Darum gehts
Verhandlungen in Istanbul lassen bislang vergebens auf Waffenruhe hoffen
Ukraine gelingen Schläge gegen russische Flugplätze
Massiver Beschuss durch Russland in der Ukraine
USA stoppen Lieferung einiger Waffen an Ukraine
Die USA stoppen Medienberichten zufolge die Lieferung einiger zuvor zugesagter Waffen an die Ukraine. Betroffen seien Raketen und Munition, berichten «Politico» und der Sender NBC News unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen beziehungsweise Verteidigungsbeamte und Kongressmitglieder. Hintergrund der Entscheidung aus dem Pentagon ist demnach die Sorge vor zu geringen US-Waffenbeständen. Zuvor habe es eine Überprüfung der Bestände gegeben, heisst es weiter.
Das Weisse Haus bestätigte keine Details. In einem Statement der stellvertretenden Sprecherin des Weissen Hauses, Anna Kelly, heisst es aber: «Diese Entscheidung wurde getroffen, um die Interessen Amerikas in den Vordergrund zu stellen, nachdem das Verteidigungsministerium die militärische Unterstützung und Hilfe unserer Nation für andere Länder auf der ganzen Welt überprüft hatte.» Die Stärke der US-Streitkräfte bleibe unbestritten, betont Kelly und fügt hinzu: «Fragen Sie einfach den Iran». Das US-Verteidigungsministerium hat sich bisher nicht geäussert. Die betreffenden Waffen wurden der Ukraine den Berichten zufolge unter Trumps Vorgänger Joe Biden versprochen.
Wir erinnern uns: Der mögliche Stopp von Hilfen für die Ukraine war bereits während Trumps Wahlkampf zentrales Thema. Im März hatte der US-Präsident nach einem Eklat mit Wolodimir Selenski im Weissen Haus die Hilfen tatsächlich kurz auf Eis gelegt. Die USA waren bisher grösster Unterstützer des angegriffenen Landes, haben der Ukraine seit Kriegsausbruch im Februar 2022 Waffen und weitere militärische Unterstützung in Höhe von mehr als 66 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt.
Putin telefoniert über drei Stunden mit Macron
Der französische Präsident Emmanuel Macron und Kreml-Chef Wladimir Putin haben über drei Stunden miteinander telefoniert. Dies berichten sowohl russische als auch französische Medien. Es ist das erste Gespräch seit 2022.
Macron attestierte dem Kreml vor kurzem, bei den Verhandlungen um eine Friedenslösung eine Verzögerungstaktik zu verfolgen. Macron gehört mit Frankreich zu der sogenannten «Koalition der Willigen». Federführend sind Frankreich und Grossbritannien. Sie wollten gemeinsam mit anderen Staaten einen eigenen Waffenstillstandsplan ausarbeiten. In den letzten Wochen gab es aber keine konkreten Pläne mehr, die öffentlichkeitswirksam diskutiert wurden.
Laut dem Élysée-Palast ging es in dem heutigen Gespräch vor allem um den Ukraine-Krieg und den Konflikt zwischen dem Iran und Israel. Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass habe Putin nicht mit Worten gespart und Macron darauf hingewiesen, dass der Westen seit vielen Jahren in der Ukraine eine antirussische Stellung aufgebaut habe. Dies würde die «Militäroperation in der Ukraine» verlängern.
Macron hingegen, betonte laut dem Sender BFMTV die «unerschütterliche Unterstützung Frankreichs für die Ukraine». Er habe einen unmittelbaren Waffenstillstand gefordert.
Zum Thema Iran besprachen die beiden Folgendes: Sowohl Putin als auch Macron betonten, wie wichtig es sei, das Recht des Iran auf friedliche Nutzung der Atomenergie zu respektieren und seine Verpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag zu erfüllen – einschliesslich der Zusammenarbeit mit der Atombehörde.
