Hedgefonds-Milliardär warnt eindringlich
«Wir sehen das Ende des US-Imperiums»

Milliardär und Hedgefonds-Manager Ray Dalio sieht die USA auf «sehr, sehr dunkle Zeiten» zusteuern. Warum er sich über die Zukunft des Wirtschaftssystems Sorgen macht – und was gegen seine düstere Prognose spricht.
Publiziert: 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 18:12 Uhr
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Kein politisch oder wirtschaftlich nachhaltiges System: Ray Dalio malt schwarz für Amerika.
Foto: Bloomberg via Getty Images

Darum gehts

  • Der US-Schuldenberg gefährdet laut Ray Dalio die Finanzmärkte und die Vormachtstellung
  • Dalio warnt vor Vertrauensverlust und dem Ende des US-Imperiums
  • Jährliche Zinszahlungen auf US-Staatsschulden belaufen sich auf eine Billion Dollar
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

37'459'539'193'701 Dollar. So hoch ist aktuell der Schuldenberg Amerikas – also 37,4 Billionen Dollar. «Viel zu viel», findet Ray Dalio (74), Gründer von Bridgewater Associates, dem grössten Hedgefonds der Welt. In einem Interview mit dem US-Sender CNBC schlägt er jetzt Alarm. Die wachsende Schuldenlast der USA gefährde nicht nur die Stabilität der Finanzmärkte, sondern auch die Vormachtstellung der Vereinigten Staaten, so Dalio. Sein hartes Fazit: «Wir sehen das Ende des US-Imperiums.»

Letztlich würden «auch andere Faktoren» darüber entscheiden, ob das US-Finanzsystem tatsächlich zusammenbrechen werde, gibt der Milliardär zu. Aber trotzdem ist er überzeugt, dass der Schuldenberg die grösste Bedrohung ist. «Wir stehen an einem Wendepunkt», so Dalio. Die USA hätten sich in den letzten Jahren in ein gefährlich unausgewogenes System manövriert, das weder finanziell noch politisch nachhaltig sei. «Wenn du mehr ausgibst, als du einnimmst, und das über Jahrzehnte, dann wird dir irgendwann das Vertrauen der Gläubiger entzogen», warnt der 74-jährige Finanzveteran. «Das ist nicht nur ein Schuldenproblem – es ist ein Vertrauensproblem.»

Ein Teufelskreis

Besonders gravierend: Die Zinskosten für die immensen amerikanischen Staatsschulden haben sich innerhalb weniger Jahre mehr als verdoppelt. Laut offiziellen Zahlen belaufen sich die jährlichen Zinszahlungen mittlerweile auf rund 1 Billion Dollar – das ist mehr, als die USA für ihr Militär ausgeben.

«Wir befinden uns in einer klassischen Schuldenfalle», so Dalio im CNBC-Interview. Der Staat müsse immer mehr neue Schulden aufnehmen, nur um die alten zu bedienen – und das bei gleichzeitig steigenden Zinsen. Ein Teufelskreis, aus dem es kaum ein Entkommen gibt. Im kürzlich erschienenen «Diary of a CEO»-Podcast sagt der Hedgefonds-Manager sogar: «Wir steuern auf sehr, sehr dunkle Zeiten zu.»

Es gibt aber auch die andere Lesart, auf die viele amerikanische Finanzexperten verweisen – und die Dalio aussen vor lässt: Der US-Dollar dürfte für die nächsten Jahre die globale Leitwährung bleiben. Auch deshalb stufen die meisten Zentralbanken die amerikanische Währung als sicheren Hafen ein. Ausserdem zählen die Finanzmärkte in den USA zu den liquidesten der Welt – in Krisenzeiten flüchten Investoren regelmässig in US-Staatsanleihen. Hinzu kommt die Innovationskraft der amerikanischen Wirtschaft, die Vertrauen schafft. Und nicht zuletzt kann sich die US-Regierung in ihrer eigenen Währung verschulden, was die Risiken reduziert – zumindest kurzfristig.

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