Mega-Machtkampf mit China
Was Trump mit seiner grossen Asien-Tour wirklich erreichen will

Donald Trump tourt durch Asien, um Amerikas Macht zu beweisen. Doch überall, wo er auftritt, war China längst da. Zwischen Friedens-Show und Zollkrieg versucht der US-Präsident, den Drachen zu zähmen. Kann der US-Präsident in Asien noch etwas bewirken?
Publiziert: 26.10.2025 um 18:04 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2025 um 19:47 Uhr
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Donald Trump steigt am Sonntag in Kuala Lumpur aus der Air Force One. Was kann er in Asien erreichen?
Foto: AP

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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Ein Präsident auf grosser Bühne. Drei Länder, vier Gipfel, ein Ziel: Donald Trump (79) will Stärke zeigen und beweisen, dass Amerika in Asien noch etwas zu melden hat. Doch China ist längst überall – in den Häfen Malaysias, in den Fabriken Vietnams, bei den Investitionsplänen der Japaner. Auf seiner Asienreise stehen Trump zudem alte Fehler im Weg. Die eigentliche Frage lautet: Was haben die USA in Asien noch zu melden?

Akt 1: Malaysia – selbst ernannter Friedensstifter

Erster Halt ist Kuala Lumpur. Trump kommt als Selbstdarsteller. Er will einen Friedensvertrag zwischen Thailand und Kambodscha unterzeichnen. Ein Vertrag, von dem er sagt, er habe ihn persönlich vermittelt. Der symbolische Coup passt perfekt zu seinem Selbstverständnis als nobelpreiswürdigem Friedensstifter. Doch die Begeisterung vor Ort hält sich in Grenzen.

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US-Präsident Donald Trump reist diese Woche durch Asien.
Foto: imago/UPI Photo

Viele Regierungen in Südostasien sind misstrauisch: Sie leiden unter den US-Zöllen, die Trump seit Beginn seiner zweiten Amtszeit einführte. 20 Prozent Zoll auf Exportgüter – für Volkswirtschaften, die vom Handel leben, war das ein Schock. Jetzt kommt der Mann, der sie geschwächt hat, und spricht von Partnerschaft.

Während Trump posiert, verhandelt in einem Nebensaal sein Finanzminister mit Chinas Vizepremier über Exportkontrollen und seltene Erden. Es ist der sichtbarste Beweis für das Dilemma der Region: Egal, wo Amerika auftaucht – China ist schon da.

Akt 2: Japan – Deal-Maker trifft eiserne Lady

Nächster Stopp: Tokio. Trump trifft Sanae Takaichi (64), Japans erste Premierministerin – konservativ, patriotisch, kompromisslos. Beide lieben klare Ansagen, beide brauchen ein gutes Foto. Doch die Chemie ist kompliziert.

Japan hat sich mit einem Investment-Versprechen von 550 Milliarden Dollar in den USA einen günstigeren Zollsatz erkauft – ein teurer Preis für Stabilität. Jetzt will Washington noch mehr: höhere Verteidigungsausgaben, härtere Haltung gegen China. Takaichi nickt höflich, weiss aber, dass Trumps Launen wechselhaft sind.

Sie versucht, die Balance zwischen Selbstbehauptung und Unterordnung zu halten. Doch während Trump von «Freundschaft» spricht, spüren viele in Tokio: Die Allianz mit den USA ist unter Druck.

Akt 3: Südkorea – Spiel mit dem Gleichgewicht

In Gyeongju, Südkorea, wartet der grösste Test. Präsident Lee Jae Myung (61) steht zwischen zwei Feuern: wirtschaftlich an China gebunden, militärisch von den USA abhängig. Seine Autoindustrie leidet unter 25-Prozent-Strafzöllen, seine Bevölkerung unter wachsender Unsicherheit.

Trump kommt mit Druck und Versprechen. Er will ein neues Handelsabkommen – und vielleicht ein Treffen mit Nordkoreas Kim Jong Un (41), seinem einstigen Lieblingsgegner. Für Seoul klingt das weniger nach Frieden als nach politischem Theater. Während Nordkorea Raketen testet, sucht Lee nach einem Weg, Amerikas Schutz zu behalten, ohne Chinas Zorn zu riskieren.

Hier schwingt Trump das Tanzbein
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Bei Ankunft in Malaysia:Hier schwingt Trump das Tanzbein

Finale: Der Drachenkampf

Der Höhepunkt der Reise: Trumps Treffen mit Xi Jinping am Donnerstag. Zwei Alphatiere im globalen Machtkampf. Trump will seltene Erden haben, mehr Sojabohnen und Boeing-Jets verkaufen.

Und diesmal gibt es tatsächlich Bewegung: Wie die «New York Times» und Reuters am Sonntag berichten, haben beide Seiten eine «substanzielle Rahmenvereinbarung» erzielt – Trumps Drohung von 100-Prozent-Zöllen ist vom Tisch, Peking verschiebt seine geplanten Exportbeschränkungen für seltene Erden. US-Finanzminister Scott Bessent (63) sprach am Sonntag in der CBS-Sendung «Face the Nation» von einem «positiven Rahmen» für weitere Gespräche – und bestätigte auch Fortschritte beim neuen Tiktok-Deal, der die US-Kontrolle über die amerikanische Tochter des chinesischen Konzerns vorsieht.

Eine endgültige Lösung sei das nicht, betonte Bessent, aber ein «wichtiger Schritt, um die wirtschaftliche Beziehung zu stabilisieren». Trump verkauft das Ergebnis als Triumph. Doch in Wahrheit ist es ein Waffenstillstand, kein Sieg. China bleibt in der stärkeren Position: Es kontrolliert die Rohstoffe und Plattformen, die die Weltwirtschaft antreiben.

Nachklang: Ein Präsident auf Nachsitzen

Trump reist durch Asien wie ein Schüler, der nachsitzen muss – um all das zu korrigieren, was er selbst beschädigt hat. Seine Auftritte sind laut, seine Versprechen gross, sein Einfluss begrenzt.

Asien hat sich weiterentwickelt. Während Washington Stärke demonstriert, gestaltet Peking längst die Zukunft – strategisch, berechnend und mit wachsendem Einfluss. Amerikas Rückkehr ist sichtbar, aber Chinas Vorsprung bleibt.

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