Russland hatte sich im Iran-Israel-Krieg versucht, als Vermittler zu positionieren. Dies, weil der Kreml wichtige Beziehungen zum Iran unterhält. Er befand sich in einer Zwickmühle. Mehr zu Putins Position im Krieg findest du hier. Nach den US-Angriffen suchte der Iran Unterstützung in Moskau. Kremlchef Putin fand bei einem Treffen mit dem iranischen Aussenminister Abbas Araghtschi zwar deutliche Worte gegen eine Eskalation, konkret wurde es aber nicht.
Ukrainischer Drohnenangriff fordert Tote und Verletzte in Russland
Bei einem ukrainischen Drohnenangriff in Russland sind nach Angaben der dortigen Behörden am Dienstag mehrere Menschen getötet und verletzt worden. «Zu unserem grossen Bedauern gibt es Tote und Schwerverletzte», sagte der Regierungschef der Republik Udmurtien, Alexander Bretschalow, in einem im Onlinedienst Telegram veröffentlichten Video. Zur Opferzahl bei dem Angriff in der Stadt Ischewsk äusserte er sich nicht. Aufnahmen in sozialen Medien zeigen schwarze Rauchwolken, die in den Himmel steigen.
Udmurtien liegt mehr als 1000 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Zunächst hatte Bretschalow erklärt, ein Unternehmen in Ischewsk sei mit ukrainischen Drohnen attackiert worden. In der 970 Kilomter östlich von Moskau gelegenen Stadt sind mehrere Rüstungsunternehmen angesiedelt, darunter eine Fabrik für Angriffsdrohnen. Ob die Fabrik Ziel der Angriffe war, lässt sich nicht unabhängig bestätigen. Generell gilt aber: Drohnen sind für beide Kriegsparteien extrem wichtig – ein Schlag gegen eine solche Einrichtung wäre für die Ukraine ein grosser Erfolg.
Die ukrainischen Behörden machten zunächst keine Angaben zu dem Drohnenangriff. Die ukrainische Armee greift als Reaktion auf die russischen Bombardements in der Ukraine regelmässig Infrastruktur in dem Nachbarland an. Am 21. Juni hatte der ukrainische Armeechef Oleksandr Syrskyj eine Intensivierung der Angriffe auf Militärziele tief im russischen Landesinneren angekündigt – und nun offenbar umgesetzt.
Ukraine greift russische Ziele mit Storm-Shadow-Raketen an
Am Montagabend werden die russisch besetzten Gebiete Donezk und Teile der Halbinsel Krim von heftigen Explosionen erschüttert. In der Region Donezk melden Anwohner mehrere Brände und getroffene Gebäude. Offenbar setzte die Ukraine Marschflugkörper ein. Aufnahmen vor Ort zeigen einen riesigen Feuerball. Berichten zufolge wurde ein russischer Eisenbahnknotenpunkt getroffen. Zudem soll es mehrere Verletzte gegeben haben. Die Angaben konnten noch nicht unabhängig verifiziert werden.
Bei den Storm-Shadow-Raketen handelt es sich um Raketen aus deutsch-französischer Zusammenarbeit. Sie sind Langstreckenraketen und wurden der Ukraine geliefert, damit Kiew Ziele in 300 Kilometer Entfernung angreifen kann. Mehr über das moderne Waffensystem liest du hier. Europäische Länder debattieren immer wieder darüber, inwiefern diese Raketen geliefert werden sollen – und welche Entfernung sie erreichen können. Einige Storm-Shadow-Raketen sind beispielsweise dafür ausgelegt, 500 Kilometer erreichen zu können. Diese Version erhielten die Ukrainer aber nicht.
Vergangenes Wochenende attackierte Russland die Ukraine mit über 500 Angriffen aus der Luft. Es handelte sich dabei um die grösste Attacke seit Kriegsbeginn.
Ukraine meldet mehrere Angriffe – doch gerät die russische Offensive ins Stocken?
Noch am Wochenende flog Russland den bisher grössten Luftangriff auf die Ukraine seit Kriegsbeginn. Seitdem wird lediglich von kleineren Angriffen in der Mitte und im Süden des Landes berichtet. Betroffen waren unter anderem die Städte Krywyj Rih in der Oblast Dnipropetrovsk und die Region Cherson. Es habe Einschläge und Explosionen nach russischen Luft- und Drohnenangriffen gegeben, heisst es in den sozialen Medien. Auch von einer getöteten Person ist derzeit die Rede. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben allerdings nicht.
