Darum gehts
Die israelische Armee führt eine Grossoffensive gegen den Iran durch. Weltweit wird mit Vergeltungsmassnahmen gegen israelische Institutionen gerechnet. Am Freitagmittag liess die Regierung alle Botschaften und Konsulate schliessen.
Gegenüber Blick erklärt Ifat Reshef (56), noch bis Ende Juli israelische Botschafterin in der Schweiz, das entschlossene Vorgehen ihrer Regierung. Dabei warnt sie auch Europa vor Irans dunklen Plänen, die sich auch gegen Europa richten.
Israel hat in der Nacht auf Freitag eine grosse Offensive gegen den Iran gestartet. Wie weit wird Israel noch gehen?
Es ist ein Präventivschlag, der darauf abzielt, eine existenzielle Bedrohung für den Staat Israel zu beseitigen. Es ist ein Schlag in letzter Minute, denn der Iran ist zu nahe an einem funktionierenden Atomprogramm dran, das nicht nur Israel, sondern die gesamte Region und auch Europa gefährden könnte.
Warum Europa?
Der Iran arbeitet an Dingen, die wir noch nie gesehen haben, darunter auch Komponenten für die Bewaffnung. Wir fragen uns: Warum entwickeln die Iraner Raketen, die Atomwaffen weit über Israel hinaus bis nach Europa tragen können? Warum investieren die Iraner, die sich gegenüber vielen europäischen Ländern als freundlich bezeichnen, so viel Geld in die Entwicklung dieser enorm tödlichen Waffen, die eine Bedrohung für Europa darstellen?
Das heisst: Israel wird nicht aufgeben, bis das gesamte Waffenarsenal Irans zerstört ist?
Wir müssen diese Bedrohung beseitigen. Wir handeln als verantwortungsvoller Staat, der seine Bevölkerung angesichts einer realen Bedrohung schützt, weil die internationale Gemeinschaft ihre Aufgabe nicht erfüllt und sich nicht um diesen Pariastaat gekümmert hat, obwohl sie immer wieder von Israel dazu aufgefordert wurde.
Es wurden auch zivile Wohnbauten getroffen, wie auch bei den Angriffen im Gazastreifen Zehntausende Zivilisten getötet worden sind. Halten Sie das Vorgehen Ihrer Regierung für gerechtfertigt?
Es ist ein Akt der Selbstverteidigung, nachdem wir – wie immer – den Feind gewarnt und die internationale Gemeinschaft aufgefordert haben, Druck aufzusetzen, um diese wachsende Bedrohung auf friedliche Weise zu neutralisieren. Natürlich versuchen wir, den Schaden für die Zivilbevölkerung so gering wie möglich zu halten. Aber wenn man eine Militäroperation durchführen muss und militärische Akteure und hochrangige Kommandeure ins Visier nimmt, kommen leider manchmal auch andere Menschen zu Schaden. Es ist leider der einzige Weg, eine klare Botschaft zu übermitteln und mit solchen böswilligen Akteuren umzugehen. Nette Worte reichen nicht aus.
Man muss mit Racheakten auch in andern Ländern rechnen. Wie sichern Sie Ihre Botschaft, wie werden Synagogen in der Schweiz geschützt?
Zu Sicherheitsmassnahmen äussere ich mich nicht. Aber natürlich sind alle Israelis in und ausserhalb Israels in Alarmbereitschaft. Ich denke, die Schweizer Behörden werden das Richtige tun und dafür sorgen, dass alle ihre Bürger entsprechend der von ihnen eingeschätzten Bedrohungslage geschützt werden.
Der israelische Sicherheitsrat empfiehlt, keine Kippas oder Davidsterne mehr zu zeigen. Sollen Juden zur eigenen Sicherheit auf das Tragen religiöser Symbole verzichten?
Natürlich mache ich mir Sorgen um die Sicherheit und das Wohlergehen aller Menschen in Israel und in der Schweiz, und ich hoffe sehr, dass niemand zu Schaden kommt. Aber Ratschläge erteile ich keine und gebe den jüdischen Gemeinden hier keine Anweisungen. Es ist Aufgabe der Schweizer Behörden, für ihre Sicherheit zu sorgen.
Was sollte die Schweiz tun? Könnte sie vermitteln?
Ich denke, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für eine Vermittlung ist. Die Aufrüstung im Iran hat trotz unserer Warnung an die internationale Gemeinschaft ein Ausmass erreicht, das wir nicht tolerieren können. Wir werden daher als letztes Mittel zur Selbstverteidigung diese militärische Bedrohung neutralisieren. Jetzt ist nicht die Zeit für Gespräche.