Brisantes Telefonat geleakt
US-Gesandter gab Putin Tipps für Deal mit Trump

Neue Details zum umstrittenen Ukraine-Friedensplan sorgen für Aufsehen. Ein geleaktes Telefonat zwischen US-Sondergesandtem Steve Witkoff und Putins Berater Juri Uschakow offenbart Ratschläge, wie Trump für ein Abkommen gewonnen werden könnte.
Publiziert: 08:27 Uhr
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Aktualisiert: 09:05 Uhr
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US-Sondergesandter Steve Witkoff soll den Russen offenbar Tipps gegeben haben, wie man mit Trump verhandelt.
Foto: AP

Darum gehts

  • Umstrittener Ukraine-Friedensplan: Neue Details und Wirbel durch Bloomberg-Recherche aufgetaucht
  • Telefonat zwischen US-Sondergesandtem und Putins Berater über Trump-Ukraine-Abkommen geleakt
  • 28-Punkte-Plan möglicherweise aus Moskau stammend, auf 19 Punkte reduziert
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Janine EnderliRedaktorin News

Zum umstrittenen Friedensplan für die Ukraine tauchen immer mehr Details auf. Nun sorgt eine «Bloomberg»-Recherche für Aufsehen.

US-Sondergesandter Steve Witkoff (68) soll bereits vor einigen Wochen Putins aussenpolitischem Berater Juri Uschakow Ratschläge gegeben haben, wie der Kremlchef Donald Trump ein Ukraine-Abkommen schmackhaft machen könnte.

Transkript geleakt

«Bloomberg» liegt das Transkript eines Telefonats zwischen Witkoff und Uschakow vom 14. Oktober vor.

Uschakow: «Mein Freund, ich brauche nur deinen Rat. Meinst du, es wäre hilfreich, wenn unsere Chefs telefonieren würden?»

Witkoff: «Ja, das denke ich.»

Uschakow: «Wirklich. Und wann wäre das möglich?»

Witkoff: «Ich denke, sobald du es vorschlägst, ist mein Mann bereit.»

Uschakow: «Okay, okay.»

Witkoff: «Yuri, Yuri, ich würde Folgendes tun. Mein Vorschlag.»

Uschakow: «Ja, bitte.»

Witkoff: «Ich würde anrufen und dem Präsidenten noch einmal gratulieren (zum Frieden zwischen Israel und der Hamas). Ich würde sagen, dass ich ihn unterstützt habe, dass ich ihn respektiere, weil er ein Mann des Friedens ist, und dass ich mich sehr freue, dass es so gekommen ist. Das würde ich sagen. Ich denke, das wird ein sehr gutes Gespräch.»

Stammt Friedensplan aus der Feder Moskaus?

Laut «Bloomberg» könnte dieser Austausch den Anstoss, für den von Trump unterstützten, 28-Punkte-Plan zur Lösung des Ukraine-Kriegs gegeben haben. Über dessen Herkunft wird seit Tagen spekuliert.

Teile des Papiers sollen ursprünglich aus Moskau stammen und sahen unter anderem weitreichende Gebietsabtretungen der Ukraine sowie den Verzicht auf einen Nato-Beitritt vor. Inzwischen wurde der Plan überarbeitet und umfasst nur noch 19 Punkte – angeblich berücksichtigt der neue Plan stärker die Interessen Kiews.

«Schwer, einen Kompromiss zu finden»

Nach den ersten Tipps Witkoffs ging der Dialog noch weiter:

Witkoff: «Lassen Sie mich Ihnen sagen, was ich dem Präsidenten gesagt habe. Ich habe ihm gesagt, dass die Russische Föderation sich immer ein Friedensabkommen gewünscht hat. Davon bin ich überzeugt. Ich habe dem Präsidenten gesagt, dass ich daran glaube. Und ich glaube, die Frage ist – das Problem ist, dass wir zwei Nationen haben, die sich schwertun, einen Kompromiss zu finden. Und wenn wir es schaffen, werden wir ein Friedensabkommen haben.»

