Darum gehts
Ein Flugzeugträger verlässt Europa, die Spannung in der Karibik steigt. Die USS Gerald R. Ford – das grösste Kriegsschiff der Welt – soll Drogenkartelle bekämpfen, sagt US-Präsident Donald Trump (79). Doch in Wahrheit zielt der Einsatz auf etwas anderes.
Was gerade passiert
Seit Anfang September führt das US-Militär Angriffe auf mutmassliche Schmugglerboote in der Karibik und im Pazifik durch. Laut CNN wurden bislang über 40 Menschen getötet, zehn Boote zerstört – offiziell im Kampf gegen Drogenkartelle. Und Trump kündigte an, «den Kampf bald aufs Land auszudehnen».
Zeitgleich verlegt die US-Marine ein ganzes Einsatzgeschwader Richtung Karibik – inklusive der USS Gerald R. Ford, des grössten Flugzeugträgers der Welt, mit bis zu 90 Kampfjets und Hunderten Marschflugkörpern.
Was offiziell dahintersteckt
Trumps Administration bezeichnet die Operation als Teil eines gross angelegten Anti-Drogen-Programms. Venezuela, so die Argumentation, sei zu einem «Narco-Staat» geworden, Präsident Nicolás Maduro (62) zum Kopf eines internationalen Kartells. Aussenminister Marco Rubio (54) betont, man müsse «Amerikas Sicherheit an der Quelle verteidigen».
Doch laut BBC spielt Venezuela in der Realität nur eine untergeordnete Rolle im globalen Drogenhandel. Die Haupttransitrouten verlaufen über Kolumbien, Mexiko und den Pazifik. Militäranalysten halten den massiven Aufmarsch daher für überdimensioniert. «Diese Waffensysteme haben zu viel Zerstörungskraft für Drogenbekämpfung», warnt der frühere US-Botschafter in Caracas, James Story (54). Was plant Trump also wirklich?
Was zwischen den Zeilen steht
Hinter der Drogenrhetorik steckt ein politisches Kalkül. Laut CNN plant Trump gezielte Schläge gegen vermutete Kokainfabriken und Schmuggelrouten auf venezolanischem Boden. Doch ist das alles? Der demokratische Senator Mark Kelly (61) schreibt auf X: «Man verlegt keine ganze Kampfgruppe in die Karibik, wenn man nicht vorhat, jemanden einzuschüchtern – oder Krieg zu führen.»
«Hier geht es um einen Regimewechsel», sagt Christopher Sabatini, Senior Fellow für Lateinamerika beim Think Tank Chatham House, gegenüber der BBC. Er argumentierte, dass die militärische Aufrüstung darauf abziele, Angst in die Herzen des venezolanischen Militärs und Maduros inneren Kreises zu schlagen – damit sie sich gegen ihn wenden. So soll die Regierung Maduros indirekt gestürzt werden.
Trump nutzt dabei eine juristische Grauzone: Den War Powers Act, der ihm erlaubt, 60 Tage lang militärische Gewalt einzusetzen, bevor der Kongress zustimmen muss. Diese Frist läuft Anfang November ab, da die Angriffe Anfang September begannen. Trotzdem hat der Präsident laut CNN die CIA bereits zu verdeckten Operationen in Venezuela ermächtigt.
Welche Risiken das birgt
Für Trumps Anhänger fügt sich der Einsatz perfekt ins politische Drehbuch. Ein Sturz Maduros würde in ihren Augen die Migration eindämmen, Amerikas Ölinteressen sichern und Trumps Image als starker Anführer zementieren. Doch Trumps neue Muskelpolitik ist ein gefährliches Spiel. «Keines der Kriterien für legitime Selbstverteidigung ist erfüllt», warnt Völkerrechtler Ryan Goodman (55) von der New York University gegenüber CNN.
Und ohne Zustimmung des Kongresses wären weitere Angriffe verfassungswidrig. Selbst Republikaner wie Rand Paul (62) kritisieren, der Präsident überschreite seine Machtbefugnisse. Zudem droht eine Eskalation: Ein Angriff auf venezolanischem Boden könnte den Konflikt rasch ausser Kontrolle geraten lassen – mit unkalkulierbaren Folgen für die Region.
Und Trumps Kalkül hat Lücken: In Venezuela könnte ein US-Angriff Maduros Macht paradoxerweise festigen, indem er nationale Solidarität gegen einen äusseren Feind erzeugt.
Wie Venezuela reagiert
In Caracas spricht Maduro bereits von einer «fabrizierten ewigen Kriegsführung» und wirft den USA vor, einen Vorwand für eine Invasion zu schaffen. Seine Regierung behauptet, CIA-nahe Söldner hätten «Angriffe unter falscher Flagge» geplant. Gleichzeitig hat Venezuela die US-Militärpräsenz in der Region als «Provokation» verurteilt.
Trotzdem: Der Druck wächst. Die USS Gerald R. Ford soll in den kommenden Tagen in der Karibik eintreffen – und vielleicht einen Regime-Wechsel begünstigen.