Darum gehts
- Israel und Hamas einigen sich auf Waffenruhe im Gazastreifen
- Abkommen sieht Geiselfreilassung, Truppenrückzug und Hilfslieferungen vor
- 20 Geiseln und fast 2000 palästinensische Häftlinge sollen freigelassen werden
Israel und die islamistische Hamas haben sich nach tagelangen indirekten Gesprächen in Ägypten auf die erste Phase einer Waffenruhe im Gazastreifen geeinigt. Katar, das zusammen mit Ägypten, den USA und der Türkei an den Verhandlungen beteiligt war, bezeichnete die Einigung als «erste Phase des Gaza-Waffenruheabkommens», das zur Beendigung des Krieges, zur Freilassung israelischer Geiseln und palästinensischer Gefangener sowie zur Bereitstellung von Hilfsgütern führen werde. Was bislang über die Einigung bekannt ist:
Was beinhaltet die Einigung?
Die Hamas soll im Rahmen der ersten Phase 20 lebende Geiseln freilassen, wie es aus Palästinenserkreisen hiess. Ein hochrangiger Hamas-Vertreter sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass Israel fast 2000 palästinensische Häftlinge freilassen werde. 250 von ihnen verbüssen den Angaben nach lebenslange Freiheitsstrafen, 1700 wurden seit dem Beginn des Krieges festgenommen. Die Geiseln und die Häftlinge sollen binnen 72 Stunden nach der Umsetzung des Abkommens freikommen, hiess es aus Hamas-Kreisen.
In den ersten fünf Tagen der Waffenruhe sollen den Angaben nach täglich mindestens 400 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen kommen. In den folgenden Tagen solle diese Zahl noch erhöht werden.
Auch die «sofortige» Rückkehr von Vertriebenen aus dem Süden des Gazastreifens in die Stadt Gaza und in den Norden sei vorgesehen.
Die Einigung sehe auch einen Abzug der israelischen Truppen vor, sagte der Hamas-Vertreter. Sie beinhalte «Garantien» von US-Präsident Donald Trump (79) und den Vermittlern.
Wie geht es weiter?
Ein katarischer Aussenamtssprecher sagte, beide Seiten hätten sich bereits auf «alle Bestimmungen und Umsetzungsmechanismen der ersten Phase des Gaza-Waffenruheabkommens» geeinigt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (75) erklärte, er wolle für Donnerstag sein Kabinett einberufen, um die Einigung zu bestätigen.
Das Abkommen soll am Donnerstag gegen Mittag offiziell unterzeichnet werden, wie AFP aus mit der Vereinbarung vertrauten Kreisen erfuhr. Ein Hamas-Vertreter sagte, dass die Verhandlungen für die zweite Phase der Waffenruhe «unverzüglich» beginnen würden.
Trump sagte am Mittwoch, er glaube, dass alle Geiseln – auch die bereits toten – am Montag zurückkehren würden.
Trumps 20-Punkte-Plan sieht eine Waffenruhe, die Freilassung aller Geiseln, die Entwaffnung der Hamas und einen schrittweisen Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen vor.
Was sagen Experten?
Der deutsche Politikwissenschaftler Thomas Jäger (65) wertet den Gaza-Deal – sollte er denn tatsächlich umgesetzt werden – als «grossen Erfolg» für Trump. Er analysiert zudem auf der Plattform X: «Auf Israel konnten die USA direkt Druck ausüben. Nicht aber auf Hamas. Hier waren Katar, die Türkei und Ägypten wichtig.» Ob dies aber am Ende über die erste Phase hinaus zur Entwaffnung der Hamas führen und eine externe Regierung in Gaza eingesetzt wird? Da ist sich Jäger noch nicht sicher.
Der Politikanalyst Yousef Munayyer sagte gegenüber Sky News, es gebe «Grund zum Optimismus». Er warf aber auch die Frage auf, ob Israel zunächst «den vorderen Teil dieses Abkommens unterstützt, sich dann aber zurückzieht». Munayyers These: «Letztendlich hängt es davon ab, ob Donald Trump Benjamin Netanyahu im Zaum halten kann oder nicht.» Diesbezüglich zeigte sich der Experte allerdings skeptisch.