Häftling kehrt freiwillig ins Gefängnis zurück
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Fälschlicherweise entlassen:Häftling kehrt freiwillig ins Gefängnis zurück

Knast-Skandal in England
Britischer Straftäter kehrt freiwillig ins Gefängnis zurück

England hat ein Knast-Problem. Immer wieder werden Straftäter auf freien Fuss gesetzt, obwohl sie eigentlich eine Strafe verbüssen müssten. Allein am Mittwoch werden zwei neue Fälle bekannt. Ein entflohener Häftling kehrte mittlerweile zurück.
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Was ist bloss ins Englands Gefängnissen los?
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Darum gehts

  • Mehrere Straftäter in England versehentlich aus dem Gefängnis entlassen
  • Polizei fahndet nach Brahim Kaddour-Cherif und William Smith
  • 262 Häftlinge in England und Wales irrtümlich freigelassen bis März 2023
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Alexander TerweyStv. Teamlead News-Desk

Hat England seine Gefängnisse nicht mehr im Griff? Diesen Eindruck vermitteln jedenfalls die jüngsten Skandale. Innert weniger Wochen wurden gleich mehrere Straftäter in England versehentlich aus dem Gefängnis entlassen!

Mit Hochdruck fahndet die Polizei nach Brahim Kaddour-Cherif, einem 24 Jahre alten Algerier, der nach Informationen von «Sky News» wegen Hausfriedensbruchs in Haft war. Laut «Daily Mail» hatte er zuvor eine Sexualstraftat in Form von exhibitionistischen Handlungen begangen. 

Straftäter bereits vor einer Woche entlassen

Der 24-Jährige sei bereits am vergangenen Mittwoch «irrtümlich aus dem Gefängnis HMP Wandsworth entlassen worden», sagte ein Sprecher der Metropolitan Police gegenüber der BBC.

Von Kaddour-Cherif fehlt bislang jede Spur. Zudem ist laut «Sky News» unklar, warum fast eine Woche verging, bis die Polizei überhaupt über die versehentliche Entlassung im Bilde war.

Irrtümlich entlassener Häftling kehrt zurück

Am Mittwochabend berichteten britische Medien schliesslich auch noch von einer weiteren irrtümlichen Entlassung eines Häftlings – ebenfalls aus dem Gefängnis HMP Wandsworth.

Laut «Sky News» wurde der 35-jährige William Smith, auch Billy genannt, versehentlich freigelassen. Er sei wegen mehrerer Betrugsdelikte zu fast vier Jahren Haft verurteilt worden. Smith sei bereits am 3. November versehentlich entlassen worden.

Immerhin kehrte Smith im Gegensatz zu Kaddour-Cherif wenig später freiwillig zurück und stellte sich den Behörden, wie britische Medien am Donnerstag berichteten.

England hat ein Knast-Problem

In England herrschen verbreitet Verunsicherung und Angst. Insbesondere deshalb, weil es nicht die ersten Skandale dieser Art sind – ganz im Gegenteil.

Wie die Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf Behördenangaben schreibt, wurden in den zwölf Monaten bis März dieses Jahres in England und Wales 262 Häftlinge irrtümlich freigelassen. Das sind 147 mehr als in den zwölf Monaten zuvor – also ein Anstieg um 128 Prozent!

Behörden hielten Häftling für einen anderen Häftling

Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass die Polizei den verurteilten Sexualstraftäter Hedush Kebatu versehentlich freigelassen hatte, anstatt ihn nach Äthiopien auszuschaffen. Der Justizskandal ereignete sich im Gefängnis HMP Chelmsford.

Die Behörden hätten den 38-Jährigen fälschlich als Häftling eingestuft, der auf Bewährung entlassen werden sollte, berichtete der britische «Telegraph». Obendrein erhielt er dem Bericht zufolge eine Entlassungsbeihilfe von umgerechnet rund 80 Franken.

Kebatu wusste nicht, wohin

Gegenüber «Sky News» sagte ein Lieferfahrer, er habe gesehen, wie Kebatu sogar mehrfach zum Gefängnis zurückgegangen, jedoch immer wieder vom Wachpersonal zurückgewiesen worden sei. Kebatu habe ihn schliesslich gefragt, was er jetzt machen solle.

Der 38-Jährige hatte zu diesem Zeitpunkt erst einen Monat seiner einjährigen Haftstrafe abgesessen. Er war im Juli festgenommen worden, nachdem er ein Mädchen und eine Frau sexuell belästigt hatte.

Fast zwei Tage nach seiner irrtümlichen Entlassung wurde Kebatu im Norden Londons verhaftet. Er wurde vergangene Woche abgeschoben.

Premier und Justizminister äussern sich zum Skandal

«Wir sind uns vollkommen einig, dass ein solcher Fall absolut inakzeptabel ist», sagte ein Sprecher von Premierminister Keir Starmer (63) am Mittwoch nach der irrtümlichen Entlassung von Brahim Kaddour-Cherif. Das System müsse reformiert werden und es müssten geeignete Kontrollmechanismen eingeführt werden.

Justizminister David Lammy (53) sagte unterdessen an einer Fragestunde, er habe nach einer anderen irrtümlichen Entlassung bereits «die strengsten Kontrollmechanismen eingeführt, die wir je im Gefängnissystem hatten». Auf Fragen reagierte Lammy ausweichend – und machte stattdessen der Vorgängerregierung schwere Vorwürfe. Seine Regierung habe ein Gefängnissystem «im Chaos» geerbt und es gebe «keine Lösung über Nacht», so Lammy.

Ebenfalls am Mittwoch hagelte es Kritik an der britischen Regierung um Premier Starmer und seiner Labour Party. «Das ist eine völlig desolate Regierung», schrieb etwa Kemi Badenoch (45), Oppositionsführerin und Vorsitzende der Conservative Party, auf X.

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