Darum gehts
- Schweizer Georg Balmer erlebt Unwetter-Katastrophe in Vietnam
- Familie durch Einsatzkräfte mit Boot gerettet, Haus unter Wasser
- 90 Todesopfer, wirtschaftlicher Schaden von 277 Millionen Franken geschätzt
Georg Balmer (61) hat sich ein neues Leben in Nha Trang aufgebaut. Vor 15 Jahren erfüllte sich der gebürtige Basler seinen Traum und wanderte nach Vietnam aus. Doch jetzt liegt es in Trümmern. «Es ist fast alles zerstört», sagt Balmer zu Blick.
Das Land wird seit Ende Oktober immer wieder von heftigen Unwettern heimgesucht. Orte werden immer wieder überschwemmt. Rund 130'000 Haushalte waren ohne Strom. Laut den Behörden kamen schon 90 Menschen ums Leben.
Besonders hart hat es die Küstenstadt Nha Trang getroffen, in der Balmer lebt. Allein diese Woche wurden ganze Stadtviertel überflutet. «Ich war selbst in der Stadt, als die Sturmflut kam, und konnte zwei Tage nicht mehr zu meiner Familie. Die zwei Tage waren die Hölle.»
«Ich hatte Angst, einen Stromschlag zu bekommen»
Der 61-Jährige machte sich grosse Sorgen um seine Frau und den gemeinsamen Sohn (10). «Sie waren im Haus eingeschlossen. Das Wasser stand 2,5 Meter hoch. Unser Haus ist auf einem Fundament von 1,5 Meter und war trotzdem 1 Meter unter Wasser.»
Einsatzkräfte erreichten das Haus von Balmer und konnten Frau und Kind mit einem Boot retten. An vielen Orten holten Rettungskräfte Menschen von Hausdächern und Baumkronen. Und schliesslich konnte auch Balmer ins überschwemmte Gebiet und zu seiner Familie.
«Nach zwei Tagen lief ich durch das gesperrte Gebiet. Das Wasser ging mir stellenweise bis zur Hüfte. Ich hatte Angst, dass meine Frau, mein Sohn oder ich einen Stromschlag bekommen könnten.»
Balmer ist enttäuscht
Inzwischen hat der Regen nachgelassen. Und die Familie kämpft jetzt gegen die Schlammmassen, die zurückgeblieben sind. Vieles ist zerstört. Die Solaranlage, Kühlschrank, alle Möbel und Klamotten. «Wir müssen das ganze Haus trocknen und neu streichen.» Die Betroffenen vor Ort helfen sich gegenseitig mit dem Aufräumen.
Balmer fühlt sich von der Schweizer Botschaft, die in Hanoi ist, im Stich gelassen. «Ich bin einfach nur enttäuscht. Sie haben die Adresse und E-Mail von mir und anderen Schweizern, aber haben nicht einmal nachgefragt, wie es uns geht.»
Balmer weiss von mehreren Schweizern, die alles verloren haben. Darunter auch ein Schweizer, dessen Kaffeeplantage völlig zerstört wurde. Blick hat die Schweizer Botschaft in Vietnam mit dem Vorwurf konfrontiert. Bislang gab es keine Rückmeldung.