Darum gehts
Jetzt auch noch das: China und Russland haben laut der britischen Zeitung «The Times» jahrelang schöne Spioninnen in die USA geschleust und sie dort mit Tech-Nerds und Unternehmern verkuppelt, um an Amerikas Geschäftsgeheimnisse zu kommen. Zum Wirtschaftskrieg zwischen Washington, Moskau und Peking kommt jetzt also auch noch ein «Sex-Krieg» hinzu.
Doch am kommenden Donnerstag soll sich das alles klären. US-Präsident Donald Trump (79) will sich in Südkorea mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping (72) treffen und «einen Deal über alles» abschliessen. Statt nach Budapest zu Freund Wladimir Putin (73) gehts jetzt also nach Busan zu Kollege Xi. Das Ziel bleibt – nebst den üblichen Zoll- und Handels-Abkommen – das Ende des Ukraine-Kriegs. Trump erhofft sich von Xi Schützenhilfe für seinen Friedensplan. Doch Xi wird ihn bitter enttäuschen. China will nicht, dass der Krieg endet – aus vier Gründen.
Auf Trumps Strafhammer gegen die russischen Ölriesen Rosneft und Lukoil Mitte Woche reagierte China zwar mit dem Entscheid, vorerst kein russisches Öl mehr über den Seeweg zu kaufen. Peking hat keine Lust, von den Amis für seine russischen Einkäufe abgestraft zu werden. Durch die Pipelines (eine neue will man bald bauen) und über private Kanäle aber geht der Handel weiter. Ganz im Stich lassen die chinesischen Financiers den russischen Kriegstreiber also nicht.
Aus diesen Gründen will Peking nicht, dass der Ukraine-Krieg endet:
Der Krieg hält China die USA vom Leib
Bereits unter Präsident Barack Obama (64) versuchten die USA, den Fokus von Europa zu lösen und von einer trans-atlantischen zu einer trans-pazifischen Schwerpunktdiplomatie zu wechseln. Gelungen ist das nie so richtig.
Solange der Ukraine-Krieg tobt, bleiben die militärischen und diplomatischen Ressourcen der USA weiter in der Alten Welt gebunden. China eröffnet das allerlei Möglichkeiten, beispielsweise für relativ ungestörte Provokationen gegenüber dem Inselstaat Taiwan, den sich Peking gern einverleiben würde.
Die isolierten Russen bleiben auf China angewiesen
Vom europäischen und nordamerikanischen Markt ist Russland verbannt. Irgendwo aber müssen die 144 Millionen Russen ihr Zeugs einkaufen. In den heimischen Firmen produziert Russland derzeit vorwiegend militärische Güter. Also kauft man alles andere jetzt bei den Chinesen ein.
So stammen mehr als die Hälfte der gekauften Autos in Russland inzwischen aus chinesischer Produktion.
China lernt jeden Tag dazu
Seit seiner Staatsgründung 1949 hat die Volksrepublik China – wenn man die aus Pekings Sicht «innenpolitischen» Unterdrückungskämpfe gegen die Tibeter und die Uiguren ausblendet – seine Armee kaum je für Ernstfälle eingesetzt. Scharmützel an der indisch-chinesischen Grenze gabs ab und an, genau wie Provokationen gegenüber Taiwan. Einen effektiven Krieg aber nicht.
Vom Krieg in der Ukraine lernt Peking jetzt – ohne einen eigenen Blutzoll entrichten zu müssen – täglich aufs Neue, wo die Schwächen der westlichen Armeen liegen, wie der moderne Frontkrieg abläuft und auf welche Waffen und Systeme es wirklich ankommt. Das sind sehr wertvolle Lektionen.
Peking kann den globalen Süden bezirzen
Xi Jinping nutzt die Kulisse des Ukraine-Kriegs, um sich vor dem Milliardenpublikum im globalen Süden als gut meinender Friedensstifter hinzustellen.
«Xi hat mir gesagt, er werde den Russen keine Waffen verkaufen. Aber ich weiss eines: China hilft den Russen, nicht uns», sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (47) diese Woche. Aus Pekings Sicht macht das Sinn: Sobald der Krieg endet, verschwindet die Kulisse, vor der man sich als Friedensmacht aufplustern kann.
Fazit: An der «grenzenlosen Freundschaft», die sich Xi und Putin knapp drei Wochen vor Kriegsausbruch bei den Olympischen Winterspielen in Peking geschworen haben, wird der chinesische Präsident auch auf Trumps Druckversuche hin nicht rütteln.
Der Chinese wird dem Amerikaner ein paar Köder hinwerfen. Vielleicht eine Wiederaufnahme der sistierten Sojabohnen-Einkäufe (einst ein 12-Milliarden-Business für die USA). Vielleicht ein paar Zugeständnisse bei den vorübergehend blockierten Lieferungen seltener Erden (wichtig für US-Hightech-Geräte). Ganz sicher aber nicht bezüglich Xis «gutem Freund Wladimir». Der kann sich mit Blick auf die Begegnung in Busan entspannt zurücklehnen.