Darum gehts
Xi Jinping (72), Wladimir Putin (72) und Kim Jong Un (41) eilen auf dem roten Teppich voraus, ganz am Schluss folgt Ueli Maurer (74): Der ehemalige SVP-Bundesrat ist am Mittwoch im Schlepptau umstrittener Führer zur Tribüne der gigantischen chinesischen Militärparade geschritten.
Auf dem offiziellen Gruppenbild ist Maurer ebenfalls in der hintersten Reihe zu sehen. Vor ihm steht mit stolz geschwellter Brust der autoritäre Präsident von Simbabwe mit einem Schal in Landesfarben. Wer stand sonst noch neben ihm? Und wer war die Blondine, mit der er über den roten Teppich lief? Wir zeigen, in welche Kreise die Chinesen Maurer platziert haben.
Mit seiner grossen Militärparade hat Peking den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs begangen. Im Zentrum der Hauptstadt zog die Volksbefreiungsarmee am Platz des Himmlischen Friedens vorbei. Staats- und Parteichef Xi Jinping nahm die Schau mit mehr als 10'000 Soldaten, hunderten Fahrzeugen und Flugzeugen ab.
Die Veranstaltung geriet zu einem geopolitischen Schaufenster: China präsentierte sich an der Seite der beiden Staatschefs Putin und Kim, die im Westen als Aggressoren im Ukraine-Krieg gelten – ein Signal, das dort für Irritation sorgte. Viele westliche Diplomaten blieben dem Armeespektakel fern.
Wer war die Blondine?
Nicht so Ueli Maurer, der privat eingeladen worden war. Zwei Bilder zeigen, dass der ehemalige SVP-Bundesrat am Anlass aber nur eine Randstellung einnahm. Auf dem roten Teppich schritt Maurer ganz am Schluss Xi, Putin und Kim hinten nach. Neben ihm: eine Blondine mit Pferdeschwanz. Es handelt sich um Dana Nastase (70), die Ehefrau des ehemaligen rumänischen Ministerpräsidenten Adrian Nastase (75), der alleine auf dem Teppich vorauslief.
Beim Gruppenbild musste sich Maurer gemäss Protokoll in der hinteren Reihe und gegen den Rand aufstellen. Er befand sich da in illustrer Gesellschaft. Seine Nachbarn waren:
Jorge Rodríguez (59), Kommunikationsminister Venezuela
Der studierte Psychiater amtete unter dem linken Herrscher Hugo Chávez als Vizepräsident, war auch Bürgermeister von Caracas. Er ist der Bruder der aktuellen Vizepräsidentin Delcy Rodríguez.
Giorgos A. Papandreou (73), Ex-Ministerpräsident Griechenland
Musste sich in seiner Amtszeit – 2009 bis 2011 – vor allem mit der Finanz- und Eurokrise befassen. Schon sein Vater und sein Grossvater waren Ministerpräsidenten.
Sir John Philip Key (64), Ex-Premierminister Neuseeland
Der beliebte Politiker amtete von 2008 bis 2016 und führte sein Land durch die globale Finanzkrise. Später hatte er sich auch mit den Folgen der schweren Erdbeben in Christchurch zu befassen.
Anwar Ibrahim (78), Premierminister Malaysia
Der intellektuelle Reformer setzt sich für eine islamische Demokratie ein. Als junger Aktivist war er während Studentenprotesten verhaftet worden.
Maria Fernanda Lay (70), Parlamentssprecherin Osttimor
Sie gehört der chinesischen Minderheit an. Sie sorgte für Schlagzeilen, als sie sich im Parlament mit einer anderen Politikerin wegen eines Sprachenstreits prügelte.
Emmerson Mnangagwa (82), Präsident Simbabwe
War enger Verbündeter und Vize von Robert Mugabe, den er nach einem Militärputsch absetzte. Wegen seiner politischen Gerissenheit wird er auch Krokodil genannt. Wird wegen seiner autoritären Massnahmen und Menschenrechtsverletzungen kritisiert.
Thongloun Sisoulith (79), Präsident Laos
Er gilt als moderater Politiker, der seit 2021 das Land führt und sich um wirtschaftliches Wachstum, Armutsbekämpfung sowie um eine ausgewogene Aussenpolitik zwischen China und Vietnam bemüht.
Woo Won-shik (67), Parlamentspräsident Südkorea
Sorgt in seiner Heimat für Schlagzeilen, weil er in Peking dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un die Hand schüttelte. Er bemüht sich um die Wiederaufnahme des Dialogs der beiden zerstrittenen Länder.
Korrekte Aufstellung
Dominique Ursprung, Dozent für Internationale Beziehungen an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), sagt gegenüber Blick: «Man sieht, dass Ueli Maurer in der Gruppe ehemaliger, westlicher Amtsträger, die China wohlgesinnt sind, platziert worden ist.» Die Aufstellung sei protokollarisch korrekt. «Vorne stehen die amtierenden Politiker. Je weiter hinten und aussen, desto weniger wichtig ist ihre Funktion.»
Dass Maurer eingeladen worden sei, zeige, dass der ehemalige Bundesrat für Peking immer noch als relevante Person gelte. Ursprung kritisiert, dass der Besuch nicht mit dem EDA koordiniert gewesen war. Sein Vorwurf geht vor allem nach Bern: «Der Bundesrat muss die Aussenbeziehungen aktiver managen. Es wirkt jetzt so, als sei Bern nur ein passiver Beobachter in dieser Geschichte.»
Was Ueli Maurer von der Parade hielt? Mit wem er wohl über was gesprochen hat? Auf entsprechende Fragen von Blick wollte er sich nach der Parade am Telefon nicht äussern.