Darum gehts
Donald Trump (79) wäre offenbar gerne Bürgermeister. Nebst seinen Kuschel-Gipfeln mit mutmasslichen Kriegsverbrechern in Alaska verbringt der mächtigste Mann der Welt dieser Tage nämlich auffällig viel Zeit damit, vermeintlich heruntergekommene US-Metropolen auf Vordermann zu bringen.
Letztes Beispiel: die Hauptstadt Washington D.C., die übrigens erst seit 1973 einen eigenen Bürgermeister hat und vorher fast 200 Jahre lang indirekt vom US-Präsidenten regiert wurde. Da liess Trump vor exakt zwei Wochen 2000 Nationalgardisten (Reservisten der US-Armee) aufmarschieren, um auf Verbrecherjagd zu gehen. Trumps jüngste Wahnsinnsaktion ist bislang ein voller Erfolg – und das gleich in doppelter Hinsicht.
Einerseits ist die Kriminalitätsrate in Amerikas 700’000-Einwohner-Hauptstadt tatsächlich signifikant gesunken, seit Trump am 11. August den Notstand ausrufen liess. Nach einer Woche vermeldete die Hauptstadtpolizei erfreuliche Nachrichten: Autoeinbrüche gingen um 19 Prozent zurück, Gewalttaten um 17 Prozent. Die beiden Morde in der ersten Woche nach der Gardisten-Entsendung entsprechen dem traurigen Schnitt in Washington.
Autoeinbrüche gehen um 83 Prozent zurück!
Heute, zwei Wochen nach Trumps «Durchgreifen» in der Hauptstadt, sieht die Statistik noch besser aus. Autoeinbrüche gingen um 83 Prozent zurück, Überfälle um 46 Prozent und Autodiebstähle um 21 Prozent. Trumps Versprechen, dass es «bald keine Kriminalität» mehr geben werde in der demokratisch regierten Stadt, ist damit zwar nicht erfüllt. Aber immerhin: Seine äusserst umstrittene «Notmassnahme» scheint auf den ersten Blick zu wirken.
Kritiker aber werfen ein, dass die Kriminalitätsrate in Washington sowieso seit Jahren sinke (die Statistik bestätigt das) und dass sich insbesondere die lästige Gang-Kriminalität jetzt einfach in andere, an Washingtons Innenstadt angrenzende Bezirke verschieben werde. Zudem lasse sich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob die Anzahl Gewaltverbrechen in dieser kurzen Zeit tatsächlich so stark gesunken sei, da sich viele dieser Straftaten erst verzögert in den Statistiken niederschlagen.
Trotzdem ist Trumps Aktion aus Sicht der Republikaner ein voller Erfolg. Auch, weil ihm die Demokraten einmal mehr auf den Leim gegangen sind. Statt selbst hervorzuheben, was sie gegen die teils frappante Kriminalität in amerikanischen Innenstädten unternehmen, betonten diverse prominente Vertreter vor den Fernsehkameras, wie unnötig und übertrieben Trumps Eingreifen sei.
Perfektes Videomaterial, das Trumps Team für den anstehenden Zwischenwahl-Wahlkampf (die «Midterms» finden im November 2026 statt) mit Crime-Bildmaterial aus den «Inner Cities» zusammenschneiden und aufzeigen kann, wie weltfremd die US-Demokraten sind.
Zwei Milliarden für die «Verschönerung» der Hauptstadt
Dass acht von zehn Bewohnern der US-Hauptstadt laut einer Umfrage der «Washington Post» entschieden gegen den Einsatz der Nationalgardisten in ihrer City sind, scheint Trump nicht im Geringsten zu stören. Gedanklich ist er – das gibt er offen zu – schon dabei, seine Truppen auch nach Chicago, New York, Baltimore und San Francisco zu entsenden.
Vor der Weissen-Haus-Tür will Trump derweil rund zwei Milliarden US-Dollar in die «Verschönerung» («beautification») der Hauptstadt stecken, wenn die Kriminellen erst einmal verschwunden sind. Neuer Rasen für die Parks, «damit sie aussehen wie die Trump-Golfplätze», keine Graffitis mehr an den Wänden, ein 200-Millionen-Ballsaal für das Weisse Haus: Pünktlich zum 250. Geburtstag der USA 2026 soll die Hauptstadt in neuem Glanz erstrahlen.
Bis dahin sollten auch die Nationalgardisten aus Washington abziehen. Gerade hübsch sieht das nämlich nicht aus, diese seit Anfang der Woche mit Sturmgewehren bewaffneten Soldaten im Herzen der Hauptstadt der Vereinigten Staaten.