Darum gehts
- Triebwerke möglicherweise vorsätzlich abgeschaltet bei Air-India-Absturz im indischen Ahmedabad
- Flugdatenschreiber zeigt, Schalter für Treibstoffzufuhr wurde auf «Abgeschaltet» gestellt
- 260 Menschen kamen ums Leben, darunter 242 Passagiere und 19 am Boden
Der tragische Absturz einer Boeing 787 von Air India am 12. Juni in Ahmedabad ist möglicherweise auf eine fehlende Treibstoffzufuhr zurückzuführen. Die Analyse des Flugdatenschreibers und des Cockpit Voice Recorders deute auf eine Abschaltung der Triebwerke hin, heisst es in einem vorläufigen Bericht der indischen Behörde für Flugunfall-Untersuchung.
Die Schalter für die Treibstoffzufuhr zu den Triebwerken wurden demnach von «Betrieb» auf «Abgeschaltet» gestellt. Diese Schalter sind normalerweise gegen unbeabsichtigtes Betätigen gesichert und werden nur in Notfällen wie einem Brand oder Triebwerksausfall verwendet. Die Blackbox habe keine Anomalien an den Triebwerken aufgezeichnet, die eine solche Handlung gerechtfertigt hätten, heisst es im Bericht.
Verwirrung im Cockpit
Die Flugparameter zeigen, dass jemand im Cockpit kurz vor dem Absturz noch versuchte, die Triebwerke neu zu starten. Auf dem geborgenen Stimmenrekorder des Flugzeugs sei im Cockpit zu hören gewesen, wie einer der Piloten den anderen gefragt habe, warum er den Kraftstoffschalter umgelegt habe, heisst es in dem Bericht. «Der andere Pilot antwortete, er habe das nicht getan.»
Ob die Antwort vom Flugkapitän oder vom Ersten Offizier kam, blieb unklar. Kurz darauf rief einer der Piloten das Notrufsignal «Mayday Mayday Mayday». Auf die Rückfrage aus dem Kontrollturm gab es keine Antwort mehr.
Ermittler gehen von vorsätzlicher Tat aus
Der Flug AI171 stürzte kurz nach dem Start in ein Wohngebiet, wobei 260 Menschen ums Leben kamen, darunter 19 am Boden. Von den 242 Passagieren an Bord überlebte nur einer. Die Opfer stammten aus Indien, Grossbritannien, Portugal und Kanada.
Die Ermittler gingen derzeit von einer vorsätzlichen Tat aus, schrieb die italienische «Corriere della Sera» kurz vor der Veröffentlichung des Berichts unter Berufung auf Insider. Für die Tat kämen entweder einer der beiden Piloten oder eine dritte Person auf dem Jumpseat, einem Klappsitz für Crewmitglieder, infrage. Der Kapitän verfügte über 10'000 Flugstunden auf Grossraumflugzeugen. Der Erste Offizier brachte es immerhin auf mehr als 3400 Cockpit-Stunden.