Darum gehts
- Einbrecher nutzen Möbellift für Zugang zum Louvre. Sicherheitssystem ausgehebelt
- Diebe gaben sich möglicherweise als Bauarbeiter aus, trugen gelbe Leuchtwesten
- Raub dauerte nur vier Minuten, acht Schmuckstücke wurden gestohlen
Ein einfacher Möbellift reichte, um das Sicherheitssystem des Louvre auszuhebeln. Mit der Hebebühne verschafften sich die vier Diebe Zutritt zu einem 10 Meter hohen Balkon an der Fassade des Museums. Von dort aus zerstörten mindestens zwei der Einbrecher die Fenster und verschafften sich so Zutritt zur Apollon-Galerie. Einer blieb auf dem Balkon und schob Wache.
Risikofaktor Baustelle
Der Einbruch ins Louvre geschah am helllichten Tag, während viele Besucher im riesigen Museum umherschlenderten. Ein Video, das dem französischen Fernsehsender BFMTV vorliegt, soll einen der Diebe beim Aufbrechen einer Vitrine zeigen. Er war dabei keineswegs unauffällig gekleidet, sondern trug eine gelbe Leuchtweste.
Es ist also möglich, dass sich die Diebe als Bau- oder Sanierungsarbeiter ausgegeben haben, um ihr Vorhaben zu vertuschen. Im betroffenen Abschnitt des Museums finden momentan Bauarbeiten statt, wie «Le Parisien» berichtet. Dies würde auch erklären, warum die Hebebühne der Diebe nicht sofort einen Alarm auslöste.
Muster erkennbar
Dass Baustellen für Museen zum Risiko werden können, bestätigt auch Alexander Rechsteiner (42), Sprecher des Landesmuseums Zürich. «In der Regel gibt es zusätzliche und provisorische Eingänge und die Personenkontrolle ist aufwendiger.» Das sind Schwachstellen, die potenzielle Diebe ausnutzen können.
Das Landesmuseum kennt sich aus mit Bau- und Sanierungsarbeiten. 2016 konnte der Erweiterungsbau des Museums nach rund 20-jähriger Planungs- und Bauzeit eröffnet werden. In dieser Zeit kam es zu keinen Einbrüchen oder Einbruchsversuchen.
Die Trennung von Baustelle und Ausstellungsräumen sei für diesen Erfolg entscheidend gewesen. «Beide Bereiche waren vollständig voneinander getrennt, sodass von der Baustelle her kein Zugang zu den Ausstellungsräumen und umgekehrt möglich war», erklärt Rechsteiner.
Neues Sicherheitsverständnis
Die vielen spektakulären Einbrüche in den letzten Jahren, etwa auch ins Grüne Gewölbe in Dresden, hätten das Sicherheitsverständnis von Museen laut Rechsteiner nachhaltig geprägt. «Das Bewusstsein für potenzielle Diebstähle in Museen hat in den letzten Jahren tatsächlich zugenommen», erklärt er.
Gewerkschaften kritisieren momentan, dass der Personalabbau die Sicherheit des Museums in den letzten Monaten signifikant geschwächt habe. «Wir können nicht auf physische Überwachung verzichten», sagt eine anonyme Quelle gegenüber dem Fernsehsender France 24. Louvre-Chefin Laurence des Cars warnte derweil schon vor Monaten vor dem desolaten Zustand des Gebäudes.
«Sicher ist, dass wir versagt haben», sagte der französische Justizminister Gérald Darmanin am Montag gegenüber dem Radiosender France Inter. «Es gelang ihnen, mitten in Paris einen Möbellift abzustellen, innerhalb weniger Minuten Menschen hinaufzubefördern, um wertvolle Juwelen zu stehlen und Frankreich ein schreckliches Image zu verschaffen.»
Parallelen zu altem Fall
Der Louvre-Raub vom Sonntag erinnert an einen ähnlichen Vorfall aus der Vergangenheit. Schon vor 50 Jahren profitierten Einbrecher von baulichen Massnahmen am Louvre. Im Jahre 1976 kletterten die Diebe auf ein Metallgerüst, das zum Putzen der Fassade aufgestellt worden war. Das berichtete damals die «New York Times».
Im zweiten Stock stiegen die Diebe durch ein zerstörtes Fenster ins Museum ein und klauten das Schwert des französischen Königs Karl X. Das Prunkschwert ist bis heute verschollen.