Trotz der anhaltenden Angriffe lässt die Intensität der russischen Offensive aktuell nach. Ist das Land etwa kriegsmüde? Oder steckt eine Taktik dahinter? Mein Kollege Daniel Kestenholz hat sich die offenbar ins Stocken geratene Sommeroffensive der Russen mal angeschaut.
Hinzu kommt, dass die Ukraine den Angriffen der Russen bisher standhält. Russland drückt aktuell mit voller Wucht gegen die Stadt Pokrowsk in der Region Donezk – ohne grossen Erfolg. Mit welcher Taktik das den Ukrainern gelingt, hat meine Kollegin Chiara Schlenz in ihrer Analyse untersucht.
Kreml: «Es ist unmöglich, Russland durch Druck zu drängen»
Kremlsprecher Dmitri Peskow hat im russischen Staatsfernsehen über ein bevorstehendes EU-Sanktionspaket gesprochen. Es ist bereits das 18. Doch die Sanktionen werden laut dem Kreml nicht zu einem Stopp des Ukraine-Kriegs führen. «Nur Logik und Argumente können Russland an den Verhandlungstisch bringen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow dem Moskauer Staatsfernsehen. «Es ist unmöglich, Russland durch irgendeine Art von Druck oder Gewalt zu drängen.»
Peskow zeigte sich überzeugt, dass das von der EU angestrebte neue Sanktionspaket letztlich angenommen wird. Je schärfer aber die Strafmassnahmen würden, desto stärker werde auch der Rückstoss. Sanktionen seien eine «zweischneidige Waffe», sagte Peskow. Moskau behauptet immer wieder, dass die EU etwa durch den Verzicht auf russische Rohstoffe selbst noch mehr Nachteile habe durch die Sanktionen.
Neues Votum verschoben
Am vergangenen Freitag scheiterte die Annahme des 18. Sanktionspakets der EU zunächst am Widerstand der Slowakei. Ein neues Votum wurde auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben.
Russland halte die Sanktionen für illegal, sagte Peskow. «Offenkundig besitzen wir nach fast vier Jahren eine gewisse Resistenz. Und wir haben bereits gelernt, wie wir die Auswirkungen solcher Pakete minimieren können», sagte er.
Die Sanktionen der EU sind vor allem gegen die russische Wirtschaft gerichtet und haben das Ziel, dem Land die finanziellen Mittel für eine Fortsetzung des Angriffskrieges gegen die Ukraine zu nehmen. Russland betont dagegen immer wieder, seine Wirtschaft an die Strafmassnahme angepasst zu haben.
Ukraine meldet massiven russischen Beschuss – Polen aktiviert Luftverteidigung
Russland hat die Ukraine Medienberichten zufolge in der Nacht erneut mit massiven Angriffen aus der Luft überzogen. Im ganzen Land habe es Luftalarm gegeben, auch in weit von der Frontlinie entfernten Regionen im Westen der Ukraine, berichtete etwa «The Kyiv Independent». Bereits am Samstagabend hatte die ukrainische Luftwaffe demnach vor Bombern und Drohnen gewarnt, die Russland in verschiedene Regionen losgeschickt habe. Explosionen und Einschläge habe es etwa in Saporischschja, Lwiw, Iwano-Frankiwsk und der Region Tscherkassy gegeben. Auch in Kiew waren nachts laut der Nachrichtenagentur RBK-Ukraine Explosionen zu hören.
Bei Angriffen in der Region Tscherkassy wurden den Berichten zufolge vom Gouverneur zunächst mindestens drei Verletzte sowie Schäden an ziviler Infrastruktur gemeldet. Auch in anderen Gebieten gab es den Berichten nach Schäden.
