Neueste Technologie brachte den Durchbruch – das Protokoll der Ermittlungen
Cold Case nach 58 Jahren gelöst

Ein 92 Jahre alter Mann ist in Grossbritannien wegen eines beinahe 60 Jahre zurückliegenden Mordes verurteilt worden. Es handelt sich Berichten zufolge um den ältesten sogenannten Cold Case der britischen Polizeigeschichte.
Publiziert: 30.06.2025 um 17:50 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2025 um 18:33 Uhr
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Louisa Dunne (†75) wurde in ihrem Haus erwürgt.
Foto: Avon and Somerset Police

Der bislang wohl älteste ungelöste Fall Grossbritanniens ist nun mit einem Urteil abgeschlossen worden. Eine Jury in Bristol befand Ryland Headley (92) schuldig, die 75-jährige Louisa Dunne im Jahr 1967 in ihrem eigenen Haus vergewaltigt und erwürgt zu haben. Das Strafmass wird, wie in Grossbritannien üblich, zu einem späteren Zeitpunkt verkündet.

Spermaspuren führten zu dem Täter

Obwohl er seine Fingerabdrücke hinterliess und die Polizei sie mit den Abdrücken von 19'000 Jungen und Männern aus dem Umkreis des Tatorts abglich, konnte der Täter damals nicht ermittelt werden. Er lebte ausserhalb des Gebiets, in dem die Proben genommen wurden.

Spermaspuren auf dem Rock des Opfers konnten jetzt aber mit grosser Wahrscheinlichkeit dem 92-Jährigen zugeordnet werden, der bereits wegen Vergewaltigung anderer älterer Frauen vorbestraft war. Seine DNA war bei einem anderen Vorfall im Jahr 2012 in die Datenbank der Polizei gelangt. Auch ein anschliessend durchgeführter Abgleich des Fingerabdrucks vom Tatort brachte einen Treffer.

«Verbrechen dieses Ausmasses dürfen niemals ungesühnt bleiben», sagte Chefermittler Dave Marchant der Polizeimitteilung zufolge. Man werde weiterhin alles tun, um weitere ungeklärte Fälle zu lösen.

Das Protokoll der Ermittlungen

Die Avon and Somerset Police, die für die Ermittlungen zuständige Behörde, hat ein Protokoll der Ermittlungen veröffentlicht. Immer wieder passierte in dem Fall Monate, wenn nicht gar Jahre oder Jahrzehnte nichts. Im vergangenen Jahr schliesslich der Durchbruch.

28. Juni 1967: Louisa Dunne wird ermordet im Erdgeschoss ihres Hauses in Bristol aufgefunden.

1967: Eine grossangelegte Suche wird in Bristol gestartet. 19'000 Männern werden Fingerabdrücke abgenommen.

Oktober 1977: Zwei Frauen in Ipswich werden in getrennten Fällen vergewaltigt, nachdem ein Mann nachts in ihr Haus eingebrochen ist. An einem Tatort werden Fingerabdrücke festgestellt.

3. Dezember 1977: Ryland Headleys Fingerabdrücke werden im Rahmen einer gross angelegten Untersuchung genommen.

5. Dezember 1977: Headley wird eindeutig als Täter im Fall einer der beiden in Ipswich vergewaltigten Frauen identifiziert.

12. Dezember 1977: Headley wird festgenommen.

Mai 1978: Headley bekennt sich schuldig. Er wird wegen zweifacher Vergewaltigung zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Haftstrafe wird später nach Berufung auf sieben Jahre reduziert.

2012: Nach erneuter Festnahme in einem anderen Fall wird Headleys DNA in die nationale Datenbank eingetragen.

2023: Im Fall Louisa Dunne werden sämtliche Details der bisherigen Ermittlungen vor dem Hintergrund neuer forensischer Technologie erneut unter die Lupe genommen.

Mai 2024: Ein Rock, den Dunne zum Tatzeitpunkt trug, wird zur genaueren forensischen Untersuchung in ein Labor geschickt.

September 2024: Aus dem Rock wird eine DNA-Sequenz analysiert. Anschliessend wird ein DNA-Profil erstellt, das eindeutig Ryland Headley zugeordnet werden kann.

19. November 2024: Headley wird erneut festgenommen, verhört und noch am selben Tag wegen Mordes und Vergewaltigung von Louisa Dunne angeklagt.

21. November 2024: Headley wird in Untersuchungshaft genommen.

Juni 2025: Nach einem Prozess vor dem Bristol Crown Court wird der 92-Jährige wegen Mordes und Vergewaltigung von Louisa Dunne verurteilt – rund 58 Jahre nach der Tat.

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