Darum gehts
- Freisprüche für Angeklagte in Wiener Gruppenvergewaltigungsfall sorgen für Diskussionen
- Richter begründet Freispruch mit fehlenden Aussagen zur Gruppenvergewaltigung
- Zehn junge Männer wurden vom Vorwurf der Vergewaltigung einer 12-Jährigen freigesprochen
Dieser Fall erschütterte im letzten Jahr Österreich. Einer Bande Jugendlicher im Alter zwischen 13 und 18 Jahren wurde vorgeworfen, ab Anfang 2023 monatelang ein 12-jähriges Mädchen vergewaltigt zu haben.
Am vergangenen Freitag wurden die zehn jungen Männer freigesprochen. Gegenüber «Bild» hat sich die Mutter des Mädchens nun zum Urteil geäussert – und klagt die Justiz an. Das Urteil sei ein Schlag ins Gesicht.
«Eine Welt ist zusammengebrochen»
«Für meine Tochter ist eine Welt zusammengebrochen», sagt sie zu «Bild». Sie zeigte sich der Zeitung gegenüber zudem empört darüber, dass ihr Schuld zugeschrieben werde: «Warum wird mir die Schuld gegeben, dass ich nicht besser aufgepasst hätte?»
Einer der Verteidiger habe sie demnach direkt angegriffen. «Einem Mädchen aus gesunden Familienverhältnissen wäre das nicht passiert. Die Eltern sind angehalten, mit dem Mädel ordentlich was zu machen!», soll der Mann laut «Bild» gesagt haben.
So begründete der Richter das Urteil
Richter Daniel Schmitzberger begründete das Urteil damit, dass das Mädchen in Polizeivernehmungen nie von einer Gruppenvergewaltigung gesprochen habe. «Sie hat gesagt, dass sie nie bedroht oder geschlagen worden ist.» Zu Beginn seiner Urteilsbegründung äusserte Schmitzberger Medienberichten zufolge auch Kritik an der medialen Fallhöhe und damit verbundener Vorverurteilungen in dem Fall.
Zusätzlich hätten Aussagen einer Freundin des Mädchens, die von freiwilligen «Sex-Treffs» sprach, sowie erste entlastende Einvernahmen der damals 12-Jährigen diese Tendenz weiter bestätigt. Die später härteren Vorwürfe des Mädchens hätten laut dem Richter «vorbereitet und nicht altersadäquat» gewirkt, zitiert ihn «Profil.at».
Verteidiger entsetzt
Der Verteidiger des Opfers, Sascha Flatz, kann diese Begründung nicht verstehen. «Ein Nein ist ein Nein. Sie sagt in einem Video klar: ‹Hör auf›.»
Bereits Anfang 2025 kam es zum ersten Freispruch eines damals wegen Nötigung zum Oralverkehr angeklagten 17-jährigen Syrers. Die Richterin begründete damals: «Es passiert oft, dass man erst Nein sagt und sich dann durch Zärtlichkeiten überzeugen lässt.»
Schon damals sorgte das Urteil weltweit für Empörung. So schrieb etwa der damalige Berater von US-Präsident Trump und Tesla-Gründer Elon Musk (54) auf der Plattform X: «Das ist verrückt».