Darum gehts
- Ukraine greift russische Luftwaffenstützpunkte tief im Hinterland an
- Operation Pavutyna über 18 Monate vorbereitet, Drohnen in Holzcontainern versteckt
- Ukrainische und russische Delegationen treffen sich zu Friedensgesprächen in Istanbul
Sie kommen leise, fliegen tief – und treffen hart: In der Nacht auf Sonntag hat die Ukraine mehrere russische Luftwaffenstützpunkte angegriffen. Und zwar nicht irgendwo im Grenzgebiet, sondern Tausende Kilometer tief im russischen Hinterland. Olenya, Belaya, Djagilewo, Iwanowo: Namen, die für Moskau bisher Schutz bedeuteten, stehen plötzlich für Verwundbarkeit.
Auf Videos sind Explosionen zu sehen, schwarze Rauchwolken steigen über russischen Flugfeldern auf. Laut ukrainischem Geheimdienst SBU wurden bei der Operation gleich mehrere strategische Bomber zerstört, darunter Maschinen des Typs Tu-95 und Tu-22, die regelmässig ukrainische Städte mit Raketen angreifen. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte die Angriffe am Sonntagabend.
Insgesamt 40 Maschinen sollen laut Angaben der Ukrainer zerstört worden sein. Das Ziel der Angriffe: die Schlagkraft der russischen Luftwaffe schwächen, bevor sie zuschlagen kann.
Drohnen kamen aus dem Herzen Russlands
Die Operation, bekannt als Pavutyna (Spinnennetz), wurde über 18 Monate vorbereitet, berichtet Euronews. Die Drohnen wurden in Holzcontainern versteckt und auf Lastwagen tief ins russische Territorium gebracht. Von dort aus wurden sie ferngesteuert gestartet und trafen ihre Ziele präzise.
Die Botschaft ist deutlich – und der Zeitpunkt alles andere als zufällig.
Denn seit wenigen Tagen dürfen westliche Waffen theoretisch auch gegen Ziele auf russischem Boden eingesetzt werden. Die USA, Grossbritannien und Deutschland haben die bisherige Reichweitenbeschränkung aufgehoben. Ob bei den Drohnenangriffen tatsächlich westliches Material zum Einsatz kam, ist unklar. Aber dass Kiew jetzt ausgerechnet diese Möglichkeit demonstrativ nutzt, gilt als Zeichen: Die Ukraine möchte zeigen, dass sie auch tief im Feindesland zuschlagen kann – und will.
Verhandlung oder Vergeltung: Was will Kiew?
Noch brisanter: Nur wenige Tage nach den Angriffen wollen sich ukrainische und russische Delegationen in Istanbul (Türkei) zu einem neuen Anlauf für Friedensgespräche treffen. Während also auf der diplomatischen Bühne verhandelt wird, lodert der Konflikt militärisch weiter auf – so heftig wie seit Wochen nicht mehr.
Die grosse Frage: Ist das ein riskantes Spiel oder die notwendige Härte, um am Verhandlungstisch ernst genommen zu werden? Eines ist klar: Der Krieg ist längst nicht mehr auf die Ukraine beschränkt. Und wer russische Bomber auf sibirischen Basen zerstören kann, hat gezeigt: Kein Ort ist mehr sicher.