Handyaufnahme zeigt Raub im Louvre
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Video aufgetaucht:Handyaufnahme zeigt Raub im Louvre

Experten halten Diebesgut für unverkäuflich
Landen die Louvre-Schmuckstücke im Schmelzofen?

Die im Louvre gestohlenen Halsketten, Diademe und Ohrringe könnten schon bald im Schmelzofen landen. Das befürchten Experten. Das Diebesgut sei im aktuellen Stand nicht zu verkaufen.
Publiziert: 15:45 Uhr
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Aktualisiert: vor 32 Minuten
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Die gestohlenen Schmuckstücke aus dem Louvre könnten eingeschmolzen werden.
Foto: imago images/IP3press

Darum gehts

  • Kronjuwelen-Raub im Louvre einfach, Verkauf der Beute schwierig für Diebe
  • Debatte um Museumssicherheit entbrannt, Personalmangel und Sicherheitslücken kritisiert
  • 75 Prozent der Räume in einem Louvre-Flügel ohne Videokameras
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Der Kronjuwelen-Raub aus dem Louvre war für die Diebe überraschend einfach – komplizierte dürfte es für sie nun sein, die Beute zu Geld zu machen. Das ist zumindest die Meinung von Experten, die das prestigereiche Diebesgut für nahezu unverkäuflich halten. «Bei dieser Operation ist der schwierigste Teil nicht der Diebstahl, sondern das Verhehlen der Beute», sagte der Leiter des Auktionshauses Drouot Patrimoine, Alexandre Giquello. «In dem aktuellen Zustand ist es bestimmt nicht zu verkaufen.»

Dieser Meinung ist auch der niederländische Kunstdetektiv Arthur Brand. «Niemand will sich an diesen Stücken die Finger verbrennen», sagte Brand der Deutschen Presse-Agentur in Amsterdam. Auch ein Käufer der gestohlenen Objekte mache sich strafbar. 

Ein «Wettlauf mit der Zeit»

Zu den geraubten Schmuckstücken gehören ein Diadem, Ohrringe und Halsketten. Die mit Diamanten und Edelsteinen besetzten Schätze könnten allenfalls im Privatbesitz eines Sammlers landen, vermuten Experten. Wahrscheinlicher sei aber, dass die Schmuckstücke zerlegt werden. Das Gold könnte eingeschmolzen werden, für das Edelmetall werden derzeit hohe Preise auf dem Weltmarkt gezahlt.

Die Suche nach den Juwelen werde ein «Wettlauf mit der Zeit», sagte Brand. «Die Diebe werden sicher gefasst, aber die Beute wird dann schon längst verkauft sein.» Es sei sehr zweifelhaft, ob man jemals die Hintermänner fassen werde.

Kein Einzelfall

Der Diebstahl im Louvre erscheint als besonders dreist und überraschend, weil er am helllichten Tag unter Einsatz schlichter Mittel geschah: Ein Lastenaufzug, gelbe Sicherheitswesten, die die Täter als Arbeiter erscheinen liessen, und ein Trennschleifer, um die Vitrinen zu öffnen. In weniger als zehn Minuten war alles vorbei, die Täter entkamen auf Motorrollern.

Der Einbruch ist kein Einzelfall, auch in Deutschland hatte es in den vergangenen Jahren spektakuläre Schmuck-Diebstähle gegeben: 2022 waren Diebe in das Kelten-Römer-Museum in der Gemeinde Manching eingebrochen und stahlen dort mehr als 480 Münzen, die etwa 3,7 Kilogramm wogen. Nach der Festnahme der Verdächtigen fanden sich davon noch etwa 500 Gramm in eingeschmolzener Form.

Bei dem Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden 2019 war Juwelenschmuck im Wert von 116 Millionen Euro gestohlen worden. Die Täter waren durch ein angesägtes Fenstergitter in die Ausstellungsräume gelangt und hatten eine Vitrine mit einer Axt zertrümmert. Ein Teil der Beute wurde später beschädigt gefunden. Zwei Jahre zuvor war aus dem Berliner Bode-Museum eine hundert Kilogramm schwere Goldmünze gestohlen, die verschwunden blieb. Vermutlich wurde das Gold ebenfalls eingeschmolzen.

Sicherheitsdebatte in Frankreich

In Frankreich ist nun eine heftige Debatte um die Sicherheit der Museen entbrannt. Der letzte grosse Diebstahl aus dem Louvre fand 1998 statt, damals kam ein Gemälde von Camille Corot abhanden, das nie wieder auftauchte. Schon der damalige Museumsdirektor beklagte ungenügende Sicherheitsmassnahmen.

Die derzeitige Direktorin Laurence des Cars hatte nach ihrer Amtsübernahme 2021 eine Überprüfung durch die Polizei in Auftrag gegeben. Laut Kulturministerin Rachida Dati werden deren Empfehlungen «derzeit umgesetzt». Details nannte die Ministerin nicht.

Diese Stücke stehen in der Galerie d'Apollon
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Diebstahl im Louvre:Diese Stücke stehen in der Galerie d'Apollon

Kritik an Museumssicherheit

Die Gewerkschaften haben in den vergangenen Jahren immer wieder gegen Personalmangel im Louvre protestiert und mehr Mittel für die Sicherheit verlangt. Innerhalb von 15 Jahren seien etwa 200 von 2000 Stellen abgebaut worden, heisst es in Gewerkschaftskreisen. «Ohne Aufseher geht es nicht», hiess es.

Nach einem Bericht der Zeitung «Le Monde» waren in der betroffenen Abteilung nur noch fünf Aufseher, einer weniger als einige Zeit zuvor. Der Diebstahl habe sich genau während einer Pause ereignet, als sie vorübergehend nur zu viert waren.

Der französische Rechnungshof prangerte kürzlich erst Lücken beim Schutz der Ausstellungsobjekte im meistbesuchten Museum der Welt an. Die Umsetzung von Sicherheitsmassnahmen habe sich immer wieder verzögert. In einem der Gebäude-Flügel seien 75 Prozent der Räume nicht mit Videokameras ausgestattet, kritisierte der Rechnungshof.

Krone verloren

Nach einem Treffen mit der Kulturministerin kündigte Innenminister Laurent Nuñez am Montag eine Notmassnahme an: Die regionalen Polizeichefs sollen die Sicherheitskonzepte in allen Museen ihrer Region überprüfen und wenn nötig verstärken.

Mit Blick auf den jüngsten Diebstahl aus dem Louvre ist es ein kleiner Trost, dass die Täter ein besonders wertvolles Stück auf der Flucht verloren haben: Die Krone von Kaiserin Eugénie, der Ehefrau von Napoleon III., wurde beschädigt in der Nähe des Louvre gefunden. Ob die anderen acht Schmuckstücke je wieder auftauchen, ist ungewiss. Entscheidend dürfte sein, ob und wann die Täter gefasst werden.

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