohl bis zur Eroberung der Ukraine nur einige Tage dauern, jetzt sind es über drei Jahre.»

Blick meint: Weitere Verhandlungen mit Putin dürfte Trump zurzeit ausschliessen. Jetzt zielt er auf Russlands Verbündete. «China und Indien feuern den Krieg an», meinte er. Er will jene Länder, die mit Handel Russlands Kriegskasse füllen, mit Zöllen bestrafen. Ob aber wirklich etwas geschehen wird, ist fraglich. Es sind Drohungen, die er schon lange ausspricht und die bisher leere Worte blieben. 

Uno

Trump behauptet von sich, in sieben Monaten sieben Kriege beendet zu haben – eine Aufgabe, für die er sich den Friedensnobelpreis erhofft und die eigentlich die Uno lösen müsste. Doch die habe ihm nicht geholfen. Statt Probleme zu lösen, kreiere sie neue, etwa in der Ankurbelung der Migration, sagte er. Ja, sie schaffe es nicht mal, dass der Teleprompter für seine Rede funktioniere. Zudem sei die First Lady fast gestürzt, weil die Rolltreppe im Uno-Gebäude plötzlich stehen blieb.

Blick meint: Trump zieht die Uno mit Nebensächlichkeiten ins Lächerliche. Für ihn sind die verbindenden Organisationen reine «Geldverschwendung». Wenn die Uno nicht sofort abspeckt, dürfte sich Trump noch aus weiteren Uno-Organisationen verabschieden. 

Naher Osten

Die Anerkennung eines Staates Palästina bezeichnet Trump als Auszeichnung für die Hamas. «Wir dürfen den 7. Oktober 2023 nicht vergessen», sagte Trump. Seine Message an die Terrororganisation: «Lasst die Geiseln jetzt frei. Und zwar alle.»

Blick meint: Seine ultimative Warnung an die Hamas ist eine Motivation für Israel, den Krieg im Gazastreifen voranzutreiben. Gleichzeitig ist es eine Warnung an andere Staaten, die Palästina (noch) nicht als Staat anerkannt haben. 


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