Mann bewirft FBI-Beamten aus Protest mit Sandwich
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Wird als Held gefeiert:Mann bewirft FBI-Beamten aus Protest mit Sandwich

Er warf ein Sandwich auf einen Grenzschutzbeamten – nun drohen ihm acht Jahre Haft
Wie der «Sandwich Guy» zum Symbol der Trump-Proteste wurde

Das neuste Symbol im Protest gegen Donald Trump und die US-Regierung: ein Sandwich. Bei Protesten in der US-Hauptstadt warf der Regierungsangestellte Sean Dunn ein belegtes Brot auf einen Grenzschutzbeamten. Nun ist er seinen Job los, und ihm drohen mehrere Jahre Haft.
Publiziert: 18:56 Uhr
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Aktualisiert: 19:43 Uhr
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Sean Dunn protestierte am 10. August in Washington gegen US-Präsident Donald Trump und den Einsatz der Nationalgarde. In seiner Hand: ein Sandwich.
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Darum gehts

  • Mann wirft Sandwich auf Grenzschutzbeamten und wird zum Protestsymbol
  • Sean Dunn beschimpft Beamte als Faschisten und flüchtet nach Sandwich-Wurf
  • Bis zu acht Jahre Haft drohen dem 37-Jährigen für die Aktion, er verlor seinen Job
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Sandra MarschnerRedaktorin News-Desk

Ein Sandwich wird zum Protestsymbol. Sean Dunn (37) schloss sich am 10. August den Protesten gegen US-Präsident Donald Trumps (79) Einsatz der Nationalgarde wegen der angeblich ausufernden Kriminalität in Washington an. Doch welchen Effekt das auslösen würde, damit hätte er wohl nicht gerechnet. 

Dem Regierungsangestellten, der im US-Justizministerium arbeitete, missfiel die enorme Militärpräsenz in seiner Heimatstadt gewaltig. In einem Video, das in den sozialen Medien schnell viral ging, sieht man ihn auf mehrere US-Grenzschutzbeamte zugehen. Er beschimpft sie als «Faschisten» und ruft: «Warum seid ihr hier? Ich will euch nicht in meiner Stadt!»

Dann greift er zu einer besonderen Waffe. Er nähert sich den Beamten und schleudert einem der Männer ein verpacktes Sandwich an die Brust. Dann rennt er davon, während die Grenzschutzbeamten in schwerer Montur die Verfolgung aufnehmen. Das Internet feierte den «Sandwich Guy» bald als Ikone der Trump-Proteste. Er ist zum Symbol des Ärgers über die US-Regierung geworden.

«Dieser mutmassliche Angriff ist kein Scherz»

Dies umso mehr, als Dunn wenige Tage nach der Aktion gefeuert und vom US-Bezirksgericht angeklagt wurde. Wie die US-Bundesstaatsanwaltschaft auf ihrer Webseite schreibt, sei der 37-Jährige wegen mutmasslicher Körperverletzung an einem US-Grenzschutzbeamten angezeigt worden. Weiter werden ihm Widerstand und Behinderung bestimmter Staatsbeamter vorgeworfen.

Die US-Bundesstaatsanwältin Jeanine Pirro (74) erklärte: «Dieser mutmassliche Angriff ist kein Scherz – es handelt sich um ein schweres Verbrechen, und diejenigen, die anders denken, werden erfahren, wie sehr sie sich irren.» Sean Dunn, der den Sandwich-Wurf mittlerweile gestanden hat, könnten bis zu acht Jahre Haft drohen. 

Internet feiert den «Sandwich Guy»

Das Internet und die Protestanten feiern Dunn hingegen als «Helden». In den sozialen Medien kursieren unzählige Memes zum «Sandwich Guy». Die User feiern seine Aktion oder fordern seine Freiheit. Vor allem wird er im Stil des bekannten Blumenwerfers des Künstlers Banksy inszeniert – mit Sandwich statt Blumenstrauss in der Hand.

Diese Bilder prangen als Poster oder Graffiti mittlerweile auch in den Strassen von Washington. Auf Protestversammlungen strecken die Leute immer wieder Sandwiches oder Baguettes in die Luft. Den Sandwich-Werfer selbst erwartet Anfang September die nächste Anhörung vor Gericht. 

US-Vizepräsident J.D. Vance (41) und Verteidigungsminister Pete Hegseth (45) haben unter Protest in Washington stationierte Nationalgardisten besucht. Die beiden Republikaner und andere Regierungsvertreter zeigten sich am Hauptbahnhof Union Station mit Soldaten, die auf Anordnung von Präsident Donald Trump unter anderem dort im Einsatz sind, und posierten mit ihnen in einem Schnellrestaurant. Vance lobte die Einsatzkräfte, die seiner Darstellung nach binnen weniger Tage für einen deutlichen Rückgang der Kriminalität gesorgt hätten.

In den vergangenen Tagen waren im Stadtbild von Washington zunehmend Soldaten und andere Einsatzkräfte von Bundesbehörden präsent. Demonstrierende begegneten ihnen mit Transparenten und Sprechchören, Videos in sozialen Netzwerken zeigen teils hitzige Szenen.

Bewohner demonstrieren

Kritiker werfen der Trump-Regierung vor, mit der aus ihrer Sicht martialischen Präsenz lediglich Stärke demonstrieren und damit von innenpolitischen Problemen des Republikaners ablenken zu wollen. Zugleich gibt es Stimmen, die zwar ein härteres Vorgehen befürworten, jedoch kritisieren, dass die Soldaten vor allem an symbolträchtigen Orten wie der National Mall eingesetzt werden – und nicht dort, wo die Kriminalität statistisch am höchsten ist.

Trump hatte vergangene Woche per Dekret verfügt, dass die Polizei im Hauptstadtbezirk vorerst Justizministerin Pam Bondi (59) untersteht. Deren Versuch, den Chef der US-Drogenbehörde DEA an die Spitze der Polizei zu setzen, scheiterte jedoch juristisch – Polizeichefin Pamela Smith blieb im Amt. Zugleich ordnete Trump den Einsatz Hunderter Nationalgardisten in Washington an. Mehrere republikanisch geführte US-Bundesstaaten wollen ebenfalls Nationalgardetruppen in die Hauptstadt entsenden, um den Einsatz zu unterstützen.

Statistiken bestätigen Trumps Behauptungen nicht

Offiziell begründet Trump das Vorgehen mit angeblich ausufernder Kriminalität und Verwahrlosung des öffentlichen Raums – wobei Kriminalstatistiken seine Behauptung nicht bestätigen. Im Fokus der Strafverfolgungsbehörden stehen auch Migranten, die sich womöglich ohne Aufenthaltsgenehmigung im Land aufhalten, sowie Obdachlose auf den Strassen und Plätzen der Stadt.

Die zum US-Heer gehörende Nationalgarde war schon häufiger in der Hauptstadt aktiv. Zwar haben üblicherweise die Bundesstaaten die Kontrolle über diese militärische Reserveeinheit. In besonderen Lagen – etwa bei Naturkatastrophen, Unruhen und Notfällen im Inneren – kann der Präsident sie aber unter Bundeskommando stellen. Im Sonderfall der US-Hauptstadt, die kein eigener Bundesstaat ist, untersteht die Nationalgarde ohnehin direkt dem Präsidenten.

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