Darum gehts
Für den Friedensnobelpreis hat es (noch) nicht gereicht. Trotzdem: Donald Trump (79) hat im Heiligen Land ein Wunder vollbracht – mindestens vorläufig. Die erste Phase des Friedensdeals ist angelaufen. Hunderttausende Vertriebene kehren in ihre zerstörten Städte zurück. 20 Israel-Geiseln und 1700 palästinensische Gefangene werden freigelassen. Die israelische Armee zieht aus weiten Teilen Gazas ab.
Die Methode hinter dem Friedensdeal ist typisch für Trump. Der mächtigste Mann der Welt hat auf einen Mix aus Freestyle-Diplomatie, schattigen Nebendeals und einer extremen Form des Kamingesprächs gesetzt. So kam es zum Deal:
Frieden zur Chefsache machen
Trump reist am Sonntag nach Israel, um bei der Ankunft der israelischen Geiseln aus Gaza live dabei sein zu können. Anders als auch schon tritt Trump diesmal aber nicht erst zur Rangverkündung ins Rampenlicht, sondern mischte von Anfang an auf allen Ebenen persönlich mit.
Die gut informierte US-Plattform Axios berichtet, dass sich die Hamas nur zum Mitmachen durchrang, nachdem Trump persönlich mit mehreren an den Verhandlungen beteiligten Personen telefoniert und ihnen versichert hat, dass er mit seinem Namen für den 20-Punkte-Friedensplan bürge und dass er Israel ganz genau auf die Finger schauen werde.
Zu den Verhandlungen schickte Trump nicht etwa technische Berater oder erfahrene Diplomaten, sondern allen voran seinen Schwiegersohn Jared Kushner (44). Ein Familiendeal, eine Ehrensache, dirigiert vom Chef persönlich.
Hamas erweichen
Mit den Hamas-Terroristen ist nicht gut Kirschenessen. Deshalb stellte Trump sicher, dass er eine breite Allianz von Hamas-Verstehern und -Einflüsterern auf seine Seite ziehen kann, bevor er mit der Terrororganisation selbst in Verhandlungen geht.
Über den Sommer und Herbst hinweg fanden intensive Gespräche mit den Saudis und den Katarern (die Trump jeweils persönlich besuchte) und den Türken statt. Offenbar stellte Trump dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (71) bei dessen jüngstem Besuch in Washington sogar in Aussicht, die Sperre für F-35-Kampfjet-Verkäufe nach Ankara aufzulösen (entgegen Israels Willen). Ein Nebendeal eher aus einem Mafia-Hinterzimmer denn aus einem Präsidenten-Büro. Aber: Es hat gewirkt.
Trumps heimliche Hamas-Allianz hat die politische Führung der Organisation überzeugt. Und die wiederum scheint den Kämpfern in Gaza den Deal (Amnestie oder Exil für alle, die die Waffen niederlegen) schmackhaft gemacht zu haben.
Iran ausschalten
Das diplomatische Fine-Tuning war nur möglich, nachdem Trump den Hamas-Financiers in Teheran klargemacht hat, dass sie besser ruhig sitzen bleiben, wenn ihnen etwas an ihrem irdischen Dasein liegt. Die Angriffe mit mehreren amerikanischen B-2-Bombern, den eindrücklichsten Fliegern im Arsenal der US-Armee, auf iranische Atomanlagen im Juni haben die Mullahs als Faktor im Nahostkonflikt faktisch ausgeschaltet. Erst dadurch ging der jetzt verkündete Deal überhaupt ohne massive Gegenwehr des Hamas-freundlichen Gottesstaats über die Bühne. Kalkül oder ein unbeabsichtigter, angenehmer Nebeneffekt? Letztlich egal. Das Ergebnis zählt.
Netanyahu brechen
Trump, bislang ziemlich handzahm in Anwesenheit des israelischen Premierministers, liess Benjamin Netanyahu (75) deutlich spüren, wie ernst ihm die Sache ist. «Sei nicht immer so verdammt negativ», mahnte Trump Netanyahu, nachdem dieser anfänglich wenig Optimismus für Trumps Friedensplan durchschimmern liess. Die Enthüllungsgeschichte der «New York Times» über das hitzige Gespräch postete der US-Präsident selbst auf seiner Plattform Truth Social. Wird also stimmen.
Kein Bild symbolisiert Trumps harten Umgang mit Netanyahu so sehr wie das Foto vom Montag vergangener Woche. Es zeigt den grimmig dreinblickenden US-Präsidenten vor dem Cheminée im Weissen Haus, in den Händen das klobige Präsidenten-Telefon. Neben ihm sitzt Netanyahu, Hörer in der Hand, und entschuldigt sich bei den Staatslenkern in Katar für den israelischen Angriff auf die im Exil lebenden Hamas-Führer, die Israel Anfang September mit einem gezielten Schlag ausschalten wollte.
In der Hand hält Benjamin Netanyahu einen Zettel. Ob Trump ihm seine Entschuldigung tatsächlich wörtlich diktierte, ist unklar. Das Foto aber beweist, welch immensen Druck Trump seinem israelischen Kollegen machte, um Israel und Katar auszusöhnen.
Absicherung garantieren
Die Warnlampen in den Diplomatenstuben blinken weiterhin grell: Vieles könnte noch immer schiefgehen. Noch ist keine Geisel frei, noch ist die israelische Armee in Gaza, noch gibt es keine konkreten Zukunftspläne für die Verwaltung von Gaza, geschweige denn für einen selbstbestimmten Palästinenserstaat. Trump weiss um die Fragilität der Lage (und um die Chance auf den Nobelpreis 2026, sollte der Frieden tatsächlich halten).
Deshalb schickt er mehrere Hundert US-Soldaten in die Region, die die Einhaltung des Deals überprüfen und sofort Alarm schlagen sollen, falls eine der Seiten nicht mehr auf Kurs ist. «Frieden durch Stärke» heisst das Motto des Weissen Hauses. Das Geläut der Friedensglocken wirkt – noch – etwas vorschnell, etwas naiv. Aber: Klappen könnte es dank Trumps Rambazamba-Diplomatie tatsächlich.