Päpstliche Politik
Kann Leo XIV. zum grossen Friedensstifter werden?

Der neue Papst hat bisher getwittert und politisch klar Position bezogen – oft kritisch gegenüber Donald Trump. Sein Namensvorgänger Leo XIII. hat in bewaffneten Konflikten vermittelt. Doch kann ein katholischer Oberhirte heute politisch noch etwas bewirken?
Publiziert: 09.05.2025 um 20:31 Uhr
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Aktualisiert: 09.05.2025 um 20:47 Uhr
«Verschwinden, damit Christus bleibt»: In seiner ersten Predigt seit der Wahl sprach der neue Papst auch über Bescheidenheit.
Foto: Getty Images

Darum gehts

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Daniel JungRedaktor News

Donald Trump (78) liebt den Pomp. Wohl auch deshalb postete Trump nach dem Tod von Papst Franziskus (†88) ein Bild von sich als Papst im weissen Gewand. Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach, Florida, ist für dekorativen Firlefanz bekannt. Gerade hat sich Trump ein Flugzeug mit goldenem Interieur aus Katar gesichert, um es zur «Air Force One» umzubauen.

Ebenfalls viel Pomp – und einige der kostbarsten Kunstwerke der Welt – gibt es im Vatikan. Der neue Chef im kleinsten Staat der Welt, Robert Francis Prevost (69), ist ebenfalls Amerikaner. In vielen anderen Punkten steht Papst Leo XIV. aber für das Gegenteil von Trump. Doch reicht das, um zum grossen Friedensstifter zu werden?

«Sich klein machen»

Bei seiner ersten Messe als Papst, die Leo am Freitag in der Sixtinischen Kapelle hielt, sagte er, dass Kirchenleute sich kleinmachen sollen, damit Christus erkannt und verherrlicht werde. Mindestens rhetorisch inszenierte er sich damit als Gegenentwurf zu Trump, der sich meist in den Mittelpunkt stellt. 

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Hier war Robert Prevost lange als Missionar und Bischof tätig gewesen: Gottesdienstbesucher in Chiclayo (Peru) freuen sich nach der Wahl des neuen Papstes.
Foto: keystone-sda.ch

Doch Trump und der neue Papst haben eine weitere Gemeinsamkeit: Beide sprechen gern über den Frieden. Trump sieht sich als Friedensstifter und hatte schon im Wahlkampf angekündigt, dass er den Ukrainekrieg rasch beenden werde – bisher ohne Erfolg. 

«Der Friede sei mit euch allen!» Mit diesen Worten hatte Leo XIV. seine erste Rede als frisch gewählter Papst am Donnerstag eröffnet. Er sprach von «entwaffnetem und entwaffnendem Frieden». Ob das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken den Frieden in die Welt tragen wird, muss sich allerdings noch zeigen.

Der Löwe im Namen

Klar ist, dass Prevost mit seiner Namenswahl ein politisches Signal aussendet. Der letzte Leo, Papst Leo XIII., war zwischen 1878 und 1903 im Amt und gilt als einer der einflussreichsten Päpste der modernen Zeit. Als «Arbeiterpapst» nahm er in einem Rundschreiben von 1891 Stellung zur Industrialisierung, forderte gerechte Löhne und Rechte für die Arbeiter.

Gleichzeitig war Leo XIII. ein geschickter Diplomat, der in mehreren internationalen Konflikten vermittelte, etwa zwischen Deutschland und Spanien im Streit um die Karolineninseln im Westpazifik sowie zwischen Kolumbien und Venezuela. 

Politisch wichtig war später auch Johannes Paul II. (1978 bis 2005). Er spielte eine zentrale Rolle im Fall des Eisernen Vorhangs. 

Prevost als Twitterer

Prevost gilt als Mann der Mitte. Er bringt durch seine Herkunft aus den USA sowie seine langjährige Tätigkeit als Missionar und Bischof in Peru eine neue Perspektive mit. Prevost nutzte als Kardinal die sozialen Medien. Auf X hat er sich zuletzt im April kritisch gegenüber Trumps Migrationspolitik geäussert. 

Im Februar 2025 erklärte er, dass J. D. Vances Ansicht, christliche Liebe solle primär der Familie und der Gemeinschaft gelten, nicht mit den christlichen Lehren vereinbar sei. «Jesus fordert uns nicht dazu auf, unsere Nächstenliebe in eine Rangordnung bringen», schrieb der Kardinal zu einem Artikel des «National Catholic Reporters». 

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Klimafreund und Gender-Kritiker

Prevost hat sich wiederholt für entschlossenes Handeln gegen den Klimawandel ausgesprochen – ähnlich wie Vorgänger Franziskus. 

In der Geschlechterdebatte vertritt Prevost konservative Positionen. 2012 hat er westliche Medien und die Popkultur kritisiert, die «Sympathie für den homosexuellen Lebensstil» und «alternative Familienmodelle» förderten. Die Weihung von Frauen als Priesterinnen lehnt er ab. 

Franziskus empörte Ukrainer

Historisch haben Päpste durch moralische Autorität, Diplomatie und symbolische Gesten auch politische Wirkung entfaltet. 

Papst Franziskus versuchte wiederholt, im Ukraine-Krieg zu vermitteln. Mit seinem Aufruf zur «Weissen Fahne» im Jahr 2024 brachte er jedoch viele Ukrainer gegen sich auf. Franziskus rief auch mehrmals zu Waffenstillständen im Gazastreifen auf – ohne anhaltenden Erfolg. 

Leo XIV. hat zweifellos Potenzial, in einer polarisierten Welt Akzente zu setzen. Dass der neue Papst aber tatsächlich Kriege beenden könnte, erscheint als eher zu fromme Hoffnung.

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