Darum gehts
Donald Trump (79) und Benjamin Netanyahu (75) sollen in einem vertraulichen Gespräch beschlossen haben, den Gaza-Krieg binnen zwei Wochen zu beenden. Das ist kein Gerücht, sondern ein gezielter Leak aus Jerusalem.
Plötzlich scheint Frieden greifbar, wo seit anderthalb Jahren die Waffen herrschen. Doch was steckt wirklich hinter dem diplomatischen Schnellschuss der beiden politischen Überlebenskünstler? Blick ordnet ein.
Was wurde konkret berichtet?
Die regierungsnahe israelische Zeitung «Israel Hayom» enthüllte am Donnerstag, dass Donald Trump und Benjamin Netanyahu in einem vertraulichen Telefonat den baldigen Abbruch des Gaza-Kriegs besiegelt hätten. Offizielle Stellen in Jerusalem und Washington schweigen bislang zum Leak, doch mehrere israelische Medien bestätigen, dass es den entsprechenden Anruf gab.
Wieso soll der Gaza-Krieg ausgerechnet jetzt beendet werden?
Für Trump ist das Timing perfekt: Nach Israels zwölftägigem Schlag gegen den Iran wittert er ein «Fenster des Sieges», das rasch diplomatisch genutzt werden müsse, bevor Teheran sich neu sortiert. Netanyahu wiederum kämpft seit 2020 gegen Korruptionsanklagen; Trumps wütende Truth-Social-Posts fordern offen, das Verfahren einzustellen. Laut israelischen Regierungsinsidern gehört genau dieser Justizdeal – Frieden in Gaza gegen Ruhe im Gerichtssaal – zum Gesamtpaket.
Was ist der konkrete Plan von Trump und Netanyahu?
Kernstück ist eine sofortige, vollständige Waffenruhe, gefolgt von der schrittweisen Freilassung aller 50 Geiseln. Die Hamas-Führung soll ins Exil weichen, ihre Kämpfer sollen entwaffnet werden. Eine arabische Vierer-Verwaltung – namentlich Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate, zwei weitere Staaten bleiben ungenannt – übernimmt übergangsweise die zivile Kontrolle, während Israel symbolisch die Bereitschaft zu einer «künftigen Zwei-Staaten-Lösung» erklärt.
Als Gegenleistung erkennt Washington Teile israelischer Souveränität im Westjordanland an. Darüber hinaus wollen die USA Milliarden für den Wiederaufbau mobilisieren. Einwohner des Gazastreifens bekommen – für den Fall, dass sie ausreisen wollen – Aufnahmezusagen mehrerer Drittstaaten.
Parallel würden neue Länder, darunter Saudi-Arabien und Syrien, dem Dialogabkommen Abraham Accords beitreten. Das Ganze ist also auch als diplomatische Mehrfachlösung gedacht: Befriedung des Gazastreifens und gleichzeitige Erweiterung der Abraham Accords.
Was sind die Abraham Accords genau?
Die Abraham Accords sind eine 2020 vom damaligen US-Präsidenten Trump vermittelte Serie von Normalisierungsabkommen, die zwischen Israel, den Emiraten und Bahrain begann und später Marokko und Sudan einbezog. Sie brachen erstmals seit Jahrzehnten das Dogma, dass arabische Staaten erst nach einer Lösung des Palästina-Konflikts diplomatische Beziehungen mit Israel aufnehmen. Trumps jetziger Vorstoss will das Modell grossflächig erweitern: Saudi-Arabien, Syrien und weitere muslimische Länder sollen Israel anerkennen – ausgelöst durch das Ende des Gaza-Kriegs und ein erstes israelisches Bekenntnis zum Zwei-Staaten-Prinzip.
Wie reagieren Israel und die Hamas?
Israels Präsident Isaac Herzog (64) spricht von einer «historischen Chance», während die ultrarechten Koalitionsminister Itamar Ben-Gvir (49) und Bezalel Smotrich (45) drohen, bei jeder Annäherung an einen Palästinenserstaat die Regierung platzen zu lassen. Offiziell hüllt sich Netanyahus Büro in Schweigen, bestärkt jedoch die Erzählung vom «einmaligen Momentum» nach dem Sieg über den Iran.
Hamas-Unterhändler in Kairo bestätigen intensive Gespräche, weigern sich aber bisher, Exil oder Entwaffnung zu akzeptieren. Ohne echte Kompromisse werde es «keinen Durchbruch» geben, warnen die ägyptischen Vermittler.
Ob es tatsächlich zu einem solchen Deal kommt, hängt nicht nur von den Wünschen zweier Staatsoberhäupter ab – sondern von einer Grosszahl internationaler Faktoren.