Signale aus dem Vatikan
Trump hofft auf Papst als Ukraine-Friedensvermittler

Trump und auch Selenski nennen den Vatikan als möglichen Ukraine-Friedensvermittler. Der Heilige Stuhl unter Papst Leo XIV. könnte Verhandlungen ausrichten, deuten beide an. Das würde eine Abkehr von der bisherigen päpstlichen Neutralität bedeuten.
Publiziert: 00:55 Uhr
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Aktualisiert: 03:14 Uhr
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Der frisch gekürte Papst Leo XIV. – geht es nach US-Präsident Donald Trump, wird der Pontifex zum Friedensstifter in der Ukraine.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Trump führte zweistündiges Telefongespräch mit Putin über möglichen Waffenstillstand
  • Vatikan könnte unter neuem Papst Leo XIX politische Vermittlerrolle übernehmen
  • Ukraine offen für Friedensgespräche mit Russland an verschiedenen Veranstaltungsorten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Ob «Türkei, Vatikan, Schweiz» – die Ukraine sei für alle Veranstaltungsorte für Friedensgespräche mit Moskau offen. Das schrieb der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (47) am späten Montag auf X. Dies, nachdem er tagsüber gleich zwei Telefongespräche mit US-Präsident Donald Trump (78) geführt hatte.

Selenski nennt den Vatikan unter dem neuen Papst Leo XIX. (69) als möglichen Verhandlungsort – wie gleichentags auch Trump.

Druckmanöver Trumps?

Trump führte am Montag ein zweistündiges Telefonat mit dem russischen Kriegspräsidenten Wladimir Putin (72). Der US-Präsident gab sich nach dem Anruf aufgeräumt. «Ton und Geist des Gesprächs waren ausgezeichnet», schrieb er auf Truth Social. «Russland und die Ukraine werden unverzüglich Verhandlungen über einen Waffenstillstand und, was noch wichtiger ist, ein Ende des Krieges aufnehmen.»

Seinen Beitrag schloss Trump mit der Bemerkung, «der Vatikan, vertreten durch den Papst, hat erklärt, dass er grosses Interesse daran hätte, die Verhandlungen auszurichten».

Trump lehnte sich schon oft mit voreiligen Bemerkungen zu seinen Ukraine-Friedensbemühungen aus dem Fenster. Er wettert und zürnt beide Seiten, doch gibt nicht auf. Jetzt setzt er offenbar Hoffnungen auf den ersten in den USA geborenen Papst. Und der Vatikan gibt positive Signale.

Umdenken im Vatikan?

Der im April verstorbene Papst Franziskus (†88) gab zahlreiche Erklärungen zum Russland-Ukraine-Krieg ab und betonte dabei Frieden, Neutralität und humanitäre Anliegen, wurde aber nicht konkreter.

Im Gegensatz zu Franziskus nimmt der im Mai 2025 gewählte Papst Leo XIV. eine deutlichere Haltung ein. Er verurteilte die russische Invasion als «imperialistische Eroberung» – eine Abkehr von der wahrgenommenen Neutralität des Papstes.

Auch Selenski dankt Papst für Bereitschaft

Selenski dankte dem Vatikan nach einem Treffen mit Papst Leo XIV. «für seine Bereitschaft, als Plattform für direkte Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zu dienen».

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Auch Kardinal Pietro Parolin (70), Staatssekretär und damit zweitmächtigster Mann des Vatikans, bezeichnete den Stadtstaat eben als «geeigneten Ort» für Friedensgespräche, der «die Verfügbarkeit eines Raumes» biete.

Keine direkte Rolle für Papst

US-Aussenminister Marco Rubio (53) stellte nach einem Treffen mit dem vatikanischen Aussenminister Erzbischof Paul Gallagher (71) klar, das dass der Papst nicht als «Vermittler» auftreten würde.

Papst Leo XIV. selber hat sich noch nicht zu Selenskis Dank oder der Behauptung Trumps geäussert, dass der Vatikan «sehr interessiert» daran sein könnte, Ukraine-Friedensgespräche als neutralen Verhandlungsort auszurichten.

Trumps Vorpreschen könnte die Position des Heilgen Stuhls übertreiben. Der Vatikan vermeidet es gewöhnlich, sich zu eng an die Agenda von Regierungen und ihren Führern zu halten.

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