Darum gehts
- Achtjähriger Fabian wurde ermordet aufgefunden, Täter noch nicht gefasst
- Experten vermuten Täter aus persönlichem Umfeld des Opfers
- Fälle werden schwieriger, je nach Beziehung zwischen Täter und Opfer
Der tragische Tod von Fabian (8†) vor gut drei Wochen schockierte weit über die deutschen Landesgrenzen hinaus. Die Leiche des Jungen aus Güstrow (D) wurde in einem Waldstück in Norddeutschland gefunden. Die Polizei ist sich sicher: Es war ein Gewaltverbrechen. Tatwaffe soll ein Messer gewesen sein.
Die Fahndung nach dem Täter verlief bislang ergebnislos. Die Polizei durchsuchte einen Bauernhof und eine Mülldeponie. Spürhunde waren im Einsatz. Die Suche nach Beweisen führte die Beamten sogar auf den Grund eines Sees in der Nähe des Waldstücks, in dem die Leiche gefunden wurde. Vom Täter scheint es aber trotzdem noch keine Spur zu geben.
Beziehung zum Täter ist Knackpunkt
Viele Fragen im Fall Fabian sind also noch ungeklärt. Blick hat zusammen mit einer Kriminologin und einem Kriminologen versucht, einigen dieser Fragen auf den Grund zu gehen.
Wer könnte der Täter sein?
Die deutsche «Ostsee-Zeitung» stellte letzte Woche die Theorie auf, dass Fabian und sein Täter sich kannten. Diese These wird auch von den Statistiken gestützt, weiss Nora Markwalder, Kriminologin an der Universität St. Gallen. «Wenn Kinder Opfer eines Tötungsdelikts werden, sind in der überwiegenden Mehrheit der Fälle die Eltern oder andere Familienmitglieder die Täter», meint die Expertin. «Dass Kinder von ihnen unbekannten Personen getötet werden, ist hingegen sehr selten.»
Laut Markwalder werden in etwas mehr als neun Prozent aller Tötungsdelikte in der Schweiz Kinder von ihren Eltern getötet. Das Motiv ist dabei meist ein familiärer Konflikt.
Wie geht die Polizei in so einem Fall vor?
Die Hypothese, dass der Täter aus dem persönlichen Umfeld des Opfers kommt, steht auch am Anfang der polizeilichen Ermittlungen, erklärt Kriminologe Dirk Baier von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften. «Ergeben sich dann keine Hinweise, dass dies der Fall ist, wird es deutlich anspruchsvoller, weil ein Fremdtäter schwieriger zu überführen ist», meint der Experte.
Des Weiteren würden die Ermittler versuchen, die Stunden vor der Tat so genau wie möglich zu rekonstruieren und bestenfalls mit so vielen Zeugen wie möglich zu sprechen. «Parallel dazu werden forensische Spuren, wie Fingerabdrücke oder Fasern von Kleidern, gewonnen und ausgewertet.»
Was macht einen solchen Fall anspruchsvoll?
Laut Nora Markwalder gehen die Ermittlungen in Mordfällen länger, wenn die Beziehungen zwischen Täter und Opfer unklar sind. «Deshalb werden familiäre Tötungsdelikte in der Regel schnell aufgeklärt.» Je länger die Untersuchungen in diesem Fall also noch dauern, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass sich Fabian und sein Mörder nicht kannten.
Generell müssten die Ermittler bei solch einem heiklen Fall aber sowieso mit grösster Sorgfalt vorgehen, erklärt Dirk Baier. «Es gilt, dass nicht vorschnell mögliche Ermittlungsergebnisse bekannt gegeben werden.» Auch dies ziehe die Ermittlungen häufig in die Länge.
Wird aus Fabian ein weiterer Cold Case?
«Eventuell ist die Erwartung, dass solche Taten von heute auf morgen gelöst werden, falsch», meint Baier. Je nach Beziehung zwischen Opfer und Täter könne die Aufklärung solcher Fälle wenige Tage oder mehrere Jahre dauern. «Grundsätzlich werden aber nahezu alle Tötungsdelikte aufgeklärt.» Baier meint deshalb: «Ich gehe nicht davon aus, dass aus dem Fall ein Cold Case wird.»
Fabians Mutter will sein Andenken bewahren, indem sein Bild gezeigt wird. Deshalb zeigt auch Blick Fabians Bild unverpixelt.