Darum gehts
Welche Zugeständnisse und Geschenke macht Trumps Sondergesandter Steve Witkoff (68) seinem alten Bekannten Wladimir Putin (73) wohl diesmal? Diese Frage stellen sich nicht wenige US-Politiker und Millionen von Ukrainern. Bei dem Treffen heute Nachmittag soll Trump-Freund und Immobilieninvestor Witkoff dem Kreml-Chef den von Kiew und Washington überarbeiteten Friedensplan überreichen.
Witkoff gilt vielen wegen seines bisherigen Verhaltens in Moskau als Putin-höriger Naivling oder gar als «Landesverräter». Es gibt drei Gründe, weshalb sich Wolodimir Selenski (47) und sein Kriegsland vor dem heutigen Witkoff-Putin-Treffen vor Nervosität die Nägel abkauen.
Statt eines fachkundigen Diplomatenteams, das sich von der Propaganda der russischen Seite nicht die Sinne vernebeln lässt, sitzt mit Witkoff ein Mann Putin gegenüber, der vom Ukraine-Krieg offenkundig keine Ahnung hat. Das hat er mehrfach öffentlich unter Beweis gestellt.
In einem Interview mit dem US-Journalisten Tucker Carlson (56) etwa konnte Witkoff nicht einmal die fünf von Russland annektierten ukrainischen Regionen (Krim, Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson) aufzählen. Im gleichen Interview verbreitete er die Mär von den eingekesselten ukrainischen Soldaten in Kursk: eine russische Falschangabe, die Witkoff als Tatsache verkaufte.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg veröffentlichte jüngst die Mitschnitte von zwei Telefonaten, die zeigen, wie unverfroren und leicht manipulierbar Witkoff ist. In einem Gespräch mit Putins aussenpolitischem Berater Juri Uschakow (78) gab Witkoff seinem Gegenüber offen Tipps, was er tun müsse, um Trump rumzukriegen.
Ein zweites Telefonat zwischen Uschakow und Putins Unterhändler Kirill Dmitriew (50) belegt, dass es die Russen waren, die den ursprünglichen 28-Punkte-Plan ausformuliert und sozusagen pfannenfertig an Witkoff geliefert haben. Dass Witkoff diese gefährlichen Spiele mitspielt, hat ihm in den USA von verschiedener Seite den Vorwurf des «Landesverrats» eingebrockt.
Besonders heikel: Witkoff verlässt sich dem Vernehmen nach bei seinen Moskau-Besuchen auf Kreml-Übersetzer. Das hat in der Vergangenheit mindestens einmal zu schwerwiegenden Missverständnissen geführt, als Putin über den «friedlichen Abzug aus Cherson» gesprochen hatte. Witkoff meldete den Amerikanern danach, Putin sei bereit, sich zurückzuziehen. Putin aber verstand seine Aussage als Aufforderung an die Ukrainer, aus Cherson abzuziehen.
Der US-Aussenminister und Nationale Sicherheitsberater Marco Rubio war es, der zuletzt in Genf mit den Ukrainern am 28-Punkte-Plan gefeilt hat. Rubio sprach von «enormen Erfolgen» und zeigte sich überzeugt, mit dem neuen Plan (Details unbekannt) ein auch für die Ukraine akzeptables Papier ausgearbeitet zu haben.
Das Problem: Rubio ist heute in Moskau nicht mit dabei, wenn Witkoff mit Putin über den Vorschlag diskutiert. Der offizielle Topdiplomat der USA muss zu Hause bleiben, während Trumps Immobilien-Buddy die Verhandlungsführung übernimmt. Das zeigt, dass es dem US-Präsidenten bei seinem Wunsch nach einem raschen Deal wohl primär um wirtschaftliche Interessen geht. Dafür spricht auch, dass Witkoff auf seiner sechsten (!) Russland-Reise dieses Jahr (in der Ukraine war er kein einziges Mal) von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner (44) begleitet wird.
Heather Conley, Russland-Experte bei der amerikanischen Denkfabrik «Amercia Enterprise Institute», sagt zu Bloomberg Radio, mit der Entsendung von Witkoff und Kushner sowie der Zurückhaltung von Rubio agiere die US-Regierung «aktiv gegen nationale Interessen und gegen unsere nationale Sicherheit».
Putin hält an Maximalforderung fest
Wie auch immer das heutige Witkoff-Putin-Treffen ausgehen wird, eines hat der Kreml-Chef vergangene Woche noch einmal unterstrichen: Einem Waffenstillstand wird er erst dann zustimmen, wenn die Ukraine bereit ist, den Donbass (auch jene rund 6000 Quadratkilometer, die sie noch immer kontrolliert) aufzugeben. Dieser Forderung wird die Ukraine niemals zustimmen – nicht zuletzt, weil sie laut ihrer Verfassung gar keine Territorien abtreten kann.
Ein Ziel haben die Russen mit den Gesprächen bereits erreicht: Putin und seine Truppen haben sich mehr Zeit verschafft, um mit ihrem Terror die Ukraine weiter zu schwächen. Währenddessen können sie vorgaukeln, auf diplomatischer Ebene aktiv an einer Lösung zu arbeiten. Die Lösung bleibt weit entfernt. Daran wird Witkoffs heutiger Moskau-Ausflug wenig ändern.