Darum gehts
- Trump warnt vor Paracetamol in der Schwangerschaft, Experten widersprechen
- WHO und EMA bestätigen Sicherheit von Paracetamol für Schwangere
- Eine schwedische Studie 2024 fand keinen Zusammenhang zwischen Paracetamol und Autismus
Paracetamol mache ungeborene Kinder krank, behauptete Donald Trump (79) in einer Pressekonferenz am Montag. Der US-Präsident erklärte, die Einnahme des Schmerzmittels in der Schwangerschaft könne «zu einem massiv erhöhten Risiko für Autismus» führen. Seine Worte verbreiteten sich rasch via soziale Netzwerke – und sorgten weltweit für Verunsicherung bei Schwangeren.
Doch in der Forschung finden sich dafür keine Belege. Fachleute warnen vielmehr vor einer politisch motivierten Panikmache. Denn Paracetamol gilt nach wie vor als das sicherste Schmerzmittel in der Schwangerschaft.
Trumps Auftritt fiel zeitlich zusammen mit der Ankündigung des US-Gesundheitsministers Robert Kennedy Jr. (71), die Ursachen einer angeblichen Autismus-«Epidemie» in den USA untersuchen zu lassen. Kennedy ist seit Jahren für seine impfskeptischen Positionen bekannt. Viele Wissenschaftlerinnen und Ärzte befürchten deshalb, dass eine seriöse Aufarbeitung durch ideologische Vorurteile überlagert werden könnte.
Ein altbekanntes Thema
Ganz aus der Luft gegriffen ist die Diskussion nicht. Bereits um 2010 begannen Mediziner zu untersuchen, ob Paracetamol die Entwicklung von Kindern im Mutterleib beeinflussen könnte. 2021 veröffentlichten rund hundert Forscherinnen und Forscher im Fachjournal «Nature Reviews Endocrinology» einen Aufruf, Schwangere vorsorglich vor dem Gebrauch zu warnen.
Die Stellungnahme wurde wegen ihres dramatischen Tons kritisiert. Denn die Datenlage war schwach. Viele der zitierten Studien waren Beobachtungsstudien – diese können Zusammenhänge aufzeigen, aber keine Ursachen beweisen.
Was Studien zeigen – und was nicht
Besonders viel Aufmerksamkeit erhielt eine 2015 publizierte Untersuchung aus Dänemark. Forscherinnen und Forscher werteten Gesundheitsdaten von Tausenden Kindern aus und kamen zum Schluss: Wenn Mütter während der Schwangerschaft Paracetamol genommen hatten, war das Risiko für Autismus bei den Kindern um rund 50 Prozent erhöht.
Doch andere Studien konnten diesen Befund nicht bestätigen. Kritiker bemängeln methodische Schwächen: Vielleicht sind nicht die Tabletten das Problem, sondern die Krankheiten, die zu deren Einnahme führen. Fieber oder Entzündungen während der Schwangerschaft gelten selbst als Risikofaktoren für Entwicklungsstörungen.
Eine im Jahr 2024 veröffentlichte grosse Untersuchung aus Schweden brachte Klarheit. Die in «Jama» publizierte Studie berücksichtigte auch Geschwistervergleiche – wichtig, weil Autismus eine starke genetische Komponente hat. Ergebnis: Zwischen der Einnahme von Paracetamol und Autismus liess sich kein Zusammenhang feststellen.
Einschätzungen von WHO und EMA
Auch internationale Behörden sehen keinen Grund zur Alarmierung. Die Weltgesundheitsorganisation erklärte am Dienstag, einige Beobachtungsstudien hätten zwar einen möglichen Zusammenhang nahegelegt, «die Angaben sind aber widersprüchlich». Mehrere andere Arbeiten hätten keinen Effekt nachgewiesen.
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA bekräftigte: «Paracetamol kann während der Schwangerschaft genommen werden.» Allerdings solle wie bei allen Medikamenten die niedrigste noch wirksame Dosis gewählt werden – so kurz und so selten wie möglich.
Gerade im Vergleich zu anderen gängigen Schmerzmitteln ist Paracetamol die deutlich bessere Wahl. Medikamente wie Ibuprofen oder Aspirin sind in der späten Schwangerschaft tabu, da sie schwere Komplikationen verursachen können – von Missbildungen bis hin zum Tod des Babys.
Fazit
Trumps Warnung vor Paracetamol ist wissenschaftlich nicht haltbar. Für Schwangere gilt weiterhin: Wenn Schmerzen oder Fieber auftreten, ist Paracetamol das Mittel der Wahl – vorausgesetzt, es wird in normalen Dosierungen genommen.
Dass das Thema regelmässig hochkocht, liegt weniger an neuen Erkenntnissen, sondern vielmehr an dessen politischer Aufladung. Für viele werdende Mütter bleibt entscheidend, was deren Arzt oder Ärztin empfiehlt – nicht, was Donald Trump in einer Pressekonferenz behauptet.