Europa und USA nehmen neuen Anlauf gegen Putin
Die Ukraine darf wieder hoffen – allerdings droht eine grosse Gefahr

Macht der deutsche Kanzler Friedrich Merz dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski heute ein grosses Geschenk? So oder so: Diese Woche bringt der Ukraine neue Hoffnung.
Publiziert: 28.05.2025 um 11:10 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2025 um 14:34 Uhr
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Schon im Herbst 2024 besuchte Wolodimir Selenski den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in Berlin.
Foto: imago/Christian Spicker

Darum gehts

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Guido FelderAusland-Redaktor

Schicksalswoche für die Ukraine! Militärisch steht das Land unter Druck wie lange nicht mehr: Am Wochenende wurde die Ukraine mit gegen 80 Raketen und 650 Drohnen unter Beschuss genommen. Gleichzeitig scheint Kreml-Herrscher Putin Zehntausende Soldaten an der Grenze zusammenzuziehen. Kündigt sich eine neue Grossoffensive an?

Es gibt aber auch Hoffnung für das angegriffene Land. Denn nach der EU droht auch US-Präsident Donald Trump (78) den Russen mit Sanktionen. Weiter hat der deutsche Kanzler Friedrich Merz (69) dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (47) bei dessen Besuch am Mittwoch in Berlin militärische Hilfe angekündigt. Je nach deren Umfang könnte die Ukraine auf dem Schlachtfeld definitiv die Oberhand gewinnen. Allerdings stiege dann die Gefahr eines Nuklearwaffeneinsatzes.

Hoffnung Taurus

Wenn Selenski heute den deutschen Kanzler Friedrich Merz (69) besucht, hofft er vor allem auf die Taurus-Marschflugkörper. Im Gegensatz zur vorherigen Ampel-Koalition scheint der CDU-Regierungschef offener dafür zu sein, der Ukraine das Waffensystem zu liefern. Mit einer Reichweite von 500 Kilometern kann der Taurus kritische russische Infrastruktur wie Energiezentralen, Waffenlager oder Verbindungen zur Krim zerstören. Sogar Moskau läge in Reichweite.

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US-Präsident Donald Trump schimpft immer mehr über den «verrückten» Putin.
Foto: Getty Images

Merz hatte der Ukraine im Wahlkampf den Taurus versprochen, sich seit Amtsantritt aber nie konkret über eine Lieferung geäussert. Auch an der Pressekonferenz am Dienstagmittag hielt er sich bedeckt, versprach aber, der Ukraine die Beschaffung von reichweitenstarken Waffen zu ermöglichen.

Hoffnung Trump

Donald Trump scheint – für den Moment – wieder auf die ukrainische Seite umzuschwenken. Dass Putin nicht auf seine Friedensbemühungen reagiert und ihm seit dem zweistündigen Telefongespräch vor zehn Tagen immer noch kein «Friedensmemorandum» zugestellt hat, ärgert ihn. Auf seiner Plattform Truth Social schreibt er über den «verrückten» Putin: «Er spielt mit dem Feuer!»

Die US-Regierung hat Sanktionen in der Schublade parat, die Trump bisher noch nicht gebilligt hat. Jetzt will er deren Umsetzung «absolut» in Erwägung ziehen. Er droht mit «hohen Steuern, Zöllen und Sanktionen» auf alle russischen Exporte in die USA und andere beteiligte Staaten. Auch die aktive Unterstützung der Ukraine könnte wieder auf den Tisch kommen. Dass Trump neue Waffenlieferungen beschliesst, scheint im Moment zwar eher unwahrscheinlich. Es würde Kiew aber nur schon helfen, wenn Trump die bereits beschlossenen Pakete nicht stoppt.

Hoffnung Europa

Diese Woche beginnen die Sanktionen zu greifen, die die EU vor einer Woche beschlossen hat. Am meisten wehtun wird Putin das Hafen-Verbot für rund 200 weitere Schiffe der russischen «Schattenflotte», also Schiffe, die unter fremder Flagge für Russland fahren und so bisherige Sanktionen umgehen. Diese Einschränkung trifft eine wichtige Einnahmequelle des Kremls, was die Finanzierung des Krieges erschwert.

Kreml droht mit Drittem Weltkrieg

Eine Schwächung Russlands durch Sanktionen und eine gleichzeitige Stärkung der Ukraine dürften daher den Krieg weiter anheizen. Auf Trumps überraschend scharfe Bemerkungen gegen Putin hat Dmitri Medwedew (59), Vize-Vorsitzender des russischen Sicherheitsrats, mit dem Dritten Weltkrieg gedroht.

Der weitere Verlauf des Krieges wird vor allem davon abhängen, ob Deutschland den Taurus liefert. Wenn ja, könnte es gefährlich werden. Ralph D. Thiele, Vorsitzender der deutschen Politisch-Militärischen Gesellschaft und Präsident von EuroDefense Deutschland, sagt gegenüber Blick: «Als Lieferant und Chefberater der Zielplanung wird Deutschland in die Sippenhaftung von Vergeltungsüberlegungen genommen. Sollten mit Taurus strategische Ziele der Russen vernichtet werden, ist auch ein Ersteinsatz von russischen Nuklearwaffen nicht auszuschliessen.»

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