Darum gehts
Kamala Harris (60) ist das Lachen noch nicht vergangen. Grund dazu hätte die Demokratin nach ihrer schmetternden Niederlage gegen Donald Trump (78) zwar alleweil. Harris aber trat in der Nacht auf Donnerstag gut gelaunt ans Rednerpult der demokratischen Frauenorganisation «Emerge» in San Francisco (USA), wo sie sich zum ersten Mal seit dem Wahldebakel im vergangenen November zu ihrem republikanischen Kontrahenten äusserte.
Der viertelstündige Auftritt der einstigen Vizepräsidentin und Hoffnungsträgerin der Trump-Gegner zeigte eines ganz deutlich: Neue Rezepte haben die US-Demokraten noch immer keine gefunden. Und Hoffnung geben ihnen ausgerechnet die Elefanten (das Wappentier der Republikaner!) im Zoo von San Diego. Doch dazu später.
Harris beklagte in ihrer Ansprache wenig überraschend den «Ausverkauf der amerikanischen Ideale», den Trump mit seiner geldgierigen Equipe vor aller Augen betreibe. Der US-Präsident setze voll auf Angstmacherei, fügte sie an, um dann wortwörtlich jene Botschaft zu wiederholen, die schon im Wahlkampf nicht verfing und die auch jetzt ziemlich abgedroschen tönte: «Angst ist ansteckend, aber auch Mut ist ansteckend!» Das ist wenig überraschend, wenig konkret, typisch Harris.
Zootiere als Mutmacher
Mut, betonte die Kalifornierin, der Ambitionen für das 2026 freiwerdende Amt als Gouverneurin des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaates nachgesagt werden, machten ihr etwa jene Richterinnen, die sich Trumps Anordnungen in den Weg stellten; jene Unis, die sich von seiner Zensurpolitik nicht den Mund verbieten lassen; oder jene Menschen, die aus Protest gegen die Trump-Regierung auf die Strasse gingen. Letztlich seien es die Stimmen all dieser Menschen, die Trump und seine «gefährliche Vision für Amerika» in Schach halten könnten.
Und Mut machen ihr offenbar die Elefanten im Zoo von San Diego. Als da kürzlich die Erde bebte, versammelten sich die Elefanten im Gehege instinktiv in einem Kreis, um ihr jüngstes und schwächstes Mitglied zu schützen. «Schaut euch dieses Video an, wenn ihrs noch nicht gesehen habt», bat Kamala Harris ihr (vorwiegend weibliches) Publikum. So sollte das laufen: Die Schwachen schützen, uneigennützig denken, angemessen reagieren.
Harris hat mit ihrer Vision für Amerika schon zweimal versagt. Bei den Präsidentschaftswahlen 2020 scheiterte sie bereits in der Vorausscheidung der Demokraten. Bei den Wahlen 2024, für die sie durch den zurückgetretenen Joe Biden (82) ohne Vorwahlen nachnominiert wurde, gewann sie keinen einzigen der sieben Swing States. Trotz des November-Schocks, den Trump Harris’ Partei beschert hat, scheinen sich die Demokraten (stur wie der Esel in ihrem Parteiwappen) nicht aus ihrer Lethargie lösen zu können.
Sie bringen sich für 2028 in Stellung
Neue Gesichter, neue Führerinnen haben sich bislang keine aufgedrängt. Die auffälligste Aktion eines demokratischen Politikers seit der Trump-Wahl war die über 25-stündige Nonstop-Rede, die der Senator Cory Booker (56) am 1. April im Parlament aus Protest gegen den eingeschlagenen Kurs des Landes hielt (ohne Pinkel- oder Essenspause!). Booker werden präsidiale Ambitionen nachgesagt.
Hinter den Kulissen dürften sich auch der kalifornische Noch-Gouverneur Gavin Newsom (57), die linke Senatorin Alexandria Ocasio-Cortez (35) und der neuerdings bärtige ehemalige Verkehrsminister Pete Buttigieg (43) für das Rennen ums Weisse Haus 2028 bereitmachen. Das wären valable Kandidaten. Die Demokraten müssen nur hoffen, dass Kamala Harris der Versuchung nach dem amerikanischen Spitzenamt nicht noch einmal nachgibt und ihre Partei mit den alten Slogans erneut alt aussehen lässt.