Darum gehts
- 31 Jahre nach Tod einer Schülerin: Mutmasslicher Täter vor Gericht
- DNA-Spuren führten zum Verdächtigen, der sich für unschuldig erklärt
- Angeklagter könnte bei Verurteilung bis zu 30 Jahre Haft erhalten
Vor über 30 Jahren erschütterte der grausame Tod einer Schülerin ganz Frankreich. Ende Mai 1994 wurde die Leiche der 17-jährigen Nadège D.* erstochen unter Laub in einer Nebenstrasse in der Nähe ihres Gymnasiums in Château-Thierry, östlich von Paris, entdeckt.
Bisher waren Täter und Hintergründe zur Tat ein Rätsel geblieben. Der Fall ist einer der ältesten ungelösten Kriminalfälle in Frankreich. Doch seit Montag steht der mutmassliche Täter vor Gericht. 31 Jahre nach dem gewaltsamen Tod der Schülerin scheinen DNA-Spuren endlich Klarheit zu bringen.
Suche nach dem «Rosenmörder» jahrzehntelang ohne Erfolg
Neben der mit mehreren Messerstichen Leiche von D. waren damals ihre Schultasche, eine Nylonschnur sowie eine frisch gepflückte Rose gefunden worden. Anzeichen für einen sexuellen Übergriff ergab die Obduktion keine. Auf dem Haarband des Mädchens wurde zwar DNA entdeckt, diese konnte jedoch jahrzehntelang nicht zugeordnet werden, wie Francebleu den Fall rekonstruiert.
Ermittlungen zu Verdächtigen oder Motiven des «Rosenmörders» gingen ins Leere. Zeugen lieferten keine Hinweise. Die Ermittler gingen zahlreichen Spuren nach – von einem vorbeiziehenden Exhibitionisten über den Freund des Opfers bis hin zum Serienmörder Michel Fourniret (1942–2021).
DNA des Angeklagten erst 2021 zugeordnet
Doch erst 2021 geriet der nun angeklagte 58-jährige Pascal L.* in Verdacht – denn seine DNA stimmte mit der am Haarband des Opfers überein. Jetzt steht er seit Montag in Laon vor dem Schwurgericht des Departments Aisne. Zu Prozessbeginn erklärte sich L. für unschuldig, wie «Le Parisien» schreibt: «Ich gebe zu, dass ich am Tatort war, aber ich erkenne nicht an, dass ich den Mord begangen habe.»
Seine Anwältin Justine Devred ergänzte, dass ihr Mandant «Gedächtnislücken» habe und sich nicht mehr daran erinnern könne, was damals geschehen war. Der Angeklagte war bereits früher wegen Vergewaltigung und sexueller Gewalt verurteilt worden. 2021 war ihm wegen eines Falls häuslicher Gewalt auch die entscheidende DNA-Probe entnommen worden, die ihn in Verbindung mit dem Cold Case bringt.
Es drohen bis zu 30 Jahre Haft
Während seines Polizeigewahrsams sagte er: «Ich hätte nicht gedacht, dass eine Fellatio mit Mord endet.» Später nahm er diese Aussage zurück und beschuldigte seinen inzwischen verstorbenen Bruder, sich an dem Mädchen vergangen und ihn selbst geschlagen zu haben, als er dies habe verhindern wollen.
L. behauptet, dass seine «Gedächtnislücken» auf die Schläge seines Bruders zurückzuführen seien. Eine Beteiligung seines, wenige Monate vor der Festnahme des Angeklagten, verstorbenen Bruders sei im Zuge der Ermittlungen jedoch ausgeschlossen worden, schreibt «Le Parisien».
Im Fall einer Verurteilung drohen dem Angeklagten bis zu 30 Jahre Haft. Mit einem Urteil wird am Donnerstag gerechnet.
* Name bekannt