Darum gehts
- Russische Soldaten sammeln sich in Belarus für Militärmanöver «Sapad 2025»
- Frühere Manöver dienten als Vorwand für militärische Aggression
- 2021 setzten Russland und Belarus 200'000 Soldaten für «Sapad»-Manöver ein, dann folgte der Angriffskrieg auf die Ukraine
In Belarus baut sich aktuell eine neue Bedrohung im Ukraine-Krieg auf. Russische Soldaten beginnen, sich dort zu sammeln – für das berüchtigte, gemeinsam mit Belarus geplante, Militärmanöver «Sapad 2025». Unter anderem berichtete die ukrainische Zeitung «Kyiv Independet», dass ein erster russischer Truppentransport am 6. August angekommen sei. Übersetzt heisst «Sapad» Westen und zeigt damit eine klare Positionierung.
Das Militärmanöver gilt als eine der wichtigsten Übungen für die russische Armee und findet regelmässig alle vier Jahre statt. Schon früher nutzte Moskau vergleichbare Manöver als Vorwand, um schliesslich richtig anzugreifen. Droht nun wieder eine solche Verschleierungstaktik? Insbesondere in Hinblick auf Wolodomir Selenskis (47) neues Drängen auf Friedensgespräche scheint die Situation komplex.
Soll offiziell der Verteidigungsübung dienen
Ein Sprecher der belarussischen Streitkräfte erklärte, dass die Übung dazu diene, neue Taktiken einzuüben. Dafür würden die Erfahrungen aus aktuellen Kriegen herangezogen. Zudem verkündete der belarussische Verteidigungsminister Viktor Chrenin im Mai: Die ursprünglich geplanten 13'000 Soldaten sollen um die Hälfte reduziert werden. Zudem werde das Manöver ins Landesinnere verlegt.
Wie vertrauenswürdig diese Angaben sind, bleibt beim Blick auf frühere Militärübungen offen. Und das Risiko der verstärkten Aufrüstung in Belarus ist nicht zu unterschätzen. Denn vor allem nähert sich Wladimir Putin (72) mit diesem Manöver der Nato-Grenze an. Belarus grenzt neben Russland und der Ukraine auch an Lettland, Litauen und Polen an.
Es wäre nicht da erste Mal, dass Russland angebliche Übungen und Manöver für ihre Zwecke als Vorwand nutzt, um tatsächlich anzugreifen.
2008: «Kawkas»-Manöver in Georgien
Mit rund 8000 Soldaten und 700 Fahrzeugen begann Russland in mehreren Regionen Georgiens 2008 mit dem Militärmanöver «Kawkas». Bereits zuvor hatten im Land immer wieder Konflikte geschwelt. Und in genau dieser angespannten Lage schürte der, zunächst als Übung deklarierte, Einsatz zusätzliches Feuer.
Bald kam es zu Kämpfen zwischen georgischen Regierungstruppen und von Russland unterstützten Separatisten. Im Fokus: die abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien. Georgien suchte in Anbetracht der zunehmenden Konflikte eine Annäherung an den Westen. Ein weiterer Grund für Russland, nach georgischen Angriffen, mit Vergeltung zurückzuschlagen. Es kam zum Kaukasuskrieg, der nach fünf Tagen endete, aber keine Lösung des Konflikts brachte.
2014: Krim-Annexion
Bereits bei der Annexion der Krim 2014 zeigte sich, die militärischen Aggression gegen die Ukraine begann mit Verschleierungstaktiken. Schon vor dem Sturz der prorussischen Regierung in der Ukraine hatte Russland dort verstärkt seine militärische Präsenz aufgebaut. Vordergründig wurden auch die Olympischen Winterspiele in Sotschi angegeben.
Im Februar 2014 besetzten schliesslich Soldaten die Halbinsel – ohne russische Rang- oder Hoheitszeichen auf den Uniformen. Erst knapp zwei Monate später bekannte Putin, dass tatsächlich russische Spezialeinheiten an der Annexion der Krim beteiligt gewesen waren. Wie auch schon in Georgien, präsentierte Russland den Eingriff als Konsequenz innerer Spannungen im Land.
2021: vor dem Angriff auf die Ukraine
Der letzte Einsatz des militärischen «Sapad»-Manövers im Jahr 2021 gibt besonders zu bedenken. 200'000 Soldaten setzten Russland und Belarus ein – offiziell als reine Verteidigungsübung. Man habe die Verteidigung gegen eine fiktive, angreifende Republik trainieren wollen. Auf das Manöver folgte 2022 der Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Neben verbalen Drohgebärden des Kremls wackelt auch die Beziehung zu den USA, die mit einem möglichen Austritt aus der Nato liebäugelt. Zudem bündelt sich die russische Militärpräsenz nicht nur in Belarus. Bereits im Juni häuften sich Berichte, dass Russland in der Nähe der Grenze zu Finnland aufrüstet.