Darum gehts
- Russische Truppen setzen stachligen Panzer gegen ukrainische Kamikazedrohnen ein
- Ukrainische Soldaten improvisieren mit 3D-Druckern und Chipsdosen für Bomben
- Ein Igelpanzer hielt fast 60 Drohneneinschläge aus, bevor er gestoppt wurde
Was im ersten Moment aussieht wie ein Gefährt aus einem apokalyptischen Science-Fiction-Film, kommt an der Front in der Ukraine tatsächlich zum Einsatz. Beim stachligen Panzerfahrzeug, auf den sozialen Medien oft Stachelschweinpanzer genannt, soll es sich um ein improvisiertes Kriegsgerät von Putins Truppen handeln.
Der Stachelschweinpanzer ist mit langen Drähten und Stangen aus Metall übersät, die das Fahrzeug und dessen Besatzung vor ukrainischen Kamikazedrohnen schützen sollen. Diese Stacheln sollen die fliegenden Bomben entweder aufspiessen oder in ausreichendem Abstand explodieren lassen. Laut einem Bericht von «Forbes» soll ein solcher Stachelschweinpanzer im Juli fast 60 Drohneneinschläge ausgehalten haben, bevor er gestoppt wurde.
Weitere solche Vehikel sollen laut «Forbes» an der Front aufgetaucht sein. Allerdings hätten diese Modelle deutlich weniger ausgehalten.
Weiterentwicklung
Es ist nicht das erste Mal, dass die russischen Truppen ihre Panzer modifizieren. Bereits im letzten Jahr kamen sogenannte «Schildkrötenpanzer» zum Einsatz. Auch diese extra stark gepanzerten Fahrzeuge sollten ihre Insassen besser vor Drohnen schützen. Wegen der grossen Platten war die Manövrierfähigkeit der Panzer allerdings eingeschränkt.
Auch auf ukrainischer Seite müssen die Soldaten immer wieder improvisieren. Blick hat einige Beispiele zusammengefasst.
Munition aus dem 3D-Drucker
Wegen Munitionsmangel setzte die Ukraine im Sommer 2023 auf 3D-Drucker. 30’000 Plastikhüllen für Bomben konnten so in vier Monaten so an die Front geliefert werden. Dort wurden sie mit C4-Sprengstoff gefüllt.
Ein weiterer Vorteil der Druckerbomben: Die Kosten der Produktion sind sehr gering. Der 3D-Drucker kostet gerade mal etwas mehr als 1000 Franken. Eine einzelne Bombenhülle lediglich etwa 4 Franken.
Granaten aus der Chipsdose
Als einem ukrainischen Soldaten das Material zum Bombenbauen ausging, griff er nach einer Chipsdose. Das berichtete das Militärmagazin «Defence News».
Passiert sein soll es Anfang 2024 in der kleinen Stadt Avdiivka ausserhalb von Donezk: Die ukrainische Armee füllte kleine Metallcontainer mit Sprengstoff, um diese dann als Bomben einzusetzen. Als einem Soldaten in der Hitze des Gefechtes das Material ausging, steckte er den Sprengstoff kurzerhand in eine leere Pringles-Dose, aus der er kurz davor noch gegessen hatte. Laut «Defence News» konnte die improvisierte Bombe erfolgreich ein russisches Panzerfahrzeug ausschalten.
Landwirtschaftsdrohnen zur Aufklärung
Auch im Luftkampf muss die Ukraine teilweise improvisieren: Bei Aufklärungsflügen kommen immer wieder Drohnen zum Einsatz, die eigentlich zum Besprühen von Pflanzen gedacht wären.
Diese grossen und auffälligen Maschinen fliegen fast immer in der Nacht, um besser getarnt zu sein. Wie die Deutsche Welle berichtete, nutzt die ukrainische Armee die Landwirtschaftsdrohnen erfolgreich zum Aufspüren russischer Stellungen.