Das ist die Unterwasserdrohne «Maritschka»
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Waffe der Ukraine:Das ist die Unterwasserdrohne «Maritschka»

Britischer Experte zu ukrainischem Angriff auf die Krimbrücke
«1000 Kilogramm Sprengstoff unter Wasser zu bewegen ist keine grosse Sache»

Der britische Militärexperte H. I. Sutton vermutet, dass bei dem ukrainischen Angriff auf die Krimbrücke neue Technologie zum Einsatz kam. Die russischen Verteidigungsanlagen wurden erneut überwunden. Mit einer Unterwasserdrohne?
Publiziert: 04.06.2025 um 18:21 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2025 um 18:22 Uhr
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Der ukrainische Geheimdienst SBU feiert mit dem erneuten Angriff auf die Krimbrücke einen weiteren Coup.
Foto: Screenshot

Darum gehts

  • Ukrainischer Geheimdienst verübt Anschlag auf Krimbrücke, Pfeiler beschädigt
  • Unterwasserdrohnen möglicherweise für den Angriff eingesetzt, neue Technologie entwickelt
  • 1100 Kilogramm TNT über Monate an der Brücke platziert
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marian NadlerRedaktor News

Nach der Operation «Spinnennetz», bei der mehrere russische Flugzeuge beschädigt oder zerstört wurden, feierte der ukrainische Geheimdienst SBU am Dienstag direkt den nächsten Coup. Eine Detonation erschütterte um 4.44 Uhr die Brücke von Kertsch, auch Krimbrücke genannt, die die von Russland besetzte ukrainische Halbinsel mit dem Festland verbindet. Ein Pfeiler soll nach SBU-Angaben bei der Unterwasserexplosion beschädigt worden sein. «Faktisch ist die Brücke einsturzgefährdet», so der SBU. Trotzdem hat Russland die Brücke mittlerweile wieder für den Verkehr freigegeben. 

Über Monate wurden 1100 Kilogramm TNT an der Brücke platziert. Der britische Militäranalyst H. I. Sutton schliesst auf Blick-Anfrage nicht aus, dass die Sprengladung mit einer einzigen Unterwasserdrohne am Brückenpfeiler angebracht worden sein könnte. «1000 kg unter Wasser zu bewegen ist etwas ganz anderes als in der Luft», erläutert der Experte für maritime Kriegsführung. Wenn die Ladung schwimmfähig sei, sei die Operation «keine grosse Sache». Alternativ könnten aber auch viele kleinere Sprengköpfe deponiert worden sein.

Toloka-Drohnen eingesetzt?

«Die Ukrainer haben erneut ihre unglaubliche Fähigkeit zur Missionsplanung unter Beweis gestellt», lobt Sutton. «Dieser Angriff erforderte wahrscheinlich neue Technologien und Fahrzeuge, die entwickelt und getestet werden mussten», sagt er.

Bei der neuen Technologie könnte es sich um eine oder mehrere Unterwasserdrohnen des Typs Toloka TLK gehandelt haben. Die unbemannten Wasserfahrzeuge wurden im April 2023 erstmals vorgestellt und seither stetig verbessert. Die Toloka TLK wird in drei unterschiedlichen Grössen produziert.

Wie Russland die Krimbrücke schützt

Das Modell 1000 ist mit einer Grösse von 4 bis 12 Metern die grösste Variante. Sie kann einen Sprengkopf tragen, der bis zu 5 Tonnen wiegt. Dies bei einer Reichweite von bis zu 2000 Kilometern. Die beiden kleineren Modelle TLK 400 und TLK 150 bringen es auf Sprengköpfe von 500 und 50 Kilogramm Gewicht. Es erscheint also möglich, dass entweder eine Toloka TLK 1000 oder mehrere der kleineren Unterwasserdrohnen die Brücke getroffen haben könnten. Bestätigt ist das aber nicht, auch Sutton will nicht darüber spekulieren. Was aber zu der Theorie passt: Erst im Frühjahr präsentierte Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski (47) überarbeitete Modelle der kleineren Toloka-Drohnen vor verbündeten Staats- und Regierungschefs.

Russische und ukrainische Medien spekulierten derweil, dass bei dem Angriff auch eine Unterwasserdrohne namens «Maritschka» zum Einsatz gekommen sein könnte. Diese wurde von einem Team ukrainischer Freiwilliger, «Ammo.Ukraine», entwickelt und getestet. Die sechs Meter lange Drohne wurde für die Zerstörung von Brücken, Küstenbefestigungen, Schiffen und sogar U-Booten konzipiert. Sutton stellte sie im Sommer 2023 in seinem Blog «Covert Shores» vor, als «weltweit erste, die direkt aus den Bedürfnissen des Krieges entstanden ist».

Video zeigt Explosion bei Krimbrücke
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Sprengstoffangriff:Video zeigt Explosion bei Krimbrücke

Der Krimbrücke einen empfindlichen Treffer zu versetzen, ist gar nicht so leicht, weiss der Experte. «Russland hat umfangreiche Verteidigungsanlagen installiert, die aus Patrouillen und Überwachungssystemen zur Erkennung von Angriffen, Patrouillen zum Abfangen von Booten, verankerten Lastkähnen, Netzen und Zäunen sowie Luftabwehr bestehen. Im Allgemeinen sind diese Verteidigungsanlagen eine Reaktion auf den letzten Angriff», erläutert er. Die Ukraine habe sich mit der Zeit immer wieder neue Wege ausgedacht, um diese Verteidigungsanlagen zu überwinden. Das war auch nötig. «Mit der Zeit wird es nur schwieriger werden», glaubt der Experte.

War das also der letzte Angriff auf eine der wichtigsten Versorgungslinien der Russen? Nein, stellt Sutton fest. «Es ist davon auszugehen, dass die Ukraine mehrere Pläne hat, wie sie die Brücke von Kertsch zerstören kann.» 

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