Darum gehts
- Putin kündigt Einsatz der Interkontinentalrakete Sarmat an, trotz Entwicklungsproblemen
- Von fünf bekannten Flugtests war nur einer erfolgreich
- Experten spotteten nach misslungenem Test im September 2024
Russland hat in den vergangenen Tagen bereits mehrere angebliche Superwaffen vorgestellt. Den Anfang machte die Burewestnik-Rakete, die besonders lang und weit fliegen können soll. Kurz darauf folgten das neue Atom-U-Boot «Chabarowsk» und die nuklear betriebenen Poseidon-Torpedos.
Nun folgt die nächste vermeintliche Machtdemonstration: Kremlchef Wladimir Putin (73) hat eine weitere Wunderwaffe angekündigt – die Interkontinentalrakete Sarmat.
Sarmat im Kampfeinsatz?
«Eine solche Rakete wie die Sarmat gibt es auf der Welt nicht. Sie ist noch nicht im Dienst, aber sie wird bald in Dienst gestellt», frohlockte Russlands Kriegszar Ende Oktober beim Besuch eines Militärspitals. Am Dienstag wurde Putin bei einer Preisverleihung für die Entwickler von Burewestnik und Poseidon noch konkreter, wie das russische Wirtschaftsportal RBK berichtete. «Dieses Jahr werden wir das schwere Interkontinentalraketensystem Sarmat im Kampfeinsatz erproben», versprach Putin.
Kremlsprecher Dmitri Peskow rechtfertigte die Aufrüstung am Mittwoch laut der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti mit dem Hinweis, sie diene als «Schutzschild gegen Hitzköpfe». Eine Aussage, die man als Drohung gegen den Westen interpretieren kann.
Die selbstbewussten Aussagen stehen allerdings in krassem Gegensatz zu einer langen Reihe spektakulär gescheiterter Tests. Die Entwicklung der Rakete, die von der Nato als «Satan 2» bezeichnet wird, war bislang vor allem eines: ein Problem-Projekt.
Mehrere Tests schlugen fehl
Der Kreml stellt die Sarmat als Eckpfeiler der Modernisierung der Nuklearstreitkräfte dar: Reichweite von rund 17’500 Kilometern und laut russischen Angaben die Fähigkeit, bis zu 15 Sprengköpfe zu transportieren.
Bloss: Es existierte bislang eine Diskrepanz zwischen Rhetorik und Realität. Der eigentliche Wert von Sarmat und Co. für den Kreml scheint weniger in ihrer militärischen Funktion als vielmehr in ihrer Rolle als Instrument der psychologischen Kriegsführung zu liegen.
Militäranalysten weisen darauf hin, dass die Sarmat im Kern kaum Fähigkeiten besitzt, die ihr Vorgängermodell, die R-36M, nicht auch schon beherrschte. Die offizielle Erfolgsbilanz der Sarmat-Tests ist ernüchternd. Von den fünf bekannten Flugtests, die bis September 2024 durchgeführt wurden, kann nur ein einziger – der allererste im April 2022 – als erfolgreich gewertet werden. Vier Tests schlugen fehl.
Experten sind skeptisch
Insbesondere der letzte misslungene Test im September 2024 rief hämische Reaktionen bei internationalen Beobachtern hervor. «Für das Land ist es ein peinlicher Fehlschlag. Das werden andere ausschlachten, nach dem Motto: Von wegen Wunderwaffen – Putin hat seinen Laden nicht im Griff», sagte Markus Schiller, Raketenexperte und Lehrbeauftragter an der Universität der Bundeswehr München, damals zum «Spiegel».
Auch die propagierten Leistungsdaten werden kritisch hinterfragt. So stufen Forscher der Federation of American Scientists die russische Angabe, die Rakete könne bis zu 15 Sprengköpfe tragen, als übertrieben ein und gehen von maximal zehn aus.