Darum gehts
Auch wenn Fanfaren ertönen und Ehrengarden Spalier stehen, wird Donald Trumps (79) Besuch in Grossbritannien diese Woche kaum als Höhepunkt in die Geschichte eingehen. Denn über der Reise liegt ein dunkler Schatten.
Für Trump gibt es mehrere Themen, auf die er in Grossbritannien auf gar keinen Fall angesprochen werden will. Und auch für den Briten-Premier Keir Starmer (63) ist klar: Er rollt seinem mächtigen Gast zwar den roten Teppich aus. Darunter befindet sich aber ein politisches Minenfeld.
Premier Starmer bezeichnet den Staatsbesuch als «historisch» und «beispiellos». Er hat dem anspruchsvollen Gast ein prunkvolles Programm zusammengestellt: Übernachtung im Schloss Windsor, Kutschenfahrt und Empfang bei König Charles III. (76) und Königin Camilla (78) mit Dinner am Mittwoch sowie ein Treffen mit dem Premierminister selbst auf dessen Landsitz Chequers am Donnerstag.
Camilla wird sich am Donnerstag um First Lady Melania (55) kümmern und mit ihr das Queen Mary’s Dolls’ House und die Royal Library besuchen – falls es Camillas Gesundheitszustand zulässt. Denn am Dienstag musste sie eine royale Beerdigung wegen einer akuten Nasennebenhöhlenentzündung absagen.
Gefährliche Nähe zu Epstein
Während das Königshaus und Starmers Regierung Trump mit allen Ehren begrüssen, lassen ihn viele Briten spüren, dass er bei ihnen nicht willkommen ist. Dass er im Ukraine-Krieg Sympathien für Russland zeigt, während das Königreich voll hinter Kiew steht, ist das eine. Das andere betrifft Schatten aus Trumps Vergangenheit: So haben Aktivisten beim Schloss Windsor ein 400 Quadratmeter grosses Banner ausgerollt, das Donald Trump mit dem inzwischen verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein (†66) zeigt.
Das erinnert Trump daran, dass er in ein Land reist, wo ebenfalls mehrere einflussreiche Männer durch Verbindungen zu Epstein belastet sind. Prinz Andrew (65) wird beschuldigt, sich in Epsteins Umfeld unangemessen verhalten zu haben. Mit einer freiwilligen Millionenzahlung an Opfer Virginia Giuffre (†41) scheint er hier Schuld eingestanden zu haben. Dazu kommt Peter Mandelson (71), der wegen seiner Freundschaft zu Epstein erst am letzten Donnerstag als britischer Botschafter in den USA entlassen wurde. Wie Trump hatte Mandelson eine Seite im inzwischen berühmten Geburtstagsbuch von 2003 gestaltet.
Der US-Präsident selber steht unter Verdacht, Epstein-Akten unter Verschluss zu halten, um etwas zu vertuschen. Was wusste er von Epsteins Verfehlungen, war er vielleicht sogar selber daran beteiligt? Trump möchte es deshalb vermeiden, in England auf Epstein angesprochen zu werden.
Gastgeber in Nöten
Der Zeitpunkt des vor zwei Monaten verkündeten Staatsbesuchs kommt aber nicht nur für Trump ungünstig, sondern auch für die Gastgeber. Denn Starmers Regierung wankt: Am 5. September ist die Vize-Premierministerin Angela Rayner (45) nach einem Steuerskandal zurückgetreten. Am Montag dieser Woche quittierte Starmers Politstratege Paul Ovenden wegen anstössiger Bemerkungen in E-Mails von 2017 den Dienst.
Gleichzeitig wird Starmer von wachsenden rechten Kräften bedrängt. Die Partei Reform UK des Rechtspopulisten Nigel Farage (61) hat bei Umfragen mit 31 Prozent die regierende Labour (21,2) und die Konservativen (17,6) innert kurzer Zeit abgehängt.
Massendemonstrationen in London
Erst am Samstag gingen in London nach einem Aufruf des Rechtsextremisten Tommy Robinson (42) gegen 150'000 Menschen auf die Strasse, um gegen die Migrationspolitik der Starmer-Regierung zu demonstrieren. Aufgeheizt wurde die Protestbewegung von Tech-Milliardär Elon Musk (54), der die Briten per Videobotschaft aufforderte, sich zu wehren, wenn sie nicht sterben wollten.
Aber auch die Gegenseite ist aktiv. Wegen der Epstein-Affäre, Trumps Haltungen zu Migration, Klimawandel und Gaza hat die «Stop Trump Coalition» für Mittwoch unter dem Motto «Trump not Welcome» grosse Proteste angesagt. 2018 zog der Protestaufruf der gleichen Organisation 250’000 Personen an.
London-Verbot für Trump
Wenn Trump in England ankommt, wird er sich nur ausserhalb Londons bewegen. Denn es ist nicht nur einfacher, Windsor und Chequers als geschlossene Umgebungen zu überwachen, auch das Risiko von Demonstrationen ist kleiner, wenn sich der US-Präsident nicht in die Londoner Innenstadt begibt.
Ob diese Massnahmen allerdings die Lage in Grossbritannien beruhigen, ist fraglich. Schliesslich könnte bei der Visite einiges nicht ganz reibungslos ablaufen – mit Risiken für Trump und für Starmer.