Darum gehts
- Sexualstraftäter nach irrtümlicher Freilassung in London erneut gefasst
- Die Freilassung führte zu einer landesweiten Grossfahndung und Protesten
- Dem Mann wurden 76 Pfund Entlassungsbeihilfe gezahlt
Die Polizei in London hat einen versehentlich aus der Haft entlassenen Sexualstraftäter wieder gefasst. Der Asylbewerber war im September zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden, unter anderem weil er eine 14-Jährige sexuell belästigt hatte.
Der gesuchte Gefängnisinsasse war im Juli festgenommen worden, nachdem er das Mädchen und eine erwachsene Frau sexuell belästigt hatte. Er hatte einen Monat seiner einjährigen Haftstrafe abgesessen und sollte Berichten zufolge eigentlich abgeschoben werden. Laut dem britischen «Telegraph» wurde er jedoch fälschlich als Häftling eingestuft, der auf Bewährung entlassen werden sollte. Zudem wurden ihm 76 Pfund (umgerechnet 80 Franken) Entlassungsbeihilfe ausgezahlt.
Der Mann war einem Bericht der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge Ende Juni auf einem kleinen Boot irregulär über den Ärmelkanal ins Land gekommen. Eigentlich sollte er in sein Heimatland abgeschoben werden, doch vor wenigen Tagen wurde er stattdessen freigelassen. Die Panne löste eine Grossfahndung aus.
«Dieser Mann muss gefasst werden»
Justizminister David Lammy (53) zufolge wurde der Entflohene dabei gesehen, wie er in einen Zug nach London stieg. Premierminister Keir Starmer (63) nannte die Freilassung des 38-Jährigen «vollkommen inakzeptabel» und fügte an: «Dieser Mann muss gefasst und wegen seiner Taten abgeschoben werden», forderte der Regierungschef.
Der Fall des Äthiopiers hatte im Sommer eine Reihe einwanderungsfeindlicher Proteste ausgelöst. Die Demonstrierenden versammelten sich zunächst in Epping, einer Kleinstadt nordöstlich von London, wo der Mann in einem zu einer Asylbewerberunterkunft umfunktionierten Hotel untergebracht war. Die von Ausschreitungen begleiteten Proteste setzten sich über Wochen in mehreren britischen Städten fort.
Starmers Regierung steht unter dem Druck der in Umfragen aufstrebenden rechtspopulistischen Partei Reform UK. Starmer hatte versprochen, die Zahl der in Grossbritannien ankommenden Asylbewerber zu verringern und die Unterbringung in Hotels bis zu den nächsten Wahlen zu beenden.