Darum gehts
- Kamala Harris kritisiert in neuem Buch Bidens Entscheidung zur erneuten Kandidatur
- Harris fühlte sich von Bidens Mitarbeiterstab nicht unterstützt
- Buch «107 Tage» erscheint am 23. September in den USA
Es war ein Paukenschlag: Am 21. Juli 2024 zog sich der damalige US-Präsident Joe Biden (82) aus dem Rennen um die erneute Präsidentschaft zurück. Der Druck auf den Demokraten wuchs über Wochen und wurde schliesslich zu gross. In Windeseile übernahm US-Vize-Präsidentin Kamala Harris (60). Sie verlor.
In ihrem bald erscheinenden Buch übt Harris Kritik an der Entscheidung, Präsident Biden selbst über eine erneute Kandidatur entscheiden zu lassen. Rückblickend sei es «leichtsinnig» gewesen, so schreibt sie, dass sie und seine Frau Jill (74) ihm diese Wahl allein überlassen haben – ob er mit 80 Jahren nochmals antreten sollte, berichtet «The Atlantic» unter Berufung auf einen Vorabdruck des Werks.
«Es stand einfach zu viel auf dem Spiel. Dies war keine Entscheidung, die dem Ego oder dem Ehrgeiz eines Einzelnen überlassen hätte werden sollen. Es hätte mehr als eine persönliche Entscheidung sein müssen», so Harris. «War es Anmut oder war es Leichtsinnigkeit? Rückblickend denke ich, es war Leichtsinnigkeit», sagte Harris.
«Joe wurde müde»
In ihrem Buch «107 Tage», das am 23. September in den USA erscheinen soll, blickt Harris auf ihre kurze Präsidentschaftskampagne zurück. Dabei wird klar: Harris rang mit der Frage, ob sie Biden von einer erneuten Kandidatur abraten soll. Letztlich entschied sie sich dagegen, da es «unglaublich eigennützig» und illoyal erschienen wäre.
Harris widerspricht in dem Buch zudem der Behauptung, dass Bidens Personal eine zunehmende Altersschwäche vertuschen wollte. Die Kalifornierin räumt jedoch ein: «Biden wurde müde.» Dies habe sich in «körperlichen und verbalen Stolperern» gezeigt. «Ich glaube nicht, dass es Unfähigkeit war», betont Harris. «Wenn ich das geglaubt hätte, hätte ich es gesagt.»
Die 60-Jährige stellte aber auch klar: «An seinen schlimmsten Tagen war er kenntnisreicher, urteilsfähiger und weitaus mitfühlender als Donald Trump an seinen besten Tagen.»
Von Biden-Mitarbeitern im Stich gelassen?
Dann holt die Ex-Vizepräsidentin noch zur Schelte gegen Bidens Mitarbeiterstab aus. Dieser habe sie nicht unterstützt. Sie schreibt laut der «Washington Post», es sei «fast unmöglich» gewesen, deren Hilfe zu bekommen, obwohl Biden über ein «riesiges» Team von Kommunikationsberatern verfügte.
Sie wurde teils auch im Stich gelassen. Ein Beispiel: Als die Republikaner sie als «Grenz-Zarin» verspotteten, habe sie niemand unterstützt. Klar ist: Von Biden habe sie sich immer unterstützt gefühlt, doch sein Team habe nicht auf ihn gehört. «Ihm war mein Erfolg wichtig.»
Buch erscheint am 23. September
Harris selbst hat seit ihrem Ausscheiden aus dem Weissen Haus ein zurückgezogenes Leben geführt. Mit der landesweiten Werbetour für ihr Buch wird Harris erstmals seit ihrem Ausscheiden aus dem Amt wieder verstärkt in der Öffentlichkeit auftreten.
Dies geschieht, kurz nachdem Präsident Donald Trump Harris' erweiterten Schutz durch den Secret Service aufgehoben hat, den Biden ihr vor dem Ende seiner Präsidentschaft diskret gewährt hatte.