«Das wäre fantastisch»

Danach kommt der Friedensplan erstmals konkret zu Wort.

Witkoff: «Ich denke sogar darüber nach, einen 20-Punkte-Friedensvorschlag zu erarbeiten, genau wie in Gaza. Wir haben damals einen 20-Punkte-Plan von Trump für den Frieden entwickelt, und ich denke, wir könnten das Gleiche mit Ihnen tun. Mein Punkt ist folgender …»

Uschakow: «Okay, okay, mein Freund. Ich denke, genau diesen Punkt könnten unsere Staats- und Regierungschefs besprechen. Hey Steve, ich stimme dir zu, dass er gratulieren und sagen wird, dass Herr Trump ein echter Friedensstifter ist und so weiter. Das wird er sagen.»

Witkoff: «Ich glaube, das wäre fantastisch.»

Uschakow: «Ich bespreche das mit meinem Chef und melde mich dann wieder. Okay?»

Witkoff: «Ja, denn hör mir zu. Ich möchte dich bitten, Präsident Putin Folgendes auszurichten, denn du weisst ja, dass ich Präsident Putin sehr respektiere.

Uschakow: «Ja, ja.»

Witkoff: «Vielleicht kann er zu Präsident Trump sagen: ‹Steve und Yuri haben einen sehr ähnlichen 20-Punkte-Plan für den Frieden besprochen, und das könnte etwas bewirken. Wir sind offen für solche Dinge – um zu erkunden, was nötig ist, um ein Friedensabkommen zu erzielen.› Ich persönlich weiss, was nötig ist, um ein Friedensabkommen zu erzielen: Donezk und vielleicht ein Gebietsaustausch. Aber anstatt so zu reden, sollten wir lieber vernünftiger miteinander reden, denn ich glaube, wir werden hier eine Einigung erzielen.»

Uschakow: «Verstehe.»

«Ich spreche mit meinem Boss»

Witkoff wies damals in dem Gespräch zudem darauf hin, dass Selenski am 17. Oktober zu einem Besuch ins Weisse Haus kommt. Putin solle unbedingt vor diesem Treffen mit Trump telefonieren. Genau dieses Gespräch fand dann auch statt. Am Ende sagt Uschakow: «Okay, ich habe deine Ratschläge empfangen. Ich bespreche sie mit meinem Boss und dann komme ich wieder zu dir.»

Unterdessen berichten Reuters und Axios, dass zentrale Teile des ursprünglichen 28-Punkte-Plans tatsächlich aus Moskauer Vorlagen stammen sollen. Dieser Verdacht löste in der Nacht vor den Gesprächen in Genf grosse Unsicherheit aus. Der Einfluss eines informellen Verhandlungspapiers, einem sogenannten «Non-Paper», soll im offiziellen Entwurf des Plans ersichtlich gewesen sein. Die Vorlage haben die Russen der Trump-Administration offenbar bereits Mitte Oktober übergeben.

Danach soll der Putin-Verbündete Kirill Dmitriew am Rande eines Treffens mit Wiktoff und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner in Miami gesagt haben: «Ich denke, wir werden ein Papier über unsere Position erstellen, und ich werde es informell in Umlauf bringen. Ich glaube nicht, dass sie unsere Version genau so übernehmen werden, aber zumindest wird es so nah wie möglich daran sein.»

Trump: «Normale Verhandlungsform»

Trump erklärte am Dienstagabend (Ortszeit) gegenüber Journalisten, er habe die Aufnahme des Telefonats bislang nicht gehört. Er bezeichnete das Gespräch jedoch als eine «völlig normale Art zu verhandeln». Finde man keine Lösung, könne sich der Konflikt noch über Jahre hinziehen.

«Wenn die Ukraine die Möglichkeit hat, eine Einigung zu erzielen, ist das eine gute Sache», so Trump weiter. «Ich halte das für gut für beide Seiten.»

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