Das bewirken Strafzölle
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In 90 Sekunden erklärt:Das bewirken Strafzölle

Wegen Trumps Zöllen
Solothurner Maschinenbaufirma muss 45 Stellen abbauen

Die Schweizer Industrie ist unter Druck. Jüngstes Beispiel: Die Agathon AG aus Bellach SO leidet unter schlechter Konjunktur und der zollbedingten Verunsicherung ihrer Firmenkunden. Eine Restrukturierung ist nötig. Der CEO warnt vor langfristigen Folgen.
Publiziert: 04.09.2025 um 16:52 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2025 um 17:18 Uhr
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Bei Agathon AG im solothurnischen Bellach kommt es zu einer Massenentlassung. 45 Angestellte verlieren ihren Job.
Foto: PD

Darum gehts

  • Zollregime von Trump stellt Schweizer Industrie vor ernste Herausforderungen
  • Agathon AG als Beispiel: Weltmarktführer für Hightech-Maschinen in der Krise
  • 45 von 218 Stellen werden abgebaut, Kurzarbeit seit Frühjahr 2024
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Das Zollregime von US-Präsident Donald Trump (79) stellt die Schweizer Industrie vor ernste Herausforderungen. Die Auswirkungen auf Unternehmen und Beschäftigte zeichnen sich immer deutlicher ab. 

Ein trauriges Beispiel dafür ist die Agathon AG aus Bellach SO. Die Firma ist laut eigenen Angaben Weltmarktführer bei Hightech-Maschinen für das Präzisionsschleifen von Wendeschneidplatten und auch bekannt für ihre Maschinen für hochpräzise Laserbearbeitung von kleinen mechanischen Teilen.

Doch wegen der weltweiten Krise in diversen Industriezweigen und der damit verbundenen schwachen Nachfrage aus Kernmärkten wie Deutschland und China kämpft die Firma seit längerem mit grossen Problemen. Die jetzt wegen der Zölle in einer Massenentlassung kulminieren. «Wir müssen leider 45 unserer 218 Stellen abbauen», bestätigt Agathons CEO und Mehrheitsaktionär Michael Merkle (63) auf Anfrage von Blick.

Die Mehrheit der Stellen sollen noch im September abgebaut werden, die restlichen über die kommenden 18 Monate. Diese betreffen Mitarbeitende im besonders hart getroffenen Bereich Maschinenbau, aber auch solche im Geschäftsbereich Precision-Parts und in der Verwaltung. Ein Sozialplan sei in Arbeit.

Die Industrie schlittert in eine Rezession

Laut Merkle befinden sich zahlreiche Mitarbeitende schon seit Frühjahr 2024 in Kurzarbeit. Doch länger geht es nicht: Die Höchstbezugsdauer für Kurzarbeitsentschädigung ist aktuell auf 18 Monate beschränkt. 

Merkle hofft, dass die politischen Initiativen für die Verlängerung der Bezugsdauer auf 24 Monate durchkommen: «Das würde Unternehmen mehr Zeit geben, sich zu restrukturieren und an veränderte Marktstrukturen anzupassen.»

Die Gewerkschaft Angestellte Schweiz hatte kritisiert, dass Agathon genau dies während der Kurzarbeitsphase versäumt habe, unterstützt aber die Vorstösse für die Möglichkeit zu 24 Monaten Kurzarbeit. Merkle weist den Vorwurf von sich: «Wir haben diverse Bereiche wie Service oder Komponenten, die vernünftig laufen. Aber das Investitionsgut Maschinen ist im aktuell unsicheren wirtschaftlichen Umfeld schwach nachgefragt.» Viele Firmenkunden halten sich mit Investitionen zurück – erst recht seit Trumps Zollhammer. Positive Zahlen aus Fernost machen die Rückgänge aus Europa und USA längst nicht wett, für eine weitere Diversifizierung brauche es mehr Zeit.

Die Verunsicherung im Markt lässt sich belegen: Der Branchenverband Swissmem hat für die Schweizer Tech-Industrie im zweiten Quartal 2025 einen Einbruch der Auftragseingänge von 13,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal festgehalten. Der massive Abwärtstrend erhöhe das Risiko einer Industrie-Rezession.

Die Industrie braucht Lösungen für diese turbulente Phase

«Der Standort Schweiz darf sich keine Deindustrialisierung erlauben», warnt Merkle. Denn der Abbau von Stellen schaffe ein langfristiges Problem: «Wenn wir Maschineningenieure, Physiker, Monteure und mehr abbauen müssen, dauert es extrem lange, solche Stellen wieder zu besetzen.»

Angestellte Schweiz sieht das gleich. Es gehe jetzt darum, gemeinsam Lösungen zu finden, um die Schweizer Industrie durch diese turbulente Phase zu führen.

Die Gewerkschaft warnt, dass der Fall Agathon kein Einzelfall sei und ähnliche Nachrichten in den kommenden Monaten zunehmen könnten. Dies führe zu wachsenden Sorgen, Ohnmachtsgefühlen und Wut unter den Beschäftigten.

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