Kampfpilot kommt ums Leben
Wie die ukrainische Armee auf Telegram schreibt, war die gesamte Luftverteidigung damit beschäftigt, die rund 500 Angriffe abzuwehren. Dabei kamen auch F-16-Kampfjets zum Einsatz. «Leider mussten wir einen schmerzlichen Verlust verkraften», schreiben die Streitkräfte. «Pilot Maksym Ustimenko (32) kam beim Einsatz ums Leben.» Sein Flugzeug sei von einem Geschoss getroffen worden und verlor rasch an Höhe.
Der Pilot habe selbst sieben Ziele abgeschossen und dann nach einem Treffer an seiner Maschine noch alles getan, um sein Flugzeug von einem Wohngebiet wegzulenken. Der Offizier habe es dann aber nicht mehr geschafft, sich aus dem Kampfjet herauszukatapultieren. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sprach der Familie des Piloten sein Beileid aus.
Unter Berufung auf die polnischen Streitkräfte hiess es in den Berichten, als Reaktion auf die Angriffe im Westen des Nachbarlandes – das dort an Polen grenzt – seien Kampfjets zusammengezogen und die Luftverteidigung vom Boden aus aktiviert worden.
Über 100'000 russische Soldaten bei Pokrowsk zusammengezogen
Russland hat eine grosse Menge Soldaten bei Pokrowsk im Osten der Ukraine zusammengezogen. Das hat der ukrainische Armeechef Aleksandr Sirski (59) laut «Kyiv Independent» verkündet. Demnach sollen sich bereits rund 111'000 russische Kämpfer dort versammelt haben. Russland versucht seit Monaten, die umkämpfte Stadt in der Region Donezk einzunehmen. Auch in das benachbarte Gebiet Dnipropetrowsk versuchen die Truppen von Kremlchef Wladimir Putin (72) verstärkt vorzustossen. Sirski hatte im Mai erklärt, die Lage in Pokrowsk habe sich stabilisiert.
Sirski erklärte, warum die Russen den Vorstoss in die Oblast Dnipropetrowsk wagen. «Um einen psychologischen Effekt zu erzielen: den berüchtigten Fuss des russischen Soldaten dorthin zu stellen, eine Flagge aufzupflanzen und einen weiteren Pseudo-Sieg auszuposaunen», so der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte. Sirskis Kommentare spiegeln die jüngsten Äusserungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin (72) wider. der in einer Rede am 20. Juni behauptete: «Wo immer ein russischer Soldat seinen Fuss setzt, ist russisches Land.» Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (47) konterte am nächsten Tag und versprach «ukrainische Drohnen für jeden Fuss eines jeden russischen Soldaten».
Odessa von russischen Kampfdrohnen angegriffen
Russische Kampfdrohnen haben in der Nacht die südukrainische Hafenstadt Odessa angegriffen. In der Stadt habe es eine Reihe von Explosionen gegeben, dazu seien in einigen Stadtteilen Brände ausgebrochen, berichteten die ukrainischen Medien sowie Bürgermeister Hennadi Truchanow. «Odessa, sei wachsam. Begebt euch an sichere Orte», schrieb Truchanow auf der Plattform Telegram.
Nach offiziellen Angaben wurden mindestens zwei Menschen getötet und sechs weitere Bewohner verletzt. Unter den Verletzten sind zwei Kinder im Alter von sieben und vier Jahren. Mindestens fünf Menschen seien aus einem brennenden Haus gerettet worden.
Ukraine zerstört zwei SU-34-Bomber
Das ukrainische Militär und der Geheimdienst haben nach eigenen Angaben bei einem Angriff auf einen russischen Militärflugplatz mehrere Kampfjets zerstört oder beschädigt. Getroffen worden seien Jagdbomber auf dem Flugplatz Marinowka im südrussischen Gebiet Wolgograd, teilte der Generalstab in Kiew mit. Nach Angaben des Geheimdienstes SBU, der ebenfalls an der Aktion beteiligt war, wurden bei dem Angriff zwei Maschinen zerstört und zwei weitere beschädigt. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.
Die verschiedenen Einheiten haben Langstreckendrohnen für die Attacke auf die Jets eingesetzt. Der Angriff habe auf dem Flugzeug zudem ein Feuer entfacht.
Das russische Verteidigungsministerium hat sich bisher noch nicht zum Angriff geäussert.