Wladimir Putin (72) weiss, wie man Schlagzeilen macht. Während russische Raketen und Drohnen auf ukrainische Städte niedergehen, präsentiert er sich plötzlich als Friedensengel – und lädt Wolodimir Selenski (47) grossspurig nach Moskau ein. «Wenn er wirklich Frieden will, soll er zu mir kommen», tönt der Kreml-Chef bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Doch wer genauer hinsieht, merkt schnell: Diese Einladung ist kein ernsthafter Schritt Richtung Waffenruhe, sondern eine Falle.
Politischer Selbstmord in Moskau
Denn für Selenski ist eine Reise nach Moskau schlicht undenkbar. Allein aus sicherheitspolitischer Sicht wäre es ein Wahnsinn: Der ukrainische Präsident würde sich im Herzen des Aggressors bewegen, ohne Schutz, ohne Garantien. Dan Hoffmann, ehemaliger CIA-Zuständiger für Moskau, warnte gegenüber «Fox News»: «Selenski wäre in Russland praktisch ein Gefangener – eine perfekte Zielscheibe für politische Erpressung.» Aber die Sicherheitsfrage ist nur der Anfang.
Politisch würde Selenski sich mit einem Treffen in Moskau selbst entmachten. Wer in die Höhle des Löwen reist, akzeptiert unausgesprochen dessen Spielregeln. Genau das will Putin: Den Eindruck erzeugen, die Ukraine müsse sich unterordnen, müsse ihre Forderungen aufgeben. Selenski aber weiss, dass er bei einem solchen Schritt jede Glaubwürdigkeit gegenüber seinem eigenen Volk verlieren würde – und auch gegenüber seinen westlichen Partnern. Deshalb betont Kiew, dass nur neutrale Orte wie die Schweiz, der Vatikan oder Österreich für Gespräche infrage kommen. Aussenminister Andrij Sybiha (50) spricht von einem «absichtlich inakzeptablen Vorschlag» Putins.
Putins durchsichtiges Kalkül
Das Kalkül des Kreml ist durchsichtig: Lässt Selenski sich nicht auf Moskau ein, kann Putin ihn als «nicht kompromissbereit», «ängstlich» oder «unflexibel» hinstellen. Reist er doch, wirkt er wie ein Präsident auf Knien, der dem Aggressor Legitimität schenkt. In beiden Szenarien profitiert allein Putin. Er inszeniert sich international als vermeintlich verhandlungsbereiter Staatsmann – während er im gleichen Atemzug Selenski unter massiven Druck setzt. Denn sollte sich der ukrainische Präsident nicht zu Gesprächen bereiterklären, so Putin, würde er den Konflikt notfalls auch «mit Waffengewalt» beenden.
Gleichzeitig spielt die Einladung auch auf einer zweiten Bühne: der US-Politik. US-Präsident Donald Trump (79) versucht seit Wochen, ein Treffen zwischen den beiden Kriegsparteien zu erzwingen. Putin weiss das – und nutzt die Einladung nach Moskau, um sich in Washington als kompromissbereit darzustellen.
Putins Angst vor Kontrollverlust
Hier zeigt sich auch Putins Schwäche: Er hat die Kontrolle über das Narrativ längst verloren. In neutralen Staaten könnte er seine Maximalforderungen – keine Nato-Mitgliedschaft, Anerkennung der Annexionen, Ende des Kriegsrechts – nicht durchsetzen, ohne als Blockierer dazustehen. Deshalb braucht er die Bühne Moskau, wo er die Regeln bestimmt. Seine Einladung ist kein Zeichen der Stärke, sondern Ausdruck der Angst, die Kontrolle über den Verhandlungsrahmen zu verlieren.
Und genau hier zeigt sich, wer wirklich unflexibel ist: Nicht Selenski, der längst Gesprächsbereitschaft in neutralen Staaten signalisiert hat. Sondern Putin, der einzig zu einem Frieden bereit ist, der seinen Bedingungen entspricht – einem Frieden, der die Ukraine de facto aufgibt. Hinter seiner Einladung nach Moskau steckt kein Wille zur Verständigung, sondern nur der Versuch, den Krieg nach seinen Regeln zu beenden. Ein Frieden zu seinen Bedingungen – und damit gar kein Frieden.