Der Konflikt zwischen den USA und Venezuela spitzt sich weiter zu: Die US-Küstenwache war am Samstag nach übereinstimmenden Medienberichten dabei, erstmals nach Inkrafttreten einer amerikanischen Blockade sanktionierter Öltanker auf dem Weg von und nach Venezuela ein solches Schiff zu beschlagnahmen.
Die US-Küstenwache habe vor der venezolanischen Küste ein mit Sanktionen belegtes Schiff aufgebracht, berichteten der Fernsehsender NBC News und ABC News unter Berufung auf US-Beamte. Demnach unterstützte das US-Militär die Operation, indem es Einsatzkräfte der Küstenwache zu dem Schiff brachte und die Abläufe aus der Luft beobachtete.
Trump: «Komplette Blockade»
US-Präsident Donald Trump hatte wenige Tage zuvor eine «vollständige und komplette Blockade aller sanktionierter Öltanker auf dem Weg von und nach Venezuela» angeordnet. Er begründete dies damit, das südamerikanische Land habe Öl, Land und andere Vermögenswerte von den USA gestohlen – diese müssten zurückgegeben werden. Der Republikaner warf Venezuelas autoritärem Staatschef Nicolás Maduro zudem vor, «das Öl aus diesen gestohlenen Ölfeldern zur Finanzierung von Drogenterrorismus, Menschenhandel, Mord und Entführungen» zu nutzen.
Anfang der 2000er Jahre hatte Venezuela Ölfelder verstaatlicht – betroffen waren ausländische und auch US-Firmen. In der Folge entbrannte ein Streit um Entschädigungszahlungen. 2019 hatte Trump in seiner ersten Amtszeit dann den staatlichen Ölkonzern PDVSA mit Sanktionen belegt.
Nur wenige Tage vor Trumps Blockade-Ansage hatte das US-Militär bereits einen Öltanker vor der Küste Venezuelas unter seine Kontrolle gebracht. US-Justizministerin Pam Bondi und FBI-Direktor Kash Patel erklärten damals, das Schiff sei Teil eines illegalen Netzwerks gewesen, das Öl zur Unterstützung ausländischer Terrororganisationen transportiert habe.
Venezuela spricht von «Raubüberfall und Piraterie»
Die Regierung des südamerikanischen Landes hatte die Erstürmung scharf verurteilt. Der Einsatz sei «ein dreister Raubüberfall und ein Akt internationaler Piraterie», hiess es in einer Stellungnahme des Aussenministeriums in Caracas.
Seit Monaten brodelt es zwischen Washington und Caracas. Immer wieder hat das US-Militär angeblich mit Drogen beladene Boote in der Karibik, teils auch im Pazifik, versenkt. Die US-Regierung gibt offiziell an, mit ihrem aggressiven Vorgehen Drogenkartelle bekämpfen zu wollen. Laut Experten gilt Venezuela nicht als Produktionsland von Drogen, sondern als Transitland - vor allem für den europäischen Markt.