Darum gehts
- Geiselbefreiung in Israel: Trump-Besuch und Hoffnung auf Frieden erwartet
- Gemischte Gefühle bei Palästinensern, Sehnsucht nach friedlichem Zusammenleben
- 48 Geiseln auf Plakaten am Flughafen, 20 sollen noch am Leben sein
Am Flughafen von Tel Aviv, Israel, blicken sie den Ankömmlingen entgegen. 47 Männer und eine Frau, deren Schicksal tiefe Wunden hinterlassen hat. Viele von ihnen lächeln in die Kamera, unbeschwert – auf Plakaten. Vor zwei Jahren sind sie verschwunden, verschleppt in den Gazastreifen, in den Händen der Hamas. Am Montag sollen sie endlich nach Hause kommen.
Die Passagiere laufen an den Plakaten vorbei. Manche halten inne. David (30) kehrt gerade aus den Ferien auf Zypern zurück. «Ich las letzte Woche vom Deal und spürte eine riesige Erleichterung», sagt der junge Ingenieur aus Israel zu Blick.
«Für uns hat Trump Grosses geleistet»
Wie ihm erging es vielen. Letzte Woche stimmte die israelische Regierung unter Premier Benjamin Netanyahu (75) und die Hamas der ersten Phase von Donald Trumps 20-Punkte-Plan zu. In Tel Aviv, Jerusalem, aber auch in Gaza atmeten die Menschen auf.
Der US-Präsident gilt in Israel nun praktisch als Nationalheld. «Was er zu Hause macht, kümmert mich nicht», sagt David. «Für uns hat er Grosses geleistet – und dafür bin ich dankbar.»
Am Montagmorgen soll Donald Trump (79) an eben diesem Flughafen in Tel Aviv landen. Er wird eine Ansprache in der Knesset, dem israelischen Parlament, halten und Angehörige der Geiseln treffen.
In der Schlange vor der Passkontrolle steht eine ältere Frau aus den USA. In der Hand hält sie einen Lulav, einen Strauss aus Dattelpalmwedeln. Aktuell feiern Jüdinnen und Juden Sukkot. Das einwöchige Laubhüttenfest soll an den biblischen Auszug aus Ägypten erinnern.
«Ich bin für die Feiertage nach Israel gereist», erklärt die Amerikanerin. «Nun dürfte das Fest ein historisches Ereignis werden.»
«Hamas sind unberechenbar»
Dürfte – denn so ganz traue sie dem Deal nicht. «Ich glaube erst daran, wenn ich die befreiten Geiseln mit eigenen Augen sehe», sagt die Frau. David betont ebenfalls: «Die Hamas ist unberechenbar.»
Der Polizist an der Passkontrolle fragt nach dem Grund der Einreise. «Ich bin Journalistin», erkläre ich. «Sie haben eine ereignisreiche Woche vor sich», antwortet er. «Sie auch», sage ich. Er lächelt.
Die Vorbereitungen für den Trump-Besuch laufen. Doch am Flughafen ist davon wenig zu spüren. Auf die Frage, wo der Präsident ankommen wird, sagt eine der Angestellten: «Das geht die Öffentlichkeit nichts an.»
Der Taxifahrer hingegen ist gesprächiger. «Morgen wird hier alles gesperrt sein», erklärt er. «Ich erwarte einen riesigen Rummel.»
«Ich will in Frieden leben»
Er selbst habe gemischte Gefühle. «Ich bin Palästinenser», sagt er. «Und ich weiss noch nicht, was das alles für uns bedeutet.» Er sei aber froh über den Deal, hofft auf ein langfristiges Ende des Blutvergiessens. «Ich möchte einfach in Frieden leben», sagt er.
Von den 48 Geiseln auf den Plakaten am Flughafen sollen noch 20 am Leben sein. Bis Montagmorgen sollen sie dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) übergeben werden. Israel hält den Atem an.