Muslim, Sozialist und Rap-Fan
Bringt Zohran Mamdani die US-Demokraten wieder auf Spur?

Die Demokraten in den USA sind untergetaucht: keine Ideen, kein Programm, keine ernsthaften Gegenkandidaten zu Donald Trump. Mit Zohran Mamdani könnte sich das ändern. Der bekennende Sozialist gewann überraschend die Bürgermeistervorwahl in New York. Geht da noch mehr?
Publiziert: 15:55 Uhr
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Aktualisiert: 15:57 Uhr
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Der 33-jährige Zohran Mamdani könnte die Wende bei den Demokraten bringen.
Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire

Darum gehts

  • Zohran Kwame Mamdani gewinnt Vorwahlen der Demokraten zur Bürgermeisterwahl in New York
  • Mamdani bezeichnet sich als «demokratischer Sozialist» und Trumps «schlimmster Alptraum»
  • Der 33-Jährige setzte sich mit 43 Prozent der Stimmen gegen zehn Mitbewerber durch
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Daniel MacherRedaktor News

Seit Donald Trumps (79) Amtsantritt sind die Demokraten in den USA nahezu von der Bildfläche verschwunden. Nur Bernie Sanders (83) meldet sich gelegentlich zu Wort, wenn ihn die Eskapaden seines politischen Gegners zur Weissglut treiben. Auch Alexandria Ocasio-Cortez (35) konnte Trumps umstrittenen Umgang mit illegalen Migranten nicht für eigene Zwecke nutzen.

Doch nun keimt Hoffnung auf: Zohran Kwame Mamdani. Der 33-Jährige hat gerade die Vorwahlen der Demokraten zur Bürgermeisterwahl in New York gewonnen – gegen Andrew Cuomo (67), einen Veteranen des politischen Geschäfts.

Noch vor acht Monaten war Mamdani kaum jemandem ein Begriff. Jetzt hat er sich mit 43 Prozent der Stimmen gegen zehn Mitbewerber durchgesetzt und tritt im Rennen um das Amt in der 8-Millionen-Metropole an.

Trumps «schlimmster Alptraum»

Mamdani nennt sich selbst einen «demokratischen Sozialisten» und Trumps «schlimmsten Alptraum». Der Sohn indischstämmiger Einwanderer aus Uganda gehört zur Generation Y und findet vor allem bei jungen New Yorkern Anklang. Sein Wahlkampf in den sozialen Medien dürfte dazu beigetragen haben.

In einem Video auf Instagram läuft Mamdani zu urbanen Beats in einer Kurta, einem traditionellen indischen Gewand, durch New Yorks Strassen und prangert die hohen Lebenshaltungskosten an. «Alle sagen, New York sei die tollste Stadt der Welt. Was bringt das, wenn sich niemand leisten kann, hier zu leben? »

INSTAGRAM

Mit solchen Themen trifft der Muslim – er wäre der erste Bürgermeister muslimischen Glaubens in New York – offenbar einen Nerv: höhere Steuern für Reiche und Unternehmen, kostenlose Busse, subventionierte Lebensmittelgeschäfte mit Tiefpreisen. In einer Stadt, in der Normalverdiener oft ums Überleben kämpfen, überrascht der Zuspruch nicht.

Regiert bald ein Sozialist in New York?

Auch im Gaza-Konflikt bezieht Mamdani klar Stellung. Er fordert rechtliche Schritte gegen Premierminister Benjamin Netanyahu, nennt Israel ein Apartheidregime, verurteilt aber Antisemitismus unmissverständlich.

Am 4. November tritt der Rap-Fan, der unter dem Künstlernamen «Young Cardamom» Musik veröffentlicht hat, gegen den amtierenden Bürgermeister Eric Adams (64) an. Adams sorgte zuletzt für Schlagzeilen, weil er sich nach Korruptionsvorwürfen an Trump anzubiedern schien, um im Amt zu bleiben.

Ob bald ein bekennender Sozialist New York regiert, bleibt abzuwarten. Mamdanis Programm ist kühn, seine Pläne für die Metropole radikal. Nur sollte er sich durchsetzen, wartet ein noch weitaus grösserer Gegner auf ihn – und der sitzt in Washington.

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