Darum gehts
- 41 Jahre alter Mordfall in Aschaffenburg gelöst: Ex-Freund gesteht Tat
- Täter lebte 16 Jahre unter falscher Identität in Aschaffenburg
- Cold-Case-Einheit Aschaffenburg klärte bereits vier alte Fälle auf
Ein mysteriöser Mordfall beschäftigte eine deutsche Region 41 Jahre lang. Die junge Krankenschwester Maria K.* (†19) wurde 1984 in Aschaffenburg brutal getötet. Die Ermittler tappten seitdem im Dunkeln. Nun hat ein heute 66-jähriger Mann die Tat gestanden, wie deutsche Medien am Dienstag berichten.
Beim Täter soll es sich um den Ex-Freund des Opfers handeln. Er soll die junge Frau in einem Wohnheim für Krankenschwestern mit einem Schal stranguliert haben. Auf einer Pressekonferenz wurden Details bekannt: Der Türke Nazmi G.* lebte 16 Jahre lang unter falscher Identität in Aschaffenburg. Nach der Tat floh er in die Türkei, kehrte 1998 unter falschem Namen mit einer deutschen Ehefrau zurück und arbeitete als Handwerker.
Der damalige Chefermittler Jörg Albert sprach von «einer gewissen Form von Dreistigkeit». «Deutschland ist gross, er hätte auch nach Berlin gehen können», so Albert. Ende 2016 verliess G. Deutschland erneut – aus Angst, dass die Behörden ihn doch noch überführen könnten.
Neue Einheit bringt neuen Schwung
Die Ermittlungen waren lange ins Stocken geraten. Obwohl der Verdächtige früh im Fokus stand, wusste niemand, wo er war. Erst die Cold-Case-Einheit in Aschaffenburg brachte vor fünf Jahren neuen Schwung. Im Juli konnte die Kripo den 66-Jährigen festnehmen.
Die Beweislage ist erdrückend. «Wir haben eigentlich alles – Fingerabdrücke, Lichtbilder, Unterschrift und DNA. Jetzt müssen wir den Verdächtigen nur noch schnappen», sagte die Polizei schon im März. Eine DNA-Probe soll nun endgültige Klarheit bringen. Als Motiv gilt Eifersucht: Maria K. hatte sich kurz vor der Tat getrennt und einen neuen Freund.
Die Staatsanwaltschaft sieht die Mordmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe erfüllt. Der Verdächtige machte umfangreiche Angaben, die derzeit überprüft werden.
Täter nach mehr als 50 Jahren überführt
Bei der Aufklärung alter Verbrechen hilft oft neue Technologie. So wurde in Grossbritannien im Juni 2025 der 92-jährige Ryland Headley wegen eines Mordes von 1967 verurteilt: Dank moderner Spurenauswertung konnten Spermaspuren auf dem Rock des Opfers zugeordnet werden.
Opfer nach 40 Jahren identifiziert
Auch Zufälle spielen eine Rolle: In Spanien galt der seit 40 Jahren vermisste Miguel Morales Molina seit 2016 als tot. Erst nach den schweren Überschwemmungen von Valencia im Herbst 2024 wurde er als Opfer identifiziert – er hatte zuvor jahrelang als Obdachloser gelebt.
Amerikanerin galt fast 63 Jahre als verschollen
Es gibt aber auch Cold Cases, die positiv enden: Fast 63 Jahre galt die Amerikanerin Audrey Backeberg als verschollen – ein Cold Case, wie er im Buche steht. Doch dieser ungeklärte Fall aus Wisconsin blieb kein ewiges Mysterium: Die US-Amerikanerin wurde im Mai in einem anderen Bundesstaat «lebend und wohlauf» gefunden. Der Grund für ihr Verschwinden: Mit 20 Jahren zeigte Backeberg ihren Ehemann an, weil er ihr mit dem Tod gedroht hat. Später flüchtete sie aus Angst.
«Ich hoffe auf Gerechtigkeit»
Die Familie von Maria K. zeigt sich derweil erleichtert über den Ermittlungserfolg. «Ich hoffe wirklich auf Gerechtigkeit. Es kommt wieder alles hoch, als wäre das erst gerade passiert», sagte eine von Marias Schwestern. Auch die demente Mutter reagierte laut der Frau emotional auf die Nachricht.
Der Fall ist bereits der vierte, den die Cold-Case-Einheit Aschaffenburg aufklären konnte. 2017 wurde ein besonders brutales Verbrechen von 1988 gelöst: Damals hatte ein Mann eine 22-Jährige in Aschaffenburg überfallen, misshandelt, 17-mal auf sie eingestochen und im Wald zurückgelassen. Wie durch ein Wunder überlebte die Frau – Jahrzehnte später wurde der Täter überführt.
* Namen bekannt