Darum gehts
Bist du ein armer Amerikaner oder eine kranke Amerikanerin? Dann ist Donald Trumps (79) «One Big Beautiful Bill»-Gesetz, das das US-Parlament gerade abgesegnet hat, eine Katastrophe für dich. Krankenkasse weg (für bis zu 17 Millionen Menschen), Nahrungsmittelzuschüsse gestrichen, dafür neue Steuersenkungen für die Reichen: Schlechter könnte der Deal kaum sein.
Lebst du aber in Europa, darfst du dich freuen. Das 940-seitige Monstergesetz ist super für uns. Im Extremfall könnte Trumps «Big Beautiful Bill» nichts weniger als die Sicherheit von Europa retten.
Denn: Das Gesetz sieht vor, dass die Vereinigten Staaten massiv mehr Geld in ihre Streitkräfte investieren. 150 Milliarden Dollar, um genau zu sein. 2026 werden die USA damit erstmals mehr als eine Billion (1000 Milliarden) Dollar für die Verteidigung ausgeben.
Trump will mit dem Zusatzbatzen für die Armee sein «Frieden durch Stärke»-Wahlversprechen umsetzen. Wie sehr die Streithähne dieser Welt jetzt schon ganz brav werden, wenn der Weltpolizist Amerika mit den Muskeln spielt, zeigte jüngst Trumps Eingriff im Iran. Mit 14 bunkerbrechenden Bomben machte er die Mullahs handzahm. Der Israel-Iran-Krieg ist – fürs Erste – vorbei.
Neuer Super-Jet und attraktivere Soldatenwohnungen
Konkret werden die USA dank des neuen Gesetzes die Entwicklung der Kampfjets F-47 (Nachfolgemodell des wohl bald auch über den Schweizer Himmel donnernden F-35) beschleunigen. Der für Radargeräte faktisch unsichtbare B-21-Bomber wird die in die Jahre gekommenen B-2-Jets ersetzen, mit denen Trump die Angriffe auf den Iran fliegen liess.
25 Milliarden investieren die USA in ein Raketenabwehrsystem mit dem Namen «Goldene Kuppel» (in Anlehnung an das israelische Vorbild «Eiserne Kuppel»), mehr als fünf Milliarden in die Entwicklung neuer Drohnen und ganze 34 Milliarden in den Bau neuer Kriegsschiffe.
Letzteres ist insbesondere deshalb «Good News» für Europa, weil es den amerikanischen Streitkräften erlauben wird, schneller und mit mehr Material an jedem möglichen Punkt der Welt Präsenz zu markieren.
Wie wichtig die Einmischung amerikanischer Kriegsschiffe vor Ort sein kann, zeigte sich etwa im Oktober 2024, als amerikanische Kriegsschiffe mit ihren Waffensystemen den iranischen Grossangriff auf Israel zu stoppen halfen. Oder als sie die für den Seehandel wichtige Strasse von Hormus vor den Raketen der Huthi-Rebellen schützten.
Gute Neuigkeiten sind aus demselben Grund die neuen Finanzmittel für die Familien und Unterkünfte von US-Soldaten. Kinderbetreuungsmöglichkeiten und moderne Wohneinheiten (Möbel sollen alle zehn und nicht mehr nur alle 32 Jahre ersetzt werden) sollen das Soldatenleben attraktiver machen und die Rekrutierungszahlen hochhalten. Der Westen braucht amerikanische Soldaten, solange Kriegstreiber wie Wladimir Putin (72) unsere Gesellschaftsordnung zerstören wollen.
Wenn Trump bockt, nützen alle Kampfjets nichts
Europa selbst hat zwar jüngst erste Schritte in Richtung einer effektiven Selbstverteidigung gemacht: Ein 150-Milliarden-Euro-Topf steht den EU-Ländern für die Beschaffung neuer Waffensysteme zur Verfügung. Mehrere Nationen – darunter Deutschland und die skandinavischen Länder – haben signalisiert, dass sie massiv aufrüsten werden. Die Nato-Länder (mit Ausnahme von Spanien) haben Trump beim jüngsten Gipfel versprochen, ihre Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des Bruttoinlandproduktes anzuheben.
Ohne amerikanische Schützenhilfe aber guckt Europa auch in naher Zukunft rasch ins Loch. Mit der «Big Beautiful Bill» legt Trump die Basis für eine auf Jahre hinaus dominierende Streitkraft, unter deren Schutzschirm wir uns vor den Klauen des Kreml und anderer antidemokratischer Hasardeure sicher fühlen können.
Oder mindestens könnten. Denn: Die massive US-Aufrüstung, die jetzt anrollt, nützt uns nur dann, wenn sie an den politischen Willen gekoppelt ist, Europa auch tatsächlich zu schützen. Dass Trumps Regierung unter dem Vorwand, man brauche die Munition selbst, diese Woche kurzfristig einen Teil der abgemachten Waffenlieferungen an die Ukraine stoppte, zeigt, wie gefährlich es sein kann, sich blind auf die Amis zu verlassen.
Dennoch: Die jetzt nochmals erhöhte Schlagkraft der US-Streitkräfte wird Trumps Präsidentschaft überdauern. Amerika bleibt auf absehbare Zeit die militärisch unschlagbare Supermacht der Welt. Wir profitieren davon – und müssen dafür (anders als Trumps Mitbürgerinnen und Mitbürger) nicht einmal mit der Streichung unserer Krankenkassenleistungen bezahlen.