Hier schiessen die Panzer auf das Casino
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In Grenznähe:Hier schiessen die Panzer auf das Casino

7 brennende Fragen zur gefährlichen Lage im Ferienparadies
Warum sich der Krieg an Thailands Grenze ausweiten wird

Von wegen Frieden, wie Trump es sich gewünscht hat: An der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha brennt es wieder lichterloh. Jetzt müssen andere Vermittler ran.
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Ein thailändischer F-16-Kampfjet hat ein kambodschanisches Casino in Grenznähe zerstört.
Foto: Screenshot

Darum gehts

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Guido FelderAusland-Redaktor

Mehrere Tote und eine halbe Million Menschen auf der Flucht: Der Krieg an der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha flammt wieder auf. Mit Kampfjets und Panzern hat die Thai-Armee am Montag und Dienstag Casino-Anlagen auf der kambodschanischen Seite zerstört. Die Lage ist auch für Touristen angespannt.

Im Oktober war die Hoffnung gross, dass der Konflikt mithilfe von US-Präsident Donald Trump (79) eingedämmt werden könnte. Daraus wurde nichts. Im Gegenteil. Die Waffenruhe ist gebrochen, der Krieg droht sich auszuweiten. Wie es weitergehen könnte und wer jetzt eingreifen muss.

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Nach den aktuellen gegenseitigen Angriffen bergen thailändische Rettungskräfte Verletzte.
Foto: AP
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Warum flammt der Konflikt jetzt wieder auf?

Die Lage hat sich erneut zugespitzt, seit am 10. November ein thailändischer Soldat im umstrittenen Gebiet Huai Tamariya durch eine Landmine verletzt worden war. Bangkok wirft Kambodscha vor, nach Inkrafttreten der Waffenruhe vom Oktober neue Minen gelegt zu haben, und fordert eine Entschuldigung. Die Gegenseite bestreitet, dass sie neue Minen gelegt hat.

Die thailändische Armee behauptet auch, dass ihre Truppen sowie zivile Gebiete mit Granatwerfern, Artillerie und Drohnen angegriffen worden seien.

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Warum greift Thailand ausgerechnet Casinos an?

Der grenznahe Glücksspiel- und Tourismussektor in Kambodscha, der auch von vielen Thais besucht wird, ist eine wichtige Einnahmequelle. Aber offenbar mehr als das: Laut den thailändischen Behörden dienen solche Einrichtungen als verdeckte Kommandozentralen und Waffenlager, von denen aus Drohnen gesteuert und Soldaten versorgt werden können.

Ebenfalls vermuten die Thailänder, dass sogenannte Scam-Centers einquartiert sind, die als Ausgangspunkt für Internetbetrug in den Bereichen Investment, Kryptowährung und Dating dienen.

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Wird sich der Krieg ausweiten?

Im Moment stehen die Zeichen auf Eskalation. Der thailändische Premier Anutin Charnvirakul (59) sagte, die Tür für Verhandlungen mit dem Gegner sei nicht länger offen. Er hat angekündigt, weiterzukämpfen, bis das Militär des Gegners dezimiert sei. Möglich ist die Ausweitung der Kampfhandlungen auf weitere Abschnitte der rund 817 Kilometer langen gemeinsamen Grenze. Ebenfalls nicht auszuschliessen sind Anschläge von eingeschleusten Kämpfern im Land des Gegners. Dass sich der Krieg auf weitere Länder ausdehnen wird, ist eher unrealistisch. Kein anderes Land ist direkt von diesem Konflikt betroffen.

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Wie stark sind beide Länder militärisch?

Thailand ist mit einem zehnmal grösseren Verteidigungsbudget klar im Vorteil. Es verfügt über rund 360’000 Soldaten, 200 Kampfjets aus den USA und Schweden, moderne Panzer und eine gute Logistik. Kambodscha zählt 125’000 Soldaten, 40 alte Sowjet-Kampfjets sowie alte Panzer aus Russland und China.

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Wird Trump eingreifen?

Trump glaubt, dass er den Krieg mit einem Telefonat beenden kann. Nach den jüngsten Bombardements sagte er: «Ich muss wohl einen Anruf tätigen.» Als weitere Massnahme könnte er wirtschaftlichen Druck auf beide Länder ausüben, etwa mit seiner Lieblingswaffe: den Strafzöllen.

Mit wirtschaftlichem Druck und mithilfe des malaysischen Premierministers Anwar Ibrahim (78) hatte Trump die Kriegsparteien im Oktober zu einer Waffenruhe und zu einem Friedensabkommen gebracht. Ein Friedensabkommen, die sogenannten Kuala Lumpur Peace Accords, wurden von beiden Ländern unterzeichnet und beinhalten den Rückzug schwerer Waffen, die Freilassung von Gefangenen und die Einrichtung von Beobachtern und Kontrollmechanismen.

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Wie kann man den Krieg stoppen?

Es braucht einen Vermittler, der politischen und wirtschaftlichen Druck macht, gleichzeitig aber auch Anreize und einen Lösungsvorschlag anbietet. Als Vermittler könnte der Verband Südostasiatischer Nationen (Asean) auftreten, etwa unter der Anführung Malaysias oder Singapurs. Auch eine Vermittlung durch externe Mächte wie die USA ist möglich, könnte aber auch als aussenpolitische Einmischung betrachtet werden.

Für eine Lösung braucht es eine internationale Grenzkommission. Sie könnte Gebiete allenfalls neu aufteilen. Heikle Orte wie Tempel und Grenzdörfer könnten unter eine gemeinsame, international überwachte Verwaltung gestellt werden.

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Wie kam es überhaupt zum Konflikt?

1907 hatte Frankreich als Protektorat von Kambodscha Grenzen gezogen – ohne Rücksicht auf lokale Bevölkerungen oder historische Herrschaftsbereiche. Nach der Unabhängigkeit Kambodschas 1953 wurden diese Verträge angefochten. Einer der zentralen Streitpunkte ist der Prasat-Preah-Vihear-Tempel, den der Internationale Gerichtshof 1962 Kambodscha zuordnete. Der umgebende Landstrich blieb weiterhin umstritten.

Seither kam es immer wieder zu Zwischenfällen. Der jüngste bewaffnete Konflikt begann am 28. Mai dieses Jahres nach einem Schusswechsel im sogenannten Emerald Triangle, bei dem ein kambodschanischer Soldat getötet wurde